Produktinformation
Taschenbuch: 188 Seiten
Verlag: epubli; Auflage: 2 (13 März 2020)
ISBN-10: 3750292507
ISBN-13: 978-3750292505
Kurzbeschreibung
In der Nacht vom 20. auf den 21. April 1945 endet das Leben des siebenjährigen Sergio im Keller einer Hamburger Schule. Zusammen mit neunzehn weiteren Kindern wird er von SS-Männern ermordet, die die Spuren unmenschlicher medizinischer Versuche für immer vernichten wollen.
Diese Novelle zeichnet seine wahre Lebensgeschichte nach, stellvertretend für die Kinder, die mit ihm ums Leben kamen. Sie erinnert an die Kinder vom Bullenhuser Damm und ein grausames Verbrechen, das wir nie vergessen dürfen.
Die Autorin
Ulrike Schimming (*1967 in Hamburg) studierte Italianistik, Germanistik und Philosophie in Hamburg, Florenz und Stuttgart. Während ihrer Dissertation begann sie, als Übersetzerin aus dem Italienischen zu arbeiten. Seitdem hat sie zahlreiche Kinder- und Jugendbücher, Romane, Sachbücher, Comics und Graphic Novels aus dem Italienischen und Englischen übersetzt. 2018 erhielt sie den Deutschen Jugendliteraturpreis in der Sparte Sachbuch für ihre Übersetzung "Der Dominoeffekt" von Gianumberto Accinelli. 2017 veröffentlichte sie ihren ersten Roman "Glaube Liebe Stigmata" und schaffte es damit auf die Shortlist des Deutschen Selfpublishing-Preises 2018.
Meine Meinung
Sergio De Simone ist sieben Jahre alt, als er in den letzten Zügen des Krieges, wenige Tage vor der kampflosen Übergabe Hamburgs an die Engländer, zusammen mit neunzehn weiteren Kindern in einem trostlosen Kellergewölbe erhängt wird. Ein Kind, gerade mal sieben Jahre alt! Was für Menschen sind zu solch einem Verbrechen bar jeder Menschlichkeit fähig, und warum? Seit Jahrzehnten, allein mehrfach in der Schule, später im Studium und immer wieder auch privat, habe ich mich mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt und vergeblich versucht, das Unfassbare zu erfassen. Letztlich sind es Bücher wie dieses, die den sechs Millionen Opfern Gesichter verleihen, indem sie kleine, aus dem ungeheuren, ob seiner Dimension unbegreiflichen Gesamtbild des Holocaust herausgebrochene Mosaiksteinchen aufgreifen und uns damit schmerzlich den menschlichen Wesen hinter den fast abstrakt erscheinenden Zahlen nahebringen.
Ulrike Schimming schildert den Weg Sergios aus seiner Geburtsstadt Neapel über Triest und die Hölle von Ausschwitz bis ins KZ Neuengamme und zur schließlich letzten Station seines Lebens, der Schule am Bullenhuser Damm. Erzählt wird sein Martyrium aus unterschiedlichen Perspektiven, der seiner Mutter, der von wohlmeinenden und gleichgültigen Wegbegleitern, seiner eigenen und nicht zuletzt der des mitleidlosen Nazi-Arztes, für den die Versuche an den Kindern nur einen Schritt die Karriereleiter hinauf bedeuten sollten. Frau Schimming verzichtet dabei auf den erhobenen Zeigefinder ebenso wie die Schilderung von Grausamkeiten, sondern überlässt es der Fanatasie und der Empathie des Lesers, sich ein eigenes Urteil zu bilden. Es wird deutlich genug ausfallen.
Dieses Buch ist beileibe kein Lesevergnügen, es soll und kann seinem Inhalt nach auch gar keines sein. Dennoch finde ich es auch für die (durchaus legitimen!) Eskapisten unter uns wichtig, für diese Lektüre einmal aus der Komfortzone herauszutreten und uns selbst etwas zuzumuten. Und sei es nur aus Respekt für Sergio und die neunzehn anderen Kinder.
Ich komme auf meinen Corona-Spaziergängen mindestens einmal die Woche an diesem düsteren, bedrückenden Bau vorbei, der bis 1986 weiter als Schule diente und heute neben der Gedenkstätte eine Kita beherbergt. Mir ist nicht klar, ob das Schicksal der Kinder vom Bullenhuser Damm vor allem im lokalen Umfeld oder in ganz Deutschland bekannt ist - falls nicht, sollte Ulrike Schimmings Buch dazu beitragen.
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ASIN/ISBN: 3750292507 |