Scythe - Hüter des Todes von Neal Shusterman ab 26.04.2020

  • Ich finde tatsächlich das etwas vage Ende, wo jeder sich seine Gedanken machen kann, was oder wer gemeint ist und es trotzdem nicht so schwer zu erraten ist, gut so. So habe ich nicht das Gefühl, unbedingt sofort weiterlesen zu müssen, will aber wissen, wie es weiter geht, ohne Druck. War das zu verstehen?

    An Panem kommt es, zumindest bis jetzt, für mich nicht heran.

    Ich bin gespannt, was für dich die "kleinen Mängel" waren.:wave

    Also mit nah dran an Panem meine ich zuerst mal, dass es eines dieser Jugendbücher ist, bei denen ich mich ernsthaft frage, ob sie für junge Menschen überhaupt geeignet sind. Das Töten wird hier teilweise zum Sport und zum Spiel. Die Brutalität und die Menge der Morde sind schon heftig. Und auch die Verherrlichung des Mordens ist hier schon grenzwertig für mich. Die Jugendfreigabe in Filmen hat ja auch damit zu tun, wie genau die Grenzen von Gut und Böse erkennbar sind. Und teilweise ist das bei Rowan nicht mehr erkennbar. Das er am Töten und dem Rausch des Massenmordens durchaus Gefallen findet, das hat mich irritiert. Es soll natürlich als Stilmittel dienen, damit wir nicht wissen, ob er am Ende wirklich der Gute ist. Aber es ist schon schwer einzuordnen, ob er wirklich noch als Guter durchgeht.

    In dem Zusammenhang hat mich auch gestört WIE einfach er alle "bösen" Scythe töten kann. Die morden ja schon seit ein paar Jahren länger und sind durch die gleiche Ausbildung gegangen. Warum kann er sie so einfach alle besiegen? Nur der Überraschungsmoment ist für mich nicht ausreichend.


    Und der Thunderhead ist mir einfach zu schwammig. Vor Kapitel 26 wird mal in einem Tagebuch erwähnt, die Scythe hätten eine Sicherung eingebaut, falls das nicht kappt mit dem Scythetum. Was soll das für eine Sicherung sein? Diese KI hält sich doch wirklich sehr raus. Gut , einmal schaltet er sich bei Citra ein, als sie gerade mal tot ist. Aber sonst....?


    Ich fand auch, dass Citra es schon sehr einfach schafft, nach Amazonien zu flüchten. Dafür, dass die Scythe so schräge Sachen wie DNA-Riecher haben, ging das schon sehr glatt. Und schade auch, dass Faraday ja scheinbar nur seinen Ruhestand genießen wollte. Da hätte ich mehr dahinter erwartet, nicht, dass er sich so einfach zurückzieht, wo er doch auch merkt, dass das Scythetum den Bach runtergehen könnte.


    Von der Spannung her und der Präsenz der Charaktere fand ich es durchaus an Panem heranreichend. Und gerade die Tagebucheinträge fand ich schon sehr stark geschrieben. Da kann man schon über einiges nachdenken. Die Fragen der Unsterblichkeit und was sie mit dem Menschen macht. Die Frage, kann ein Scythe menschlich töten? Durchaus Material, um sich länger Gedanken zu machen und länger darüber zu diskutieren.


    Ich gebe zu, Panem gelesen habe ich ja schon ewig nicht mehr. Im Kopf haben sich natürlich die Filmbilder festgesetzt. Keine Ahnung, ob man es stilistisch richtig vergleichen kann. Finde trotzdem sehr viele Paralellen und habe schon lange kein Jungendbuch mehr so schnell durchgelesen.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Da sind wir uns wohl einig. Bei Panem ging es mir leider so, dass mir die Verfilmung alles verdorben hat. Ich mochte sie nicht, und ich kann die Bücher nie wieder so lesen, wie ohne Bilder im Kopf, die für mich nicht passen.

  • Teil 2 ist ja quasi eine Wiederholung des 1. nur mit mehr Figuren und dem Widerstand. Von Teil 3 war ich dann so enttäuscht, dass es mir auch den Rest verdorben hat.


    Ich finde auch nicht, dass man Scythe damit vergleichen kann. Aber ich habe ja erst gerade nur die Hälfte gehört.

    Ich weiß jedenfalls auch wieder, warum ich Dystopien eigentlich nicht mag. Mir ist die gute, alte klassische Fantasy einfach lieber.

  • Dieses nicht mögen von Jugendbüchern aus diesem Genre liegt bei mir daran, dass mich entweder die pubertäre, übertriebene, immer gleiche Liebesgeschichte nervt oder die extreme Brutalität, die ich abschreckend finde, die aber heute scheinbar dazu gehört, um die jungen Leser zu begeistern. Im schlimmsten Fall kommt beides vor.

    Ich finde, dass eine gut erzählte Geschichte beides nicht braucht, um zu begeistern. Aber da sind ja wieder beim Geschmack und persönlichen Vorlieben.

  • Ich weiß jedenfalls auch wieder, warum ich Dystopien eigentlich nicht mag. Mir ist die gute, alte klassische Fantasy einfach lieber.

    Eine Dystophie ist es natürlich nur, wenn es eine pessimistische Zukunftsperspektive einer Gesellschaft ist, die sich zum Negativen entwickelt hat. Eine negative Gesellschaft ist dann je meistens eher eine Diktatur und in der herrscht dann Unterdrückung und Gewalt.


    Das Liebesgedöns drumrum ist ja oft langatmig bei diesen Jugendbüchern.

    Fand ich bei Scythe jetzt aber angenehm zurückgenommen.

    Mich hat die Brutalität nicht gestört. Ich bin da wohl härter im nehmen.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich habe beschlossen eure Kommentare erst zu lesen, wenn ich fertig bin und trotzdem hier zu schreiben.


    Zum ersten Teil:


    Was für eine schrecklich langweilige Welt. Wer will denn, dass alles perfekt ist? Ich eigentlich schon, aber wenn ich es mir recht überlege eigentlich auch nicht. Interessant finde ich, dass eine Cloud die Welt regiert. So abwegig ist das ja nicht ;)

    Vermutlich hätte ich die gleichen Skrupel wie Citra und Rowan und könnte niemals ein Scythe werden. Dass man eine Abneigung gegen das Töten hat, ist wahrscheinlich die Grundvoraussetzung, weil man dann nicht wahllos vor sich hin mordet. Schlau gedacht.
    Bisher bin ich ziemlich begeistert von den Ideen, die der Autor hat. Ich bin gespannt wie es weiter geht.

  • Zwischenabschnitt 2:


    Wer ist bloß der Trupp Scythe, der die Menschengruppen nachliest? Ich finde das ziemlich beängstigend. Und ich könnte mir vorstellen, dass sie bald zu Gegnern der einzelnen Scythe werden. Sie sind ja auch völlig anders gekleidet, mit Klunkern etc.

    Jetzt will Citra plötzlich doch Scythe werden? Das irritiert mich. Ich muss zugeben, dass ich die Art wie sie arbeiten schon interessant finde. Das hat nichts mit Willkür und stumpfem Abschlachten zu tun. Zumindest Scythe Farady versucht das ja respektlos von Statten zu bringen.


    Das Thema Tod an sich ist ja immer schwierig und das das sich nicht verabschieden können finde ich persönlich am Schlimmsten. Da ist es ja wie im wahren Leben.


    Mich fasziniert das Buch. Die Szenen finde ich noch nicht so schlimm, aber ich habe früher auch entsprechende Bücher gelesen.

  • Die für mich problematischen Szenen kommen erst später. ;-)

    Ich kann mir denken, was du meinst.


    Ich bin da auch nicht so empfindlich, stelle mir allerdings, gerade bei Jugendbüchern, die Frage, ob die detaillierten Gewaltszenen unbedingt sein müssen. Bringen sie die Handlung voran? Sind sie notwendig für das weitere Verständnis? Muss ich ausführlich darüber lesen, wie die Heldin förmlich durch Blut wartet (nicht in diesem Buch, allgemein gesprochen), um die Entwicklung des Charakters der Figur zu verstehen? Oft muss ich das für mein Empfinden mit Nein beantworten.

  • Ich kann mir denken, was du meinst.


    Ich bin da auch nicht so empfindlich, stelle mir allerdings, gerade bei Jugendbüchern, die Frage, ob die detaillierten Gewaltszenen unbedingt sein müssen. Bringen sie die Handlung voran? Sind sie notwendig für das weitere Verständnis? Muss ich ausführlich darüber lesen, wie die Heldin förmlich durch Blut wartet (nicht in diesem Buch, allgemein gesprochen), um die Entwicklung des Charakters der Figur zu verstehen? Oft muss ich das für mein Empfinden mit Nein beantworten.

    Wobei es im Falle dieser Geschichte für mich nicht der reine Selbstzweck war oder Effekthascherei. Gerade für die Entwicklung eines Menschen wie Rowan, der ja wohl scheinbar im zweiten Teil eine ganz andere Rolle einnehmen wird, weil die Lehre und die furchtbaren Erlebnisse ihn geformt haben, da musste schon einiges passieren. Er war ja so ein liebenswürdiger, hilfsbereiter und gewaltfreier Mensch.


    Aber ja, in Jugendbüchern finde ich sowas auch immer sehr schwierig.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


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    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich bin übrigens jetzt in dem Rowan-Abschnitt nachdem Citra eine ganz bestimmte Person wiedergetroffen hat.


    Mit der Entwicklung von Rowan bin ich überhaupt nicht zufrieden. Das ist mir neben der Brutalität einfach zu offensichtlich. Man kann sich ja denken, wie es weiter geht bzw. enden wird. Dann wären wir wohl wieder bei Panem.