Sargons Vergeltung - Hermann R. Heim

  • Das Buch:


    Vor über 4000 Jahren versucht der sumerische Schreiber Enlilushaga, eine kleine Stadt in der Wüste am Rande Mesopotamiens gegen die Ränke des mächtigen Königs Sargon von Akkad zu verteidigen.
    Im Jahre 1921 kommt der englische Archäologe Stanford Lone in den Irak, um in eben jener Stadt nach dem Tontafelarchiv zu suchen, das der Schreiber hinterlassen hat. In der kleinen Oase Bir al-Khamr, als Gast seines Freundes Richard Pauling, eines englischen Diplomaten, beginnt er seine zunächst vielversprechende Arbeit. Doch dann trifft er Virginia wieder, jene Frau, in die er sich mitten im Krieg verliebt und die er schon lange verloren geglaubt hat. Obwohl sie die Frau Paulings geworden ist, entflammt Lones Liebe aufs Neue. Doch zur Katastrophe kommt es erst, als die ansässigen Beduinen Virginia entführen, um sie als Geisel gegen die britische Besatzungsmacht zu gebrauchen. Lone scheint der einzige, der sie retten kann und gleichzeitig die Gefahr eines Krieges der Beduinen gegen die gutbewaffneten Briten abwenden kann - dafür aber muß er sich einer tödlichen Herausforderung stellen. Nachdem es ihm gelungen ist, das Geheimnis von Enlilushagas Stadt zu lüften, läuft er jetzt Gefahr, alles zu verlieren - die Stadt, Virginia, sein Leben.
    "Sargons Vergeltung" ist eine spannende Abenteuer- und Liebesgeschichte, die vor dem Hintergrund der Gründung des Staates Irak spielt. Dabei entführt der Roman den Leser an die verschiedensten Schauplätze zu den verschiedensten Zeiten - in das alte Zweistromland König Sargons, in die Ruinenstätten untergegangener Kulturen, auf die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs bis zum Finale in der irakischen Wüste.


    Der Autor:


    Der Autor, Jahrgang 72, lebt wie ich in Leipzig und ist inzwischen ein guter Kumpel von mir!


    Wie wir erst später festgestellt haben, waren wir zur gleichen Zeit an der berühmt berüchtigten ABF "Walter Ulbricht" in Halle und erlebten dort den Zusammenbruch der DDR an einer der hochrötesten Bildungseinrichtungen des Landes.
    Ansonsten klassischer Werdegang nach der Wende: Archäologiestudium, rumgejobt, Bücher geschrieben und sein Glück mit BoD versucht. Wie erfolgreich, könnt Ihr Euch sicher denken!


    Es gibt auch eine Webseite: Hermann R. Heim


    Meine Meinung:


    Tja, auch für Hermann gilt, was Tom mal irgendwo schrub: mit BoD schaffste es in deinem Bekanntenkreis auf vielleicht 300 Bücher - und dann ist Schluß.


    Natürlich hätte ich diesen Roman nie gelesen, wenn ich Hermann nicht persönlich kennengelernt hätte, wenn ich nicht bei Lesungen von ihm gewesen wäre. Aber, das muss ich zugeben, ich bin froh, daß ich durch diesen Zufall schon zwei Bücher von ihm verschlungen habe - denn diese waren für mich eine echte Bereicherung!


    Erstmal muss ich sagen: der Mann kann Geschichten erzählen! Zweitens, ich habe in diesem Buch viel über die Entstehung des Staates Irak erfahren und überhaupt darüber, wie das Schicksal der arabischen Völker am Anfang des 20. Jahrhundert in den Händen der Weltmächte lag, wie diese verraten und verkauft wurden. Und sicher ist das heute noch so - aber das gehört nicht hierher!


    Hermann verbindet das Schicksal eines Engländers in den 20er Jahren, der als Archäologe Arabien bereist und sich mehr als Beduine denn als Engländer fühlt, mit geschichtlichen Hintergründen und Rückblenden zu alten Mythen.


    Okay, das historische Interesse des Autors schlägt für den Otto-Normal-Verbraucher schon ein wenig über die Strenge, und manchmal ist mir das etwas zu viel Geschichtsinfo gewesen, aber spannend war es allemal!


    Der einzige Punkt, der mich wirklich gestresst hat, war die Liebesgeschichte! Die wurde sowas von überromantisiert und kitschig beschrieben, dass ich da schon manchmal die Augen verdrehte und mir dachte: weniger ist manchmal mehr.


    Aber nun zu dem, was mir wirklich gefallen hat!
    Hermann nimmt einem mit auf die Abenteuerreise durch die Wüste, wo alles dabei ist, was einen alten Karl-May-Fan wirklich begeistern kann! Da werden die Helden von Beduinen verschleppt und befreit, sie finden wertvolle Schätze, schließen echte "Bluts-Freundschaften", bekommen treue Araber-Hengste à la Rhi, kämpfen um wunderschöne Frauen (okay, das ist nun nicht mehr so richtig Karl May! :grin) und so weiter und so fort! Das ist der Stoff, aus dem Helden gemacht werden! Aber deshalb noch kein billiger Abklatsch. Dafür sorgt die innere Zerissenheit unseres Engländers, seine Todessehnsucht aufgrund der verlorenen Liebe seines Lebens und natürlich der Dramen, die sich dann ergeben, wenn man sich dann doch wiedersieht...


    Der Geschichte ist oft sehr blumig erzählt, gerade so, wie ich sie mir bei einem alten Märchenonkel vorstelle, der auf seinem Divan sitzt und seine Wasserpfeife raucht, um Märchen aus Tausend und einer Nacht vorzutragen. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Gerade die Dialoge ließen mich oft schmunzeln...


    Alles in allem ein Buch, dass ich, nachdem ich mich am Anfang etwas schwer getan hatte, nicht aus der Hand legen konnte. Der Werdegang des Helden und seine Abenteuer haben mich gefesselt und konnten damit die Liebeszenen wieder wettmachen.
    Sicher hätte dem Buch ein Lektor gut getan, aber ich hoffe ja, dass sich da für die zukünftigen Projekte auch einer finden läßt!


    Dafür gebe ich 8 von 10 Punkte und eine Empfehlung für alle Fans von historischen Abenteuerromanen, die mal keine "Die ....in" als Hauptperson haben wollen, sondern lieber mal wieder mit einem Helden der Art Old Shatterhand unter die Bettdecke krauchen!


    Viel Spaß,


    Bo


    PS: ja ja, ich schreibe wieder klein! aber ich wollte ja nicht so wichtige leute wie doc abschrecken! ;-)

    Es gibt nur einen Weg das herauszufinden...

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  • Zitat

    Original von Hermann
    schön, daß es Dir gefallen hat, bo. aber mußtest Du schreiben, daß wir uns kennen? man könnte denken, ich hätte Dir einen kasten bier hingestellt, damit Du die rezension schreibst.


    Also ich tippe ja mal auf ein Monatsabo Bierkästen bei so einer Rezension! ;-)


    @bo
    Hättest Du wenigstens klein geschrieben, dann könnte ich wieder mosern...so aber...umfangreiche Rezi - so sollte es sein! :-) Und über meine Wichtigkeit sprechen wir dann beim nächsten gemeinsamen Bier.


    Gruss,


    Doc

  • Ich kann mich eigentlich nur Bo anschließen. Ein sehr interesantes und spannendes Buch. Am Anfang hatte ich zwar echte Probleme, mich reinzufinden, aber dann hat es mich nicht mehr losgelassen, und ich musste es in einem Zuge durchlesen. Aus meiner Sicht ein sehr zu empfehlendes Buch.