Bilder aus einer Zeit mit mehr Zeit
96 Seiten, ca. 100 Fotos (teilweise Farbe), gebunden
Verlag: EK-Verlag GmbH, Freiburg 2013
ISBN-10: 3-88255-460-6
ISBN-13: 978-3-88255-460-1
ASIN/ISBN: 3882554606 |
Zum Inhalt ... (eigene Angabe)
... braucht es nicht viele Worte, der Titel spricht für sich: die letzten Wochen und Monate des Einsatzes der Baureihe 01 des Bahnbetriebswerkes Hof in vielen Bildern und wenigen Worten.
Über den Autor
habe ich nichts weiter gefunden. Er ist als Autor von Eisenbahnbüchern bekannt.
Meine Meinung
Schiefe Ebene.
Hof.
01.
Man muß vermutlich vor 1960 geboren sein, um bei Nennung eines dieser drei Begriffe glänzende Augen zu bekommen. Und bei allen dreien zusammen ins nostalgische Schwärmen zu geraten. Ich weiß nicht, ob ich heute meinem Kind das erlauben würde, was ich mir vor siebenundvierzig Jahren von meinen Eltern ertrotzt habe: alleine nach Hof. Zur 01. Über die Schiefe Ebene. Wie (also mit welchem Zug) ich nach Bamberg gekommen bin, weiß ich nicht mehr. Aber an die Fahrt von dort nach Hof habe ich noch dunkle Erinnerungen, denn ab da war eine 01 vor dem Zug. In Hof war die Jahrestagung des BDEF (Bundesverband deutscher Eisenbahnfreunde e. V.), und ich wollte wenigstens einen Tag dort verbringen. Denn 1973 war das Ende der Baureihe 01, und damit der letzten Zweizylinder-Schnellzug-Dampflokomotive der Deutschen Bundesbahn absehbar. Und wenigstens ein Mal wollte ich die noch im Plandienst erleben.
Von eben diesem Plandienst in den letzten Monaten und Jahren vor der endgültigen Ausmusterung erzählt dieses Buch. Zu Beginn auf wenigen Seiten die Zusammenfassung der letzten drei Jahre dieser legendären Schnellzuglok, und dann in rund einhundert Fotos - vom BW (= Bahnbetriebswerk) über den Bahnhof bis hin zu offenen Strecke - ein eindrucksvolles Porträt der Kraftpakete, die aus Feuer und Wasser eine Energie bezogen, deren Freisetzung derjenige, der das bewußt noch erlebt hat, wohl nie vergessen wird.
Aber was zählt das heute in einer Zeit, da man bereit ist, für ein paar Minuten Fahrzeitersparnis einige Milliarden Euro auszugeben? Da man zwar die Bahn als umweltfreundliches Verkehrsmittel stärken will, aber sobald irgendwo eine Strecke gebaut werden soll, sich massenhaft Protest erhebt und nach dem St.-Florians-Prinzip immer woanders gebaut werden soll (am Besten also nirgendwo)? Von all dem ist in den Bildern dieses Buches nichts zu spüren. Sie entstanden in einer Zeit, in der ein Zug für eine Wegstrecke von 95 km planmäßig auch mal 131 Minuten brauchen durfte - im Schnitt also 44 km/h (vgl. s. 21) oder in einer anderen Gegend für 95 km Entfernung 104 Minuten (vgl. S. 59) - was einer Reisegeschwindigkeit von 54,6 km/h entspricht.
Fotos, wie das von Ludwig Rotthowe auf der Seite 83 von 1969 mit der Einfahrt einer O1 in die Schiefe Ebene bei Neuenmarkt-Wirsberg, das von Burkhard Wollny auf Seite 62 mit einem Eilzug, gezogen von zwei 01 in Doppeltraktion in freier Landschaft, oder den Farbfotos auf den Seiten 78 oder 87 mit Winteraufnahmen förmlich „explodierender“ Dampfloks wirken, nicht nur wegen des vielen Schnees, wie aus einer anderen Zeit. Eine Zeit, die von vielen, aber mit den Jahren vermutlich immer weniger, Eisenbahnfreunden als „gute alte Zeit“ bezeichnet wird, an die man mit Wehmut und Melancholie zurückdenkt. Fotos, die viele Erinnerungen wecken und so manches „weißt Du noch...“ ins Gedächtnis rufen. Bis hin zu jener Nachtaufnahme vom 2. Juni 1973, wenige Wochen nach meiner Reise nach Hof, auf Seite 96 mit der 01 168 und ihrer Kesselaufschrift „Letzte Fahrt.“ Tempi passati.
Wie schrieb doch der Altmeister der Eisenbahnliteratur, Karl-Ernst Maedel, in seiner „Geliebten Dampflok“ über eben dieselbe und ihre Geschichte: „Beinahe wie ein Roman, so spannend und abenteuerlich. Nur, daß der Roman mit dem Tod des Helden endet.“
Mein Fazit
Legendäre Bilder aus einer legendären Zeit - die letzten Tage der Schnellzugdampflok 01 in Hof in meisterhaften Fotos. Zum Träumen und Erinnern.