Der Fuchs und Dr. Shimamura - Christine Wunnicke

  • ASIN/ISBN: 3937834761

    Produktinformation

    • Gebundene Ausgabe: 144 Seiten
    • Verlag: Berenberg Verlag GmbH; Auflage: 1 (4. März 2015)
    • Sprache: Deutsch


    Klappentext:

    Vom Fuchs besessen, und das auch noch in Japan! Klarer Fall für Neurologen mit geschärftem Sinn für Menschen - vorzugsweise Frauen - neben der Spur. Dr. Shimamura (den es wirklich gab) reist in der Abendröte des 19. Jahrhunderts durch die Provinz, wo das burleske Krankheitsbild zur Folklore gehört. Ein liebestoller Student begleitet ihn, geht aber bald verloren, dafür fängt der Doktor sich selbst einen Fuchs ein (den es vielleicht auch gab). Da hilft nur noch Europa, und so flieht Shimamura auf Bildungsurlaub gen Westen, besteht neurologisch aufschlussreiche Abenteuer in Paris, Berlin und Wien. Allein, der Fuchs lässt ihn nicht los - auch nicht Jahrzehnte später zurück in Japan, wo sich dieses seltsame Leben, beäugt von allerhand weiblichem Familienanhang, seinem Ende zuneigt. Und so bleibt der Fuchs der unsichtbare Protagonist dieses zauberhaft fernöstlich getönten Gegenwartsromans.


    Über Christine Wunnicke - aus wikipedia:

    Christine Wunnicke (* 1966 in München) ist eine deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin.

    Leben

    Wunnicke studierte in Berlin und Glasgow Linguistik, Altgermanistik und Psychologie. Seit 1991 arbeitet sie als freie Autorin für Hörfunksender und veröffentlichte Radiofeatures und Hörspiele. Neben einer Biografie über den Kastraten Filippo Balatri erschienen eine Reihe von Romanen und eine Novelle. Wunnicke lebt in München.


    Inhaltliche Schwerpunkte

    Unter Christine Wunnickes Figuren finden sich ein schottischer Rockmusiker, die zwei Filmpioniere Selig und Boggs und der japanische Nervenarzt Shimamura. Ihre Figuren sind oftmals „nicht nur exzentrisch und mit einer jeweils sehr besonderen Obsession gesegnet, sondern auch historisch verbürgt“, entwickeln jedoch in den Büchern ein Eigenleben.[1] Es sind, wie die Autorin selbst feststellt, „zerfallende Personen, fragmentierte Figuren“.[2] Immer wieder beschreibt sie „Zwischenzustände, Grenzüberschreitungen, zweifelhafte Identitäten, Doppelgänger.“[2]


    Meine Meinung:

    Ein interessantes Buch, manchmal zäh zu lesen, manchmal anstrengend. Es geht um einen japanischen Neurologen, der in Japan über Fuchsgeister forscht, um Neurosen und Hysterie. Er lebt in erstickender Nähe von 4 Frauen auf einem schmalen Grad zwischen Normalität und Wahnsinn. In seiner Jugend verbrachte er eine Zeit in Europa zu Forschungszwecken.

    Bei seiner Forschung über Fuchsgeister wird er von einem Assistenten begleitet, der sich in amouröse Abenteuer verstrickt und stirbt. Sein Tod – Unfall oder Mord – wird später auf eine überraschende Wendung aufgeklärt am Ende des Buches.


    Das Buch ist skurril, poetisch und fein formuliert, teilweise mühsam durch langwierige medizinische Passagen. Es gibt einen schönen Eindruck in japanische Sitten und Kultur.


    Zitate:

    S. 11" Auch hielt sie die vier Frauen nicht von Dr. Shimamura fern. Sie rumorten, während er neben seinem Schreibtisch im Rattansessel saß und auf das Fenster blickte, an vier verschiedenen Stellen im Haus, und bald würden drei von ihnen durch die Tür hereinkommen, um nach ihm zu sehen. Hanako und Yukiko waren beide schon weit über achtzig. Hanako war, wie ihr Sohn, asthenisch und lang. Yukiko, eine weiche Kugel, kam gelassener durch den Tag. In seinen Träumen verschmolzen sie oft zu einer einzigen Muttergestalt, die sich abwechselnd dehnte und ballte..."


    S. 46 "Ein Leben, fand Hanako, zumal das eines gebildeten Mannes und insbesondere das ihres Sohnes, sollte unter einem einfachen Motto stehen. Dieses Motto, so hatte sie nach langen Überlegungen und nach der Lektüre sehr vieler Romane herausbekommen, musste in gewisser Weise edel, in gewisser Weise auch verzweiflungsvoll sein. .."


    S. 56" Die ägyptischen Zigaretten waren aufgeraucht. Die zwei japanischen Romane, die ihm die unfreundliche Fremde, mit der er verheiratet war, ohne ein Lächeln mit auf den Weg gegeben hatte, waren ausgelesen, vergessen und verloren..."