Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
Verlag: Kremayr & Scheriau; Auflage: 1 (17. August 2015)
Über die Autorin
Marianne Jungmaier wurde 1985 in Linz (Österreich) geboren. Sie studierte Digitales Fernsehen und Filmwissenschaften und absolvierte einen Journalismus-Master-Lehrgang (Diplomfilm
'Grundverhältnisse' ), arbeitet seit 2011 als freie Autorin. Sie erhielt zahlreiche Stipendien, ihr Roman "Das Tortenprotokoll" wurde 2016 mit dem George Saiko-Preis ausgezeichnet.
Kurzbeschreibung
Der Tod der Großmutter lässt Friederike in ihren Heimatort zurückkehren. Dort hat sich wenig verändert: ein Elternhaus ohne Worte, emotionale kälte, Familienmitglieder, die ihren Schmerz mit
Rationalität betäuben. Der Tod hat in diesem Haus keinen Platz. Während der Vorbereitungen zum Begräbnis sucht Friederike mit ihrer Jugendliebe Tobias im Haus der Großmutter nach Erinnerungen und Geborgenheit. Unter nutzlos gewordenen Dingen findet sie ein altes Protokollheft, das neben Tortenrezepten auch den Hinweis auf ein anderes Leben enthält, eines, von dem niemand weiß.
Marianne Jungmaier hat die Sprache zu ihrem Werkzeug gemacht. Mit ihren Worten lässt sie ganze Welten entstehen, die eine unglaubliche Sogwirkung haben. Ein beeindruckendes Romandebüt über das österreichische Rezept, sich die Vergangenheit und deren Schmerz mit Torten und Tascherln vom Leib zu halten.
Meine Rezension
Das "Tortenprotokoll" ist mit seinen 208 Seiten eigentlich nur ein kleines, schmales Büchlein, aber es ist so mächtig wie eine dicke Sahnetorte.
Friederike wird - per E-Mail und ganz unpersönlich - von ihrer Mutter über den Tod der Großmutter informiert. Friederike hat den Heimatort, zum Unverständnis der Familie, schon lange verlassen und lebt fernab in der Stadt.
Der Umgang der Familie untereinander ist wie diese E-Mail: kalt und unpersönlich. Man kümmert sich zwar schon umeinander, arbeitet und versorgt sich. Es wird viel gebacken, gekocht und gegessen, aber die Seele erhält in dieser Familie irgendwie keine Nahrung.
Friederike läßt angesichts des Besuches im Dorf ihre Kindheit Revue passieren und bedauert auch, sich nicht mehr von der Großmutter verabschiedet zu haben. Doch irgendwie kommt sie mir mit ihrer Trauer überall "im Weg stehend" vor. Um sie herum wird gewuselt, das Erbe wird bereits aufgeteilt, der Leichenschmaus wird geplant, doch es redet keiner über Großmutter und seine Gefühle.
Einzig ihr Jugendfreund, der im Ort geblieben ist, ist noch für sie da. Mit ihm gemeinsam kann sie sich an ihre Großmutter erinnern und über sie reden. Beim Stöbern im Haus finde Friederike ein kleines Heftchen, das "Tortenprotokoll". Doch dieses Heft, enthält nicht nur die Rezepte für alle Leckereien, die die Großmutter immer gebacken hat, es enthält auch eine zweite Seite im Leben ihrer Großmutter. So wie es scheint, hat ihre Großmutter all die Jahre eine Art zweites Leben geführt...
Ich fand hier die Grundidee spannend und habe mich schon sehr auf die Lektüre gefreut. Doch letztlich konnte ich mich nicht ganz damit anfreunden. Die Schreibweise der Autorin passt natürlich zu den wortkargen und emotionsarmen Protagonisten, aber mir war es einfach zu spröde. Es ist die Geschichte eines Abschieds, die hier geschrieben ist, aber ich fand die Lektüre als deprimierend, ohne versöhnliche Elemente. Es war gut geschrieben, aber mir ist einfach nicht oft nach Büchern dieser Art und ich denke, ich habe es einfach zum falschen Zeitpunkt gelesen.
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ASIN/ISBN: 3218009960 |