Das Seidenraupenzimmer - Sayaka Murata

  • Gebundene Ausgabe: 256 Seiten

    Verlag: Aufbau Verlag, 2020

    Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe


    Kurzbeschreibung:

    Der neue Roman von Japans Erfolgsautorin Sayaka Murata erzählt die Geschichte zweier Außenseiter, Natsuki und ihr Cousin Yu, die sich jung verlieben und gemeinsam gegen eine Welt verbünden, die ihnen beileibe nicht nur Gutes will. Im alten Farmhaus der Familie, in dem früher die Seidenraupen ihren Dienst verrichteten, sind sie glücklich, denn sie sind beieinander. 20 Jahre später geht Natsuki an diesen Ort zurück ... Die Magie dieses Romans spinnt uns ein in einen irisierenden Kokon der Fremdheit und entlässt uns schließlich in eine Realität, in der alles möglich ist.


    Über die Autorin:

    Sayaka Murata wurde 1979 in der Präfektur Chiba, Japan, geboren. Für ihre literarische Arbeit erhielt sie bereits mehrere Auszeichnungen. Ihr Roman »Die Ladenhüterin« gewann 2016 mit dem Akutagawa-Preis den renommiertesten Literaturpreis Japans und war in mehr als einem Dutzend Ländern ein großer Erfolg.


    Über die Übersetzerin:

    Ursula Gräfe hat Japanologie, Anglistik und Amerikanistik in Frankfurt am Main studiert. Seit 1989 arbeitet sie als Literaturübersetzerin aus dem Japanischen und Englischen und hat neben zahlreichen Werken Haruki Murakamis auch Autoren wie Yasushi Inoue und Hiromi Kawakami ins Deutsche übertragen.


    Mein Eindruck:

    Die Ladenhüterin von Sayaka Murata war so ein grandioser Roman, dass es der Nachfolger natürlich ein wenig schwer hat. Die Autorin aber geht den Weg nach vorne und Das Seidenraupenzimmer ist ein völlig durchgeknallter, praller Roman mit brisanten Themen. Vermutlich werden viele Leser, die eher konventionelle Romane gewohnt sind, Probleme damit haben. Da ist dann nur die Frage, wann sie aussteigen werden. Freunde der japanischen Literatur hingegen könnte hier etwas besonderes finden.


    Man sollte das Buch aber nicht unterschätzen. Der Lebensverlauf der Protagonistin Natsuki verläuft nach einer schwierigen Jugend (inklusive Missbrauch) in ungewöhnliche Wege. War sie seit der Jugend in ihren Cousin Yu verliebt, heiratet sie schließlich einen Mann, der keine Interesse an Liebe und Sex hat. Nach Jahren trifft Natsuki ihren Cousin Yu wieder und aus dem Paar wird ein Trio, das einen ganz eigenen und eigenartigen Lebensweg findet.



    ASIN/ISBN: 3351037937

  • Ich finde japanische Romane immer ein wenig skurril, weil ich die japanische Gesellschaft und deren Art zu denken nicht wirklich verstehe. Das hat aber nur am Ende des Buches dazu geführt, dass ich den Inhalt etwas seltsam fand.


    Natsuki wächst in einer Familie auf, die sie eigentlich immer runter putzt. Ihre Mutter ist ganz besonders schlimm. Nichts, was Natsuki tut, kann ihre Mutter zufrieden stellen, ganz egal wie sehr sie sich anstrengt. Ihrem Cousin Yu geht es ähnlich. Er ist auch der Außenseiter der Familie. Also lassen sie ihre Fantasie spielen, weil sie besser damit klar kommen, dass sie vom Planeten Pohanpipinpopopia kommen und einfach nur ihr Raumschiff finden müssen, das sie nach Hause bringt. Aber das Raumschiff kommt nicht und Natsuki und Yu müssen in der Welt, die sie nicht verstehen und die sie nicht versteht, tagtäglich um ihr Überleben kämpfen.


    Der Anfang war ziemlich heftig, weil Natsuki richtig von ihrer Mutter und ihrer Schwester angegangen wird. Ich weiß nicht, in wieweit sie den japanischen Gebräuchen nicht entsprochen hat, daher kann ich mir kein Urteil erlauben, ob sie einfach schlecht behandelt wurde, oder ob es mit Mädchen wie ihr so üblich ist. Später wird Natsuki missbraucht und niemand glaubt ihr. Sie wird sogar so dargestellt, als wäre dies ihr großer Traum gewesen. Das war einfach furchtbar zu hören, daher würde ich Menschen, die mit Missbrauch und auch mit Mobbing ein Problem haben, von dem Buch generell abraten, denn der Missbrauch ist immer mal wieder auf die eine oder andere Art Thema, vor allem in Natsukis Handeln und Fühlen. Das Ende kam für mich ziemlich überraschend und war total skurril. Ich habe die Intention verstanden, aber ich hätte es mir weniger anschaulich gewünscht.


    Vera Teltz hat das Buch ganz großartig gelesen. Die Emotionen der einzelnen Figuren kamen sehr echt herüber, ganz egal, ob sie negativ oder positiv waren. Ich habe nun wieder eine Sprecherin mehr der ich gerne lauschen möchte.


    Trotz des schwierigen Themas hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich bin sehr froh, dass die Sprecherin mir das Lesen des fremden Planeten abgenommen hat, der doch ziemlich oft in dem Buch erwähnt wird. Ich hätte immer wieder gestockt und wahrscheinlich irgendwann abgebrochen, weil ich es total hinderlich finde, wenn man ständig wiederkehrende Worte nicht flüssig lesen kann. Obwohl ich das Ende nicht so wirklich gerne mochte, kann ich das Buch sehr empfehlen. Das erste Buch der Autorin „Die Ladenhüterin“ werde ich wohl auch beizeiten lesen oder hören.