Soko Heidefieber
Gerhard Henschel
Hoffmann und Campe
ISBN: 345500833X
288 Seiten, 18 Euro
785 KB, 12,99 Euro
Über den Autor: Gerhard Henschel, geboren 1962, lebt als freier Schriftsteller in der Nähe von Hamburg. Sein Briefroman Die Liebenden (2002) begeisterte die Kritik ebenso wie die Abenteuer seines Erzählers Martin Schlosser, die mit dem Kindheitsroman 2004 ihren Anfang nahmen. Henschel ist außerdem Autor zahlreicher Sachbücher. Er wurde unter anderen mit dem Hannelore-Greve-Literaturpreis, dem Nicolas-Born-Preis und dem Georg-K.-Glaser-Preis ausgezeichnet.
Amazon-Kurzbeschreibung: Kurz nach einer Lesung aus seinem neuen Kriminalroman Heidefieber wird der Schriftsteller Armin Breddeloh in einem Teich bei Bad Bevensen gefunden. Tot und mit zwei Glasaugen – genau wie ein Opfer in seinem Roman! Hauptkommissar Gerold und Oberkommissarin Ute Fischer aus Uelzen nehmen die Ermittlungen auf und haben einen ersten Verdacht: Missgönnte ein anderer Krimiautor dem Kollegen den Erfolg? Schon wenig später trifft es die Verfasser der Romane Spiel mir das Lied vom Westerwald und Showdown auf Juist, und auch am Tegernsee, im Fläming und in der Steiermark gibt es bald Opfer. Die SoKo Heidefieber tappt jedoch im Dunkeln und der vom Verband deutschsprachiger Krimiautoren engagierte Privatdetektiv erweist sich als Niete.
Wer den Titel des Buches liest und als begeisterter Fan von Regionalkrimis sofort zugreifen möchte, dem sei vorab gesagt, dass er unter diesen Voraussetzungen vielleicht ein ganz klein wenig enttäuscht sein dürfte. Tatsächlich finden sich auch in diesem Buch ziemlich fies konstruierte Morde und die Handlungsorte liegen zum großen Teil in der Provinz, doch es handelt sich bei „Soko Heidefieber“ um eine Persiflage auf Regionalkrimis.
Gerhard Henschel ist bekannt für seine Liebe zu Satiren und Grotesken und so nimmt er nun mit diesem „Überregionalkrimi“ die vielen Regionalkrimis, die sich seit einigen Jahren schon permanenter Beliebtheit erfreuen, aufs Korn - aufs Korn genommen hat sein Serienmörder die Autoren der Regionalkrimis. Er zieht meuchelnd durch das Land und lässt seine Opfer das gleiche Schicksal erleiden, das sie in ihren Büchern so phantasievoll und ausufernd unschuldigen Mitmenschen zugedacht haben. Auf seine Spur wird die „Soko Heidefieber“ angesetzt, die ihn unschädlich machen soll, aber erst einmal mit ganz eigenen Problemen zu kämpfen hat.
Eingeschoben in die Story ist die dramatische Reise des real existierenden Autors Frank Schulz, dessen unfassbare Abenteuer ratlos machen. Darf Gerhard Henschel das? Sind sie befreundet, verfeindet oder bekommt Frank Schulz Schmerzensgeld für die ihm fiktiv zugefügten Traumata?
Es hat mir sehr gut gefallen, wie viele Klischees der Autor aufgreift, wie z.B. die Mitarbeiter der Soko, die mit dümmlichen Vorgesetzten, den üblichen Drohungen von „ganz oben“ zu tun haben und deren Hauptfiguren sich dann noch ineinander verlieben, wobei die Ermittlerin zudem fast ständig Plattdeutsch spricht. Auch die überzogene Darstellung der einzelnen Autoren, die Entlarvung ihrer Selbstgefälligkeit, gegenübergestellt mit Leseproben ihrer arg naiv verschwurbelten Schreibweise ist zeitweise arg komisch.
Anfangs ist das alles urkomisch und es finden sich alle Elemente, die man von einem guten Kimi erwartet, doch es reiht sich ein Mord an den nächsten und es fehlt ein wenig an Spannung. Da ich keine Regionalkrimis lese, weiß ich auch nicht, ob es für die vielen Autoren vielleicht reale Vorbilder gibt, was die Beschreibung der Figuren durch die Wiedererkennung vielleicht interessanter machen würde.
Insgesamt ist dieser „Überregionalkrimi“ eine bewusste Aneinanderreihung von Klischees und überzeichneten Figuren, aber auch ein Feuerwerk an ideenreichen Morden und das ist allemal lesenswert - eher für Feinde, vielleicht aber auch für Freunde von Regionalkrimis.
6/10
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ASIN/ISBN: 345500833X |