Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens - Tom Barbash

  • Promigeschichten aber miese Handlung

    Anton Winter ist der Sohn von Buddy den Talkmaster, der mitten in der Sendung einen Nervenzusammenbruch hatte und die Sendung verließ und sich anschließend auf ein Jahr der Selbstfindung begab. Anton der gerade aus Afrika zurückkam, wo er um ein Haar an Malaria gestorben währe, soll nun aber gleich wieder für Buddy tätig sein und ihm so eine neue Show besorgen. Dies ist jedoch unter den gegebenen Umständen alles andere als einfach. Denn Buddy ist noch immer sehr labil und mögliche Sender doch eher skeptisch. So setzt Anton und seine Mutter alles dran ihn als normal und gesund zu verkaufen und ziehen sämtliche Strippen die sie finden können, reaktivieren alte Kanäle, Bekannte und Freund. Als sie dann endlich einen Sendplatz samt Show haben geht der Kampf um Gäste und Quoten weiter. Der große Hammer soll eine Show mit allen Beatles werden. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse.


    Der Autor wollte eine Vater Sohn Beziehung erzählen, was er jedoch getan ist einfach sämtliche Promis jener Zeit aufzuzählen, die ganzen ach so coolen Clubs, Theater, Kinos, Broadway-Stücke, Filme, Songs und wirklich jede Tratsch und Klatschgeschichte aus der Yellopress noch mal breitzutreten. Keine Frage der Autor hat einen flüssigen Schreibstil jedoch verrent er sich in eine ganz andere Geschichte als die er schreiben wollte.


    Die eigentliche Handlung ist dermaßen flach und oberflächlich, dass man als Leser irgendwann einfach nur noch fürchterlich gelangweilt ist. Und anstelle einer Vater Sohn Beziehung versucht der Autor die Seiten mit jede Menge Tratsch und Klatsch aus jener Zeit zu füllen. Ganz ehrlich da hätte man sich auch sämtliche bunten Blätter schnappen können und diese durchblättern. Das hätte keinen Unterschied gemacht. Grad mal die letzten 50 Seiten konzentriert er sich auf die Hauptgeschichte, nur um dann erneut abzuschweifen.


    Hatte mich schon darauf gefreut eine Entwicklungsgeschichte zu lesen. Jedoch waren nicht nur die Handlung flach sondern auch die Figuren nicht wirklich gut ausgearbeitet. Der Autor hat viel zu Zeit und Energie darauf verwendet wirklich sämtlich Promis und deren Geschichte und Auf und Ab hier zu verbraten. Weder der Buddy der Vater noch Anton und auch nicht John Lennon waren besonders tiefgründig ausgearbeitet.


    Was mir hingegen richtig gut gefallen hat war das Cover. Nur leider reicht ein wirklich gutes Cover nicht um eine schnell zusammengeschusterte Geschichte zu tragen.


    Fazit: Für jemanden der sich für Promigeschichten begeistern kann, mag dies ein tolles Buch sein. Für all jene jedoch, die auf eine tiefgreifende Geschichte mit gut ausgearbeiteten Figuren aus sind wird dieses Buch eine herbe Enttäuschung sein. Denn weder die Geschichte noch die Figuren können dieses Buch retten. Mag das Cover noch so toll sein, aber was nützt es wenn der Autor einfach viel zu wenig Energie auf die wirklich wichtigen Figuren verwendet. Also von meiner Warte aus ist dieses Buch nur bedingt zu empfehlen. Ich war am Ende nicht nur gefrustet sondern richtig gehend enttäuscht.

    :(:(:(

    ASIN/ISBN: 3462053116

  • Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens – Tom Barbash

    Verlag: Kiepenheuer&Witsch, 2020

    352 Seiten

    Übersetzt von: Michael Schickenberg


    Kurzbeschreibung:

    Dieser Roman ist eine Hommage an das New York der späten Siebzigerjahre: das Showbusiness boomt, die Hochzeit des Fernsehens ist angebrochen, die Kennedys kämpfen erneut um den Posten des Präsidenten der Vereinigten Staaten und Yoko Ono wird weiterhin für das Aus der Beatles verantwortlich gemacht. Mittendrin: Familie Winter. Wir schreiben das Jahr 1979 in New York City, als der 23-jährige Anton Winter zurück vom Freiwilligendienst in Afrika wieder nach Hause ins berüchtigte New Yorker Dakota Building zieht. Antons Vater ist der berühmte Late-Night-Show-Moderator Buddy Winter. Er hatte erst kürzlich einen Zusammenbruch live im Fernsehen erlitten, jetzt soll Anton seinem Vater wieder auf die Beine helfen, genauer gesagt: seiner Karriere. Eine Mission, bei der ihm solch illustre Persönlichkeiten wie Johnny Carson, Ted und Joan Kennedy – allesamt Bekannte der Winters – helfen könnten. Doch der größte Hoffnungsträger für Anton ist Nachbar und Freund John Lennon, denn mit einem Comeback der Beatles in Buddys neuer Show würden die Einschaltquoten durch die Decke gehen. Je mehr Anton jedoch in die berufliche und spirituelle Neuerfindung seines Vaters involviert wird, desto mehr stellt er seinen eigenen Weg infrage.


    Über den Autor:

    Tom Barbash ist der Autor eines preisgekrönten Romans, eines Kurzgeschichtenbands und eines Sachbuchs über 9/11, das ein New York Times-Bestseller war. Aufgewachsen in Manhattan, lebt er derzeit in Kalifornien.


    Über den Übersetzer:

    Michael Schickenberg, geboren 1975, übersetzt aus dem Englischen und Norwegischen und arbeitet als freier Lektor. Er studierte Anglistik/ Amerikanistik, Germanistik und Skandinavistik in Greifswald, den USA, Norwegen und Spanien.


    Mein Eindruck:

    Am Buch hat mir die Grundidee gut gefallen. Der Protagonist ist durch seinen als Talkshow-Moderator bekannten Vater schon immer in der Nähe von Promis gewesen und so war es für ihn normal, mit so jemand berühmten wie seinen Nachbarn John Lennon rumzuhängen.


    Die Handlung ist Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger Jahre angesiedelt und der Autor trifft das Gefühl dieser Zeit gut. Jedenfalls so wie ich sie in Erinnerung habe, wobei der Roman natürlich mehr die amerikanische Stimmung der Zeit wiedergibt.


    Das komplizierte Vater-Sohn-Verhältnis, das immerhin ein wichtiges Element im Buch bedeutet, hat mich aber ratlos zurückgelassen. Was dafür entschädigt, sind die interessanten Passagen über das Late Night-Genre.


    Den ruhigen Erzählton, der in der Übersetzung Michael Schickenberg spürbar ist, habe ich gemocht.

    Ich werde daher 7,5 von 10 Punkten geben.

  • Liebenswürdig, aber keine Offenbarung


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    Die Frage „Beatles oder Stones?“ ist mir nicht sehr oft gestellt worden, aber wenn, dann habe ich mit „Weder, noch“ geantwortet. Ich mochte die Musik beider Bands nie besonders (die der Stones aber noch etwas weniger), aber sie haben fraglos Geschichte geschrieben - und sehr, sehr viele Musiker inspiriert (von denen mir dann wieder einige gefallen haben, nehme ich an). Doch man muss kein Beatles-Fan sein, um mit diesem Buch etwas anfangen zu können, das im Original „The Dakota Winters“ heißt.

    Am 8. Dezember 1980, zehn Jahre nach dem Ende der Pilzköpfe, wurde John Lennon in New York erschossen, vor einem Appartementhaus mit dem Namen „The Dakota“ am Central Park West. In diesem legendären, im viktorianisch-neoklassizistischen Stil erbauten Gebäude, in dem sich viele Luxuswohnungen befinden, wohnte er mit Yoko Ono. Er war und ist längst nicht der einzige prominente Bewohner (Yoko Ono wohnt immer noch dort), aber ein gewisser Buddy Winter hat mit seiner Familie niemals im Dakota gelebt.

    Zwei Jahre vor den (überwiegend erfundenen) Geschehnissen, von denen Tom Barbash in diesem recht angenehmen Roman erzählt, hat Buddy Winter vor laufender Kamera live seine eigene Karriere als Fernsehtalkmaster vorläufig beendet. Nachdem er noch die Frage „Was mache ich hier eigentlich?“ ins Mikrofon raunte, kletterte er von der Bühne und ging mitten durchs Publikum davon. Er stieg in einen Bus und meldete sich erst sehr viel später bei seiner irritierten Familie. Buddy Winter, so beliebt und bekannt wie Johnny Carson, brauchte eine mehrere Monate währende Auszeit. Die Branche – und seine Familie – hielt es für eine Krise, und so auch der Sohn Anton, inzwischen 23 Jahre alt und soeben aus Gabun zurückgekehrt, wo er nach dem Abgang seines Vaters für die Peace Corps tätig war und sich eine lebensbedrohliche Malaria eingefangen hat.

    Anton, der der Ich-Erzähler des Romans ist, war die rechte Hand seines Vaters, schrieb Gags und Sketche für die „Buddy Winter Show“, buchte Gäste und organisierte vieles. Während sich Anton, mehr oder weniger freiwillig heimgekehrt, über die eigene Zukunft Gedanken macht, geht es allen anderen vor allem um die seines Vaters. Buddy Winter glaubt, er könne ein Comeback feiern, möglichst wieder mit Anton als Sozius, und der Hammer wäre eine Reunion der Beatles in der neuen Show, schließlich wohnt Lennon im selben Haus und ist mit den Winters befreundet. Anton hat dem Ex-Beatle Segelunterricht erteilt und war mit ihm auf einem legendären, sturmgepeinigten Törn in Richtung Bermudas (den es tatsächlich gegeben hat, aber ohne einen Anton Winter an Bord).

    Der Roman mischt dieserart verbriefte Ereignisse mit frei und ziemlich frech erfundenen, enthält großartige, oft sehr witzige Dialoge und Namedropping in hoher Schlagzahl, aber die Erzählung, die eigentlich im Kern stehen sollte, nämlich die vom Coming-of-Age des sich an all diesen Promibiografien entlang emanzipierenden Prominentensohns Anton Winter, die gerät dabei oft ins Hintertreffen. Es gibt Liebeleien, Freundschaften, originelle Erlebnisse, Zweifel, viele Begegnungen mit bekannten Persönlichkeiten und einen Abriss der Geschehnisse jenes Jahres, in dem nicht nur Lennon starb, sondern zum Beispiel die Olympiade in Moskau boykottiert wurde und Reagans erste Präsidentschaft begann. Tom Barbash lässt das Manhattan dieser Zeit recht anschaulich wieder aufleben, eine oft sehr schmutzige und gefährliche Region, in der allerdings bereits die Gentrifzierung einsetzte. Aber irgendwie will weder ein echtes nostalgisches Gefühl aufkommen, noch fiebert man je wirklich mit Anton, und am Ende wird zusammengefasst und abgehakt, worauf man sehr lange hingelesen hat.

    Bleibt ein schön ausgestattetes, liebenswürdiges, aber etwas unbefriedigendes Buch, das vermutlich umso besser funktioniert, je mehr eigene Erinnerungen man wiedererkennt. Wie es sich für einen echten Fan anfühlt, erfundene Dialoge mit Lennon zu lesen, kann ich mir kaum vorstellen, aber als in dieser Hinsicht unvoreingenommener Leser hat mir dieser Teil am wenigsten bedeutet. „Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens“ liest sich überwiegend gut, hängt im letzten Drittel zuerst ein wenig durch und mogelt sich dann etwas durchs viel zu hastige Ende, aber wenn man sich für die Zeit und/oder die Beatles und/oder das Showbusiness und/oder New York interessiert, macht man mit diesem Roman nichts falsch. Eine (literarische) Offenbarung ist er aber nicht, dafür sind die vielen, vielen Zutaten nicht perfekt genug verarbeitet.