Verdunstete Literaturkritik?

  • Es gibt mehr Crossover, mehr Hybride, mehr verschwimmende Grenzen

    Leider wird genau dieser Aspekt bei derartigen Diskussionen von der Literaturkritik wie auch von Leser*innen viel zu oft vernachlässigt – als gäbe es nur seichte, belanglose Unterhaltungsliteratur auf der einen und hochanspruchsvolle, schwer verdauliche Kost auf der anderen Seite.


    Genau das ist der Grund weswegen ein Literaturpreis für mich eher zur Abschreckung dient.

    Dabei ist die Literaturpreis-Landschaft doch so abwechslungsreich und vielfältig. Es werden längst nicht nur Preise für Hochliteratur vergeben, sondern auch für Genre-Literatur wie Krimis, Fantasy, Science Fiction und sogar Liebesromane. Die Longlists diverser Preise sind für mich immer eine gute Anregung für neues Lesefutter (und relevanter als die o. g. Literaturkritik). :)

  • Ich lese nur noch selten Literaturkritiken, und auch in anderen Medien reizt es mich nicht sonderlich. Ich finde "meine" Bücher über Erwähnung im Forum oder bei Freunden, Klappentexte, durch stöbern und auch über "Kunden, die diesen Artikel gekauft haben, kauften auch". Dann lese ich 1-2 ausführlichere Rezensionen, werfe einen Blick auf die negativen Bewertungen und entscheide mich schließlich. Meistens innerhalb meiner Lieblingsggenre, aber über Leserunden, Events oder weil ich Abwechslung brauche quer durch den Garten.


    Nur - die typischen Lieblingskinder der professionellen Rezensenten sind da höchst selten dabei. Ich will unterhalten werden. Das kann sowohl seicht als auch anspruchsvoll sein. Mein aktuelles Hörbuch ist "Earl of Night", weil ich dabei bedenkenlos kochen, autofahren und aufräumen kann. Bei meinem aktuellen Lesebuch "Der Sturz von Hyperion" muss ich viel mehr aufpassen, da es eher anspruchsvolle SF ist. Trotzdem ist es spannend und unterhaltend.


    Die Auswahl ist inzwischen unheimlich groß, da finden sich vermutlich weniger Menschen, die über realistisch dargestellte Probleme anderer Menschen lesen wollen. Meine Mutter hatte mir mit 14 "Jenseits von Eden" in die Hand gedrückt, als ich mal wieder nichts zu lesen hatte - sowas wollte ich heute nicht mehr lesen, da gebe ich offen zu dass es mir zu anstrengend und deprimierend ist. Hingegen habe ich mit 20 aus einer Laune heraus "Der alte Mann und das Meer" gelesen, nachdem ich zuvor meine Francoise Sagan Phase hatte, und fand es großartig.


    Ich bin froh über jedes Buch, welches meine Kinder (und andere Menschen) freiwillig lesen. Nach jahrelangem "nur Mangas" hat meine Kleine sich "Das Tagebuch der Anne Frank" gewünscht und durchgelesen und danach "Oliver Twist". Man sollte einfach nicht den Fehler machen, von trivialen Büchern auf triviale Menschen zu schließen.

    “You can find magic wherever you look. Sit back and relax all you need is a book." ― Dr. Seuss

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  • Ich habe mit der Literaturkritik schon immer das Problem gehabt, dass ich das, was da empfohlen wurde nicht lesen mag. Eine Preisverleihung führt bei mir gerne dazu das Buch nicht mehr zu lesen.

    Ich vermute mal, dass es mehr Leuten geht wie mir...

    Schön, dass Dich bei Rebekka Makkai nicht abgeschreckt hast, dass ihr Buch auf der Shortlist für den Pulitzer Preis war. :) Und vielleicht hat es Dir bewiesen, dass man auch bei solchen Büchern abtauchen kann.

  • Es braucht Leute, die gute Bücher angemessen reflektieren, aber Menschen, die nach Aufstehlaune entscheiden, wer verrissen wird oder mit wem man befreundet sein will, die können umschulen.

    Das ist der Ausgangspunkt der erforderlichen Veränderung. Der zweite Teil dazu ist für mich, dass Literaturkritik adressatenorientierter arbeitet, und sich dabei in der Wahl des Kommunikationsstils, der Kommunikationsform und der -medien an ihren Zielgruppen orientiert.

  • Eigentlich müßte er Dir doch sympathisch sein: er provoziert gerne und in der Regel benennt er Schund und Schmonzetten als solche. :grin

    Das was Herr Scheck Schund und Schmonzette nennt ist ausschließlich seine subjektive Sichtweise, die er aber kaum argumentativ untermauert.


    Ich sage lediglich meine Meinung, wenn das als Provokation aufgefasst wird muss ich damit leben. Aber so ist das wohl in diesem Forum, Meinungen gegen die hM hier werden eben nicht gern gesehen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

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  • Das was Herr Scheck Schund und Schmonzette nennt ist ausschließlich seine subjektive Sichtweise, die er aber kaum argumentativ untermauert.


    Ich sage lediglich meine Meinung, wenn das als Provokation aufgefasst wird muss ich damit leben. Aber so ist das wohl in diesem Forum, Meinungen gegen die hM hier werden eben nicht gern gesehen.

    Ich habe nicht gesagt, dass Du provozierst. Ich habe lediglich angenommen, dass Du, da Du Dich an anderer Stelle als „bösartige Kampfmaschine“ bezeichnet hast, jemand sympathisch finden könntest, der gerne provoziert (ob mit der eigenen Meinung oder der seiner Zuarbeiter). :knuddel1


    Hilf mir aber bitte mal auf die Sprünge: was ist hM?

  • Schön, dass Dich bei Rebekka Makkai nicht abgeschreckt hast, dass ihr Buch auf der Shortlist für den Pulitzer Preis war. :) Und vielleicht hat es Dir bewiesen, dass man auch bei solchen Büchern abtauchen kann.

    Das war mir in dem Fall tatsächlich egal, es ist mir von so vielen Seiten empfohlen worden, das musste ich versuchen. Und lustigerweise mag ich die meisten Bücher, die im Eisele Verlag erscheinen. Ich hab hier auch noch Hotel du Lac von Anita Brookner liegen, das hat in den achtzigern auch nen Preis gewonnen ;-)

  • Das ist der Ausgangspunkt der erforderlichen Veränderung. Der zweite Teil dazu ist für mich, dass Literaturkritik adressatenorientierter arbeitet, und sich dabei in der Wahl des Kommunikationsstils, der Kommunikationsform und der -medien an ihren Zielgruppen orientiert.

    Dei Zielgurppenorientierung hab sogar ich gelernt. Auf nem Seminar zum Schreiben von technischer Dokumentation :lache

  • Pelican

    hM = herrschende Meinung

    :licht Da hätte ich wahrlich drauf kommen können.


    Ich finde schon, dass bei den Eulen andere Meinungen als die herrschende gern gesehen und geschätzt werden. Sonst hätten wir nicht so viele lebendige Diskussionen. Klar bekommt man Gegenwind. Aber das ist im echten Leben ja auch so. Und in der Gegend, in der ich lebe, ist man da nicht zimperlich. Da erntet man auch mal ein derb direktes „der hen se wohl ins Hern gschisse“ :lache oder da wo ich meistens arbeite ein „bisch doch nedd recht bacha“ :lache