Arthur Gordon Wolf - Mr. Munchkin

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    Wir befinden uns in einer nicht mehr fernen Zukunft, in der global agierende Megakonzerne die Regierungen als Exekutive abgelöst haben. Einer der größten Konzerne ist die UMC (United Merchandise Company). Den Hauptumsatz generiert UMC mit humanoiden und tierischen Replikanten, künstliche biomechanische Geschöpfe, die von ihren biologischen Ebenbildern kaum zu unterscheiden sind. In einer der zahllosen Tochterfirmen der UMC arbeitet Nora Hollister als Designerin für intelligente Damentaschen. Ihr bislang sorgenfreies Leben ändert sich dramatisch, als sie eines Tages ein Reparaturteam für ihre defekte Replikanten-Katze ruft. Die seltsamen Weißen Männer, die erscheinen, kommen allerdings nicht von der UMC. In Wahrheit sind sie Gefolgsleute einer uralten Gottheit, die durch milliardenfach gespielte Virtual-Reality-Spiele aus ihrem Schlaf gerissen wurde.

    Die Geschichte Mr. Munchkin spielt einige Monate nach der Novelle Die Weißen Männer.


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    Wer eine Katze bei sich wohnen hat, oder wem seine Katze gestattet bei ihr zu wohnen, der weiß das die felinen Geister sehr eigensinnig sein können. So auch der titelgebende Mr. Munchkin.


    Besagter Mr. Munchkin ist ein Replikant, Bezeichnung PPC-X, welcher das Leben von Nora Hollister mächtig auf den Kopf stellt. Wurden, wie in „Die weissen Männer“ ausführlicher beschrieben, die Replikanten durch den X-Virus zu unzurechnungsfähigen Bedrohungen für ihre Besitzer, so macht Mr. Munchkin auch keine Ausnahme. Nachdem er Noras neuste Bettgespielin zum Teufel gejagt hat, tauchen auch bei ihr die weissen Männer auf und versuchen Nora zu kidnappen. Doch haben sie da die Rechnung ohne Nora und ein paar andere Gegenspieler des UMC-Konzerns gemacht.


    Nach einem humorigen und sympathischen Vorwort des Autors, in dem er erklärt um was in seiner dystopischen Welt eigentlich geht, trifft man sofort auf Nora und die Story kommt ins laufen. Alles spielt direkt nach den Ereignissen in „Die weissen Männer“ und ich bin der Ansicht, man sollte die Novelle vorher gelesen haben. Denn auch wenn Autor Arthur Gordon Wolf dies nicht als unbedingt nötig erachtet, so erschließen sich dem Leser doch ein paar Dinge aus dem vorliegenden Roman ein wenig einfacher.


    Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und Wolf tanzt spielerisch, mit einer fast schon tänzelnden Einfachheit, stilsicher durch die Geschichte. Selbst das normalerweise schwer verdauliche Technobabble (und damit meine ich andere Autoren) klingt bei ihm wie das normalste Ding der Welt und wirkt nicht zwanghaft aufgesetzt um den Effekt des Komplexen künstlich zu produzieren.


    Die Gedankengänge seiner Hauptdarstellerin bewegen sich in ähnlich sarkastischen Bahnen, wie es schon bei Brendon Tolliver in „Die weisen Männer“ der Fall gewesen ist. Gerade dies verhilft der ganzen Sache zur oben bereits erwähnten Verspieltheit des Schreibstils, denn auch wenn die Welt recht kaputt und nicht wirklich wünschenswert erscheint, so machen sie gerade diese Einschübe ein wenig besser verdaulich.


    Action, weitere Weltenbildung und Ausweitung des UMC-Kosmos gehen recht homogen Hand in Hand. Auch wenn Mr. Munchkin nur der Katalysator für die ganzen Ereignisse ist und recht wenig Auftrittsmöglichkeiten hat, die „Madenjäger“ erst ganz zum Schluss Erwähnung und Definition erfahren, so ist alles dennoch eine Geschichte aus einem, wirklich sehr unterhaltsam gelungenen, Guss. Der Bezug zu H.P. Lovecraft war für mich allerdings bisher nur durch die cthulhuähnlichen Beschwörungsformeln der weissen Männer gegenüber Mr. Munchkin herstellbar.


    Teil Zwei ist bereits erschienen, und ich bin sehr gespannt was Nora in „Red Meadows“, dem Unterschlupf der „Feuerhüter“, erleben wird.


    Blitz Verlag


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