Willi Achten - Die wir liebten

  • Titel: Die wir liebten

    Autor: Willi Achten

    Verlag: Piper

    Erschienen: März 2020

    Seitenzahl: 384

    ISBN-10: 3492059945

    ISBN-13: 978-3492059947

    Preis: 22.00 EUR


    Das sagt der Klappentext:

    Die Siebziger in der westdeutschen Provinz. Ein Dorf, in dem die Zeit stillzustehen scheint. Für Edgar und seinen Bruder Roman ist das Leben überschaubar und gut. Bis sich ihr Vater am Maifest in die Tierärztin verliebt und die Familie verlässt. Die Mutter zieht sich immer mehr in ihren Lotto-Laden zurück. Die Jungen sind bald sich selbst überlassen. Schließlich steht das Jugendamt vor der Tür, um Edgar und Roman in den Gnadenhof zu holen.


    Der Autor:

    Der Autor wuchs in einem Dorf am Niederrhein auf. Er studierte in Bonn und Köln. Jetzt lebt er im niederländischen Vaads bei Aachen.


    Meine Leseeindrücke:

    Dieser Roman versetzt uns in das Deutschland der Siebziger Jahre, in das Deutschland wo „Dalli Dalli“ mit Hans Rosenthal noch als gute Unterhaltung galt, in das Deutschland mit dem Misstrauensvotum gegen Willi Brandt und einer Vergangenheit die viele einfach nur noch vergessen wollten – daran hat sich bis heute aber nichts geändert.

    Alte Nazis sind in den Heimen für sogenannte „schwererziehbare oder verwahrloste Jugendliche“ als Erzieher tätig. Die Heimleiter – in diesem Falle ein Pastor – scheint ungestraft seinen pädophilen Neigungen nachgehen zu können.

    Die Kinder und Jugendliche werden nicht erzogen – sondern unterdrückt, niedergemacht und ihrer Persönlichkeit beraubt.

    Willi Achten schildert wie eine Familie auseinanderfällt und wie die Brüder Edgar und Roman darunter leiden. Diese Schilderung ist mit viel Empathie geschrieben, driftet aber zu keiner Zeit in Sentimental oder Weinerliche ab. Vielmehr wirkt alles sehr realistisch und authentisch. Wenn man diese Zeit damals bewusst erlebt hat, dann wird man kaum der Ansicht sein, alles wäre frei empfunden.

    Einige mir ganz viel Dreck am Stecken hatten sich wieder gut in dieser Bundesrepublik eingerichtet und waren natürlich nur kleine Fische und Mitläufer – und waren natürlich alle aktive Widerstandskämpfer. Die Gesellschaft war eben seinerzeit genauso verlogen wie sie es auch heute ist.

    Ein beeindruckender Roman der sicher eine ganze Zeit im Gedächtnis bleiben wird. 8 Eulenpunkte.


    ASIN/ISBN: 3492059945

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Endlich bin ich dazu gekommen, dieses Buch zu lesen, das ich schon lange auf dem Zettel hatte. Alles Wesentliche dazu ist bereits von Voltaire gesagt worden (s.o.), daher brauche ich es nicht zu wiederholen. Noch erwähnenswert ist allerdings der mitreißende Duktus des Autors, der den Leser sofort packt. Insbesondere der letzte Teil des Buches ist zudem ein stilistisches Glanzstück, ein gutes Beispiel für mutige Erzählkunst.


    Sehr lesenswert.

  • Autor:

    Willi Achten wuchs in einem Dorf am Nieder­rhein auf. Er studierte in Bonn und Köln. Seit den frühen 1990er-Jahren ist er als Schriftsteller tätig. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne. Willi Achten lebt im niederländischen Vaals bei Aachen. (Quelle: PIPER)

    Inhalt:

    Die Siebziger in der westdeutschen Provinz. Ein Dorf, in dem die Zeit stillzustehen scheint. Für Edgar und seinen Bruder Roman ist das Leben überschaubar und gut. Bis sich ihr Vater am Maifest in die Tierärztin verliebt und die Familie verlässt. Die Mutter zieht sich immer mehr in ihren Lotto-Laden zurück. Die Jungen sind bald sich selbst überlassen. Schließlich steht das Jugendamt vor der Tür, um Edgar und Roman in den Gnadenhof zu holen. Ein Heim, in dem die Methoden der Nazis fortbestehen. (Quelle: PIPER)

    "Ländliche Provinz, Familientraumata, revoltierende Jugendliche: Trotz dieser Zutaten ist Willi Achtens „Die wir liebten“ kein herkömmlicher Coming-of-Age Roman – denn er beleuchtet ein dunkles, weitgehend verdrängtes Kapitel der Bundesrepublik.", sagt Ursula März im Deutschlandfunk über dieses Buch. Und die Autorin Sylvie Schenk meint dazu: „Ein spannender Entwicklungsroman und ein Soziogramm der 70er. Willi Achten schreibt Szenen, die man nicht mehr vergisst. Diese beiden Brüder werden die Leser lange begleiten.“

    Beide haben recht. In glühenden Bildern erzählt Willi Achten von einem spannungsvollen Jahrzehnt, dem unauflösbaren Band zwischen Geschwistern und vom Aufbruch einer Generation, die dem dunklen Erbe ihrer Eltern mit aller Entschiedenheit entgegentritt. Selten wurde eine so traurige, eine dermaßen unter die Haut gehende Geschichte aus der nahen Vergangenheit unseres Landes so einfühlsam und erzählerisch gekonnt präsentiert wie in diesem Roman.


    Ich habe das Buch verschlungen - hin und her gerissen zwischen Wut, Verzweiflung und Mitgefühl. Absolute Leseempfehlung!


    ASIN/ISBN: 3492059945

  • Ich habe das Buch im letzten Jahr angefangen, aber wieder weglegen müssen. Ich werde es später irgendwann nochmal bzw. zu Ende lesen, wenn es mir nicht so nahe geht. Das war mir damals zu viel, einfach auch, weil es so großartig und passend geschrieben ist.