Der Leopard - Giuseppe Tomasi di Lampedusa

  • Der Leopard


    Giuseppe Tomasi di Lampedusa


    Gebundene Ausgabe, 400 Seiten

    Piper; Auflage: 4. (2. September 2019)

    Übersetzer: Burkhardt Kroeber

    Originaltitel: Il Gattopardo


    ISBN 10: 3492059848

    ISBN 13: 978-3492059848

    Erschienen ebenfalls als ungekürztes Hörbuch, gelesen von Thomas Loibl (8 CDs, 576 Minuten) bei HörbuchHamburg


    Der Autor (Verlagsangabe)

    Giuseppe Tomasi, Herzog von Palma und Fürst von Lampedusa, wurde am 23. Dezember 1896 in Palermo geboren und starb am 23. Juli 1957 in Rom. Neben Erzählungen schrieb er innerhalb weniger Monate seinen einzigen Roman: „Der Leopard“. Ein Jahr nach seinem Tod veröffentlicht, wurde er zum Welterfolg.


    Inhalt (Verlagsangabe)

    „Der Leopard“ gehört schon bald nach seinem Erscheinen 1958 zur Weltliteratur. Inspiriert von der eigenen Familiengeschichte, gelingt Giuseppe Tomasi di Lampedusa der größte Italienroman unserer Zeit und eine schillernde Hommage an das Europa des 19. Jahrhunderts. Mit melancholischer Ironie schildert er den Niedergang des sizilianischen Adelsgeschlechts um Don Fabrizio, Fürst Salina. Die alte Ordnung ist in Gefahr: Tancredi, der Neffe und Ziehsohn des Fürsten, heiratet die verführerische, aber bürgerliche Angelica – das Ende der Feudalherrschaft kündigt sich an.

    Genau sechzig Jahre nach seinem ersten Erscheinen in Deutschland hat „Der Leopard“ nichts von seiner Aktualität verloren und zieht die Leser noch immer in seinen Bann.


    Meine Meinung

    Warum sollte heute irgendjemand ein Buch über einen italienischen Fürsten zur Zeit der Landung Garibaldis in Sizilien lesen?

    Das hätte ich mich auch gefragt, wenn ich nicht in einem Podcast der BR auf die oben beschriebene Lesung aus der Neuübersetzung des Leoparden gestoßen wäre. Ich war fasziniert.


    Thomas Loibls Lesung gibt dem Text einen mitreißenden Rhythmus und den Dialogen Witz, Eleganz und Ironie. Genauso werden die fürstlichen Paläste in ihrer Pracht und ihrem Verfall, die sizilianische Landschaft und das mörderische Klima lebendig und fast spürbar.

    Zudem ist der Inhalt nicht langweilig oder verstaubt, sondern immer wieder aktuell. Der fast absolute Herrscher über sein Fürstentum und seine Familie, Don Fabrizio muss mitansehen, wie eine Epoche zu Ende geht. Neue Ideen überschwemmen das Land. Sein geliebter Neffe Tancredi sieht die Entwicklung ebenfalls deutlich, es gelingt ihm jedoch, diese zu seinem Vorteil zu nutzen.

    Von Tancredi stammt auch der berühmt gewordene Satz: „Wenn wir wollen, dass alles so bleibt wie es ist, muss sich alles ändern“

    Eine Aussicht, die Don Fabrizio in tiefe Melancholie stürzt. Letztlich werden sich nur die Mächtigen ändern. Die Verhälnisse aber nicht.

    Ich habe hier ausnahmsweise parallel gelesen und gehört, weil jede Version ihren eigenen Reiz hat. Für mich bringt die Lesung die Schönheit dieser untergegangenen Welt deutlicher zum Ausdruck, während im Text der raffinierte Aufbau des Romans, die Metaphern und die vielen Anspielungen deutlicher werden.

    Mir haben auch die Erläuterungen am Ende sehr geholfen.

    Unbeding lesen!

    Wenn man so wenig über Italien im 19. Jahrhundert weiß wie ich, empfiehlt es sich, vorher ein wenig nachzulesen.


    Übrigens wurde der Roman 1963 von Luchino Visconti sehr erfolgreich verfilmt. Vielleicht kennt jemand den Film.

  • Womöglich hast du dann gleich zwei verschiedene Übersetzungen, Richie. Eine soll eher mäßig sein. Ich kenne ja nur die neue.

    Dann bin ich sehr gespannt, ob dir dieses Buch auch gut gefällt.


    Ob ich wohl noch einen Link zu den Hörbüchern machen sollte? Über das Hörbuch habe ich auch geschrieben. :gruebel

  • Hörbuch, das wird bestimmt auch jemanden interessieren, der hier nicht mitliest


    Ja, einmal hatte ich das Buch schon in der Hand, habe es dann nach ein paar Seiten weggelegt, kann mich aber nicht mehr erinnern an was es lag :gruebel:alter

  • Ich habe das Buch vor über 30 Jahren gelesen und fand es so großartig wie zeitlos. Ein Re-read 2014 auf Sizilien hat diesen Eindruck bestätigt.

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Meine Lektüre liegt ein paar Jahre zurück. Das Buch ist ein sprachlicher Genuss, dennoch fiel es mir schwer, der Geschichte zu folgen, weil mir schlichtweg Wissen über die Geschichte Siziliens fehlt. Sobald man sich auf die Erzählung einlässt, ohne alles recherchieren zu wollen, dann wird man mit einem besonderen Leseerlebnis belohnt.


    P.S. Ich möchte schwören, dass dieses Buch bereits vor unzähligen Jahren in der Büchereule besprochen wurde.

    Ist der Strang beim Forumsumzug verloren gegangen :gruebel?

  • P.S. Ich möchte schwören, dass dieses Buch bereits vor unzähligen Jahren in der Büchereule besprochen wurde.

    Ist der Strang beim Forumsumzug verloren gegangen :gruebel?

    Ohne Schwur, aber ich glaube, du hast recht. :gruebel

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Ich habe den "Gattopardo" in der Übersetzung von Giò Waeckerlin Induni gelesen und war (bin) absolut begeistert von dem Buch. Nicht begeistern oder gar überzeugen konnte mich diese Neuübersetzung von Burkhart Kroeber, auch wenn Fachleute (und solche, die sich dafür halten) mich deswegen wohl steinigen werden. > Hier in meiner Rezi < bin ich auch auf die Übersetzung eingegangen.


    Davon abgesehen: ein absolut grandioses Buch. :anbet

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")