Bücher mit "Lesepausen" genießen

  • Bewusste Lesepausen lege ich dafür häufig zwischen zwei Büchern ein. Dann kann die gerade beendete Geschichte "sacken", bis ich gedanklich wieder bereit für eine neue Lektüre bin.

    Das ist ein sehr schöner Gedanke! Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, auch nur einen Tag ohne ein Buch auszukommen, das zumindest mit Lesezeichen vor dem ersten Kapitel auf mich wartet. Die Figuren und Handlungen des Letzgelesenen sacken lasse ich bei profanen Tätigkeiten wie z.B. Haushalt, Fahren, Spazierengehen, Wandern u.ä, auch schon während der Lektüre.

    Ich halte dieses Nachleben der Bücher aber für unerlässlich. Je besser (ganz subjektiv gesehen) ein Buch ist, desto intensiver "sackt" es.

  • Ob Romame von mir mit Lesepausen gelesen werden "wollen", kommt ganz auf das Buch an. Es passiert immer wieder und ist unabhängig vom Genre. Es ist jedenfalls kein negatives Qualitätsmerkmal, im Gegenteil.

    Das will ich doch wirklich nochmal ganz dick unterschreiben. :writeBei mir ist es nämlich auch so, dass ich gerade „gute“ Bücher mit wesentlich mehr Pausen lese, als andere, die einfach so dahinfließen, deren Inhalt aber auch bald wieder vergessen ist. Ich brauche vor allem immer dann bewusste Lesepausen, wenn mich ein Buch beschäftigt und mein Kopf zu tun hat, die Eindrücke, Emotionen und Informationen zu verarbeiten. Je nach Buch und auch danach, wie mein Leben außerhalb des Lesens aussieht, passiert diese Verarbeitung „nebenbei“ - oder eben auch nicht.


    Außerdem habe ich an mir festgestellt, dass ich unbewusst längere Lesepausen einlegte, wenn sich in tolles Buch dem Ende entgegenneigt. Da siegt dann bei mir der Wunsch, die Lesezeit möge noch länger dauern über die Neugierde, wie es wohl ausgeht. Da muss ich dann manchmal wirklich ganz bewusst zum Buch greifen.


    Als ich den Thread las, musste ich schmunzeln. Vor kurzem habe ich nämlich das Buch Alte Sorten mit der Querbeet-LR gelesen und da ist mir extrem aufgefallen, wie viele Lesepausen ich bei diesem Buch gebraucht habe. Das Buch ist toll, sehr sinnlich, sehr atmosphärisch und vor allem sehr dicht geschrieben. Da sitzt jeder Satz, ja jedes Wort. Es wird wenig erklärt und noch weniger geredet, so dass ganz viel im Kopf der LeserInnen passiert. Ein tolles Lesevergnügen, aber für mich sehr anstrengend. Mehr als ein, zwei, max. drei der wirklich kurzen Kapitel ging da nicht - dementsprechend habe ich sehr lang dafür gebraucht. Aber das stört mich dann auch nicht - diese Zeit will ich einem guten Buch auch zugestehen.


    ASIN/ISBN: 3832183817

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Ich mag das schnelle Lesen wie im Rausch, gelingt aber nur bei für mich leichter Lektüre. Wobei je älter ich werde, desto langsamer werde ich ;-) Für mich anspruchsvollere Bücher oder auch Sachbücher, die ich allerdings selten lese, werden mit Pausen gelesen:-)

  • Ich lese Bücher eigentlich immer durch. Je nachdem wie sehr mich das Buch fesselt schneller oder langsamer.


    Lesepausen mache ich nur bei Büchern, von denen ich das Gefühl habe, dass sie mich mehr fordern als ein "normales" Buch, also z.B. Bücher, die in einer etwas älteren Schreibweise mit vielleicht noch älteren Formulierungen und Satzstellungen verfaßt sind, an die ich mich erst gewöhnen muß. Da lese ich dann zur Entspannung gerne mal etwas "Einfacheres" zwischendurch, sozusagen um meinen Kopf wieder zu entspannen.

    Aus diesem Grund habe ich z.B. lange an Bleak House von Charles Dickens gelesen, weil ich mich mit seiner Art zu schreiben schwer getan habe, das Buch aber unbedingt lesen wollte. Und Krieg und Frieden von Tolstoi ist aus dem selben Grund ein Langzeitprojekt geworden... ;)

    "Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder!" (Dante Alighieri)