Nulluhrzug - Juri Buida

  • Verlag: Aufbau, 2020

    Gebundene Ausgabe, 142 Seiten

    Übersetzung: Ganna-Maria Braungardt


    Kurzbeschreibung:

    Die Siedlung Nummer 9 ist ein kleines Glied in der endlosen Kette des Gulag-Systems. Ihre Einwohner haben nur eine Aufgabe: Sie müssen täglich um null Uhr einen rätselhaften Zug passieren lassen. Niemand weiß, wohin er fährt, und was er in seinen plombierten Güterwagen befördert. Die Leute leben ihren Alltag, trotz Hunden und Stacheldraht. So verdreht die schöne, verheiratete Jüdin Esphira allen Männern den Kopf. Auch Don Domino, der als Letzter in der Siedlung zurückbleibt, ist ihr verfallen. "Nulluhrzug" ist ein gewaltiger Roman über die Gewalt von Diktaturen - bewegend und unvergesslich.


    Über den Autor:

    Juri Buida wurde 1954 in Snamensk, im Kaliningrader Gebiet, geboren. Nach dem Studium in Kaliningrad war er Fotojournalist, Journalist und stellvertretender Chefredakteur einer Regionalzeitung. Seit 1991 lebt Buida in Moskau, wo er für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften tätig ist. Er veröffentlichte seitdem mehrere Romane und Erzählungen, die vielfach ausgezeichnet wurden.


    Über die Übersetzerin:

    Ganna-Maria Braungardt, geboren 1956, studierte russische Sprache und Literatur in Woronesh (Russland). Seit 1991 arbeitet sie als freiberufliche Übersetzerin und übertrug u. a. Ljudmila Ulitzkaja, Boris Akunin, Jewgeni Wodolaskin und Leonid Zypkin ins Deutsche. Ganna-Maria Braungardt lebt in Berlin.


    Mein Eindruck:

    Nulluhrzug ist ein düsteres Werk, dessen Ästhetik aus Sätzen besteht, die gewaltige Bilder im Kopf des Lesers erzeugen. Es erinnert an die Filme von Bela Tarr, nur das wir hier in der Sowjetunion sind. Juri Buida hat es 1993 geschrieben.


    Die beklemmende Umgebung der Siedlung 9 nahe eines Gulags lässt für die wenigen Einwohner wenig Hoffnung übrig.


    Jahrelang hat in diesem Kaff nur gezählt, die Gleise in Ordnung zu halten, damit Punkt Null Uhr ein geheimer Zug durchfahren konnte. Tag für Tag.

    Dieser Anweisung haben die Leuten gehorcht, ohne etwas in Frage zu stellen, schließlich ist es die Stalinzeit. Diese Menschen sind Außenseiter und ihr Leben besteht schließlich nur noch auf das Warten des Zuges, der nie im Ort hält. Offensichtlich ist der Zug ein Teil des Systems.

    Das gilt auch für Iwan Ardabjew, oft auch Wanja genannt. Seine Eltern waren Volksfeinde, er blieb als Waise zurück und engagiert sich schließlich am meisten für den Nulluhrzug.

    Die Jahre vergehen. Siedlung 9 wird in Laufe der Zeit leerer. Manche der Bewohner sind gestorben, manche verzogen, verschwunden, verduftet.

    Wer geblieben ist, gehört zu den Verlorenen. Es wird ein toter Ort!

    Der Autor zeigt das deutlich. Bis dann nur noch Iwan bleibt und ein letztes Zusammentreffen mit dem Nulluhrzug!


    ASIN/ISBN: 3351037856