Zum Autor:
"Lec, Stanislaw Jerzy, 1909 in Lemberg geboren, 1966 in Warschau gestorben, Polens wichtigster Aphoristiker dieses Jahrhunderts, dessen „unfrisierte Gedanken“ zunächst in der Bundesrepublik, dann auch in anderen Ländern populär wurden, hatte als Lyriker debütiert, übersetzte deutsche Gedichte und Stücke (Brecht) und schrieb außer Gedichten auch Kurzprosa, satirische Epigramme u.ä. Seine Aphorismen kennzeichnen Prägnanz, Esprit und Liebenswürdigkeit; sie sind trotz aller Schärfe und Treffsicherheit menschenfreundlich."
(aus: Bedenke, bevor du denkst. Herausgegeben von Karl Dedecius. Frankfurt 1995. S. 318)
Zum Buch:
Diese Ausgabe ist nur ein Beispiel, Lec' "unfrisierte Gedanken" sind mehrfach herausgegeben worden, man findet die Bücher auch antiquarisch. Karl Dedecius bürgt für brilliante und adäquate Übersetzung.
In diesen Aphorismen zu stöbern finde ich immer wieder anregend. Immer, wenn ich Lec mal wieder lese, finde ich ein paar andere Aphorismen, die gerade besonders gut auf meine Gedanken oder auf die aktuellen Ereignisse passen.
Ein paar Beispiele:
Ohne die Kenntnis der fremden Sprache wirst du niemals das Schweigen des Ausländers verstehen können.
Sie betrachten mich durch ein Vergrößerungsglas: um mich kleinzukriegen.
Wirf den Stein als erster! Sonst bist du für sie ein Epigone.
Worte seien überflüssig? Und wo brächte man unter, was zwischen den Worten steht?
"Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit!" Aber wie gelangen wir zu den Tätigkeitswörtern?
Nach dem "letzten Schrei" der Literatur erwarte ich gewöhnlich ihren letzten Atemzug.