ungekürzte Lesung
16:16 Stunden (engl. Fassung)
Sprecher: Santino Fonatana
engl. Hörprobe bei audible.de
16:34 Stunden (dt. Fassung)
Sprecher: Uve Teschner
dt. Hörprobe beim Oetinger Verlag
Zum Inhalt (vom Oetinger Verlag)
Ehrgeiz treibt ihn an.
Rivalität beflügelt ihn.
Aber Macht hat ihren Preis.
Es ist der Morgen der Ernte der zehnten Hungerspiele. Im Kapitol macht sich der 18-jährige Coriolanus Snow bereit, als Mentor bei den Hungerspielen zu Ruhm und Ehre zu gelangen. Die einst mächtige Familie Snow durchlebt schwere Zeiten und ihr Schicksal hängt davon ab, ob es Coriolanus gelingt, seine Konkurrenten zu übertrumpfen und auszustechen und Mentor des siegreichen Tributs zu werden.
Die Chancen stehen jedoch schlecht. Er hat die demütigende Aufgabe bekommen, ausgerechnet dem weiblichen Tribut aus dem heruntergekommenen Distrikt 12 als Mentor zur Seite zu stehen – tiefer kann man nicht fallen. Von da an ist ihr Schicksal untrennbar miteinander verbunden. Jede Entscheidung, die Coriolanus trifft, könnte über Erfolg oder Misserfolg, über Triumph oder Niederlage bestimmen. (…)
Zur Autorin (vom Oetinger Verlag)
Suzanne Collins, 1962 geboren, begann ihre Karriere Anfang der 90er-Jahre als Drehbuchautorin für das amerikanische Kinderfernsehen. 2003 veröffentlichte sie mit dem Roman »Gregor und die graue Prophezeiung« den ersten Band einer fünfteiligen Abenteuer-Reihe, die sich schnell zum internationalen Bestseller entwickelte. 2009 erschien »Die Tribute von Panem. Tödliche Spiele«
Zum Sprecher (von Wikipedia)
Santino Fontana ist ein US-amerikanischer Schauspieler und Sänger, der schon am Broadway auftrat und Prinz Hans in "Frozen" sprach. Für seine Rolle im Musical "Tootsie" wurde er mit einem Tony Award ausgezeichnt.
Meine Meinung
Als ein Vorläufer zu den „Tributen von Panem“ angekündigt wurde, hatte ich gemischte Gefühle. Die Trilogie ist mir in guter Erinnerung und die wollte ich mir nicht zerstören lassen. Die Neugier auf die Vorgeschichte siegte jedoch und auch wenn mich dieses Buch nicht so ganz überzeugen konnte, ist es eine interessante Ergänzung der Geschichte.
Das neue Buch beginnt im Kapitol, das von dem vor zehn Jahren beendeten Krieg noch schwer gezeichnet ist. Im Mittelpunkt steht der gerade 18-jährige Coriolanus Snow, der kurz vor dem Schulabschluss steht. Coriolanus wächst mit seiner Cousine bei der gemeinsamen Großmutter auf, beide habe ihre Eltern im Krieg verloren. Einigen früher sehr mächtigen Familien steht der soziale Abstieg bevor, auch der von Coriolanus, während andere aus dem Krieg viel Kapital schlagen konnten. Eine Familie namens Plinth aus Distrikt Zwei konnte sich im Kapitol Einfluss kaufen, zum großen Entsetzen von Coriolanus und seiner Großmutter. Dementsprechend behandelt Coriolanus seinen Klassenkameraden Sejanus Plinth mit viel Verachtung.
Es dauerte lange, bis ich bei der Erwähnung des Namens Coriolanus nicht mehr das Bild des weißhaarigen Donald Sutherland vor Augen hatte, der den erwachsenen Coriolanus Snow in der Verfilmung der Tribute spielt.
Die alljährlichen „Spiele“ stehen an und es wurde entschieden, dass auserwählte Schüler aus der Abschlussklasse der Eliteschule im Kapitol jeweils ein Tribut betreuen sollen. Coriolanus gehört auch dazu, wird jedoch ausgerechnet dem weiblichen Tribut Lucy Gray Baird aus dem verarmten Distrikt Zwölf zugeteilt und rechnet sich somit die geringsten Chancen auf einen Sieg aus. Dabei benötigt er ein Stipendium, um überhaupt studieren zu können.
Lucy entpuppt sich jedoch als chancenreicher und interessanter als Coriolanus es sich in seinen kühnsten Träumen hätte vorstellen können. Durch den Kontakt zu mehr oder weniger Gleichaltrigen aus den Distrikten verändert sich die Einstellung nicht weniger Menschen im Kapitol zu den Tributen und den Distrikten überhaupt. Das wiederum stößt bei der Regierung natürlich auf wenig Gegenliebe, denn dort sollen mit den geschickt manipulierten Schülern immer perfidere Methoden der Unterdrückung und Gestaltung der Spiele entwickelt werden.
Die völlig irre und perfide Leiterin der Spiele trägt ironischerweise den Namen Volumina Gaul – den gleichen wie die Mutter von Coriolanus in dem gleichnamigen Stück von Shakespeare. Mit dieser Figur konnte ich tatsächlich wenig anfangen, weil sie auf mich eindimensional böse und hasserfüllt wirkte. Unvorstellbar manipulativ und dabei sehr geschickt langfristig strategisch agierend.
Die Handlung war im ersten Drittel sehr überzeugend, dann kommt es zu deutlichen Längen in der Mitte und das Ende mag zwar dramaturgisch konsequent sein, von der Charakterentwicklung fand ich es jedoch unglaubwürdig und zu sprunghaft. Andererseits kann ich mir natürlich nicht vorstellen, wie es in jemandem aussieht, der noch jung im Krieg beide Eltern verlor und dann im Kapitol bei einer sehr nationalistischen Großmutter aufwuchs, während man in der Schule ständig nicht mehr vorhandenen Wohlstand vortäuschen muss und jedes Wort, jede Geste auf die Goldwaage gelegt wird. Coriolanus wird in einem Haifischbecken groß, bekommt jedoch durch den engen Kontakt zu Lucy und Sejanus Einblicke in das Leben und die Motive von Menschen auf der anderen Seite. Gleichzeitig Opfer des Systems für den man ein gewisses Mitgefühl aufbringt und auch dessen Handlanger, dann in zunehmendem Maße immer aktiverer Täter, ist es gruselig dem Wandel tatenlos zuzuschauen.
Sowohl Lucy als auch Sejanus sind sehr interessante Figuren, über die ich gerne deutlich mehr erfahren hätte. Der Vergleich zu Katniss und Peeta liegt nahe, doch ist die Beziehung zwischen Coriolanus und Lucy von Anfang an ganz unterschiedlich. Coriolanus ist der festen Überzeugung, dass die Menschen in den Distrikten minderwertig sind und es gibt nicht drei Bände, in denen die Beziehung der beiden sich so intensiv entwickeln könnte. Im Vergleich zu Lucy und Sejanus wirkt die Figur von Coriolanus über sehr weite Strecken eindimensional, obwohl seine Entwicklung im Buch deutlich mehr Raum hat als die der beiden anderen zusammen. Alle drei besitzen zu Beginn des Buchs trotz den Erlebnissen in ihrer Kindheit und Jugend noch eine gewisse Naivität und Unschuld.
Im Gegensatz zur Trilogie sind die Leser diesmal nicht mit den Hauptfiguren aus dem ärmsten Distrikt in der Arena und fiebern um deren Überleben. Ganz im Gegenteil ist man meist Beobachter von außen und hofft, dass die ausgerechnet jene Figur, die in der Trilogie für die brutale Unterdrückung steht, zum guten Samariter werden möge.
Angesichts der Corona-Pandemie hat das Buch ein sehr aktuelles Thema: Wie weit darf ein Staat für die (vermeintliche) Sicherheit seiner Bürger gehen? Wie geht man mit Minderheiten um und sozial Schwächeren? Die Botschaft der Regierung von Panem ist klar: umso drastischer die Maßnahmen, umso deutlicher die Macht des Kapitols zur Schau gestellt wird, umso besser. Dazu passt auch der Name „Peace Keepers“ für die Soldaten, die in den Distrikten eher weniger für Frieden sorgen sollen, sondern für Ruhe, problemlose Ausbeutung und deutliche Zurschaustellung der Macht des Kapitols.
Natürlich dürfen viele Anspielungen auf spätere Ereignisse nicht fehlen und Suzanne Collins legt mal geschickt mal bemüht wirkend viele Fährten für die Leser der Trilogie. Einige der Stellen lasen sich leider fast wie schlechte Fan Fiction.
Der englische Titel ist perfekt gewählt und wundervoll mehrdeutig. Balladen, Singvögel und Schlangen tauchen reichlich auf, oft sehr unerwartet. Der deutsche Titel „Das Lied von Vogel und Schlange“ wirkt im Vergleich sehr farblos und es gibt definitiv mehr als eine Schlange. Die Lieder spielen eine wichtige Rolle im Buch und sind mit viel Leidenschaft geschrieben, diese Abschnitte werden mir in guter Erinnerung bleiben.
Im letzten Abschnitt ging es mir in mancher Hinsicht deutlich zu schnell und einige Entwicklungen hätte ich mir anders gewünscht. Fast wirkte es, als wäre nicht mehr genügend Zeit bzw. Raum gewesen, um das Ende überzeugender einzuleiten oder als ob es unbedingt so rasch so kommen musste. Insbesondere von der Charakterentwicklung von Coriolanus bin ich auch mit mehreren Wochen Abstand sehr enttäuscht.
Mit dem Perspektivwechsel von Katniss Everdeen zu Coriolanus Snow musste natürlich auch ein männlicher Sprecher für das Hörbuch gefunden werden. Santino Fontana kannte ich bisher nicht und auch wenn er an sich kein schlechter Sprecher ist, für dieses Buch ist er meiner Meinung nach eine Fehlbesetzung. Mal abgesehen von der Frage, ob niemand beim Verlag merkte, dass er von den Spielen von Pan Am sprach, fehlte mir auch oft das Einfühlungsvermögen und die Lieder entweder völlig monoton runterzuleiern oder eines zu rappen empfand ich als unpassend.
Fazit
Einerseits ein interessantes Thema, andererseits hat es so ein Buch natürlich auch schwer den sehr hohen Erwartungen gerecht zu werden. Ich bereue nicht, es gelesen zu haben, insbesondere wegen der Thematik persönliche Freiheit vs. öffentliche Sicherheit – aber einen weiteren Band aus der Reihe würde ich vermutlich nicht lesen bzw. hören. Insbesondere dann nicht, wenn wieder Santino Fontana der Sprecher wäre. Die deutsche Hörbuchfassung wird von Uve Teschner gelesen – alleine seinetwegen würde ich dann vermutlich tatsächlich mal zur Übersetzung greifen. (Wobei ich hoffe, dass der Text des Buchs weniger lieblos übersetzt ist als der Titel.)
ASIN/ISBN: B07V5PCDRN |
ASIN/ISBN: 383731149X |