Die Katze, die sich in einen Berliner verknallt: Der achte Fritzi Kullerkopf Roman - Elke Seidel

  • Elke Seidel: Die Katze, die sich in einen Berliner verknallt: Der achte Fritzi Kullerkopf Roman, Norderstedt 2020, BoD Books on Demand, ISBN: 978-3-7504-5137-7, Softcover, 368 Seiten mit 36 farbigen Illustrationen von Elke Seidel, Format: 18,9 x 2 x 24,6 cm, Buch: EUR 16,90, Kindle: EUR 7,99.


    Auch wenn der Name ihrer „Dosenöffnerin“ auf dem Buchcover steht: Hier schreibt Fritzi, eine temperamentvolle rote Katzendame. „Gerne würde ich über verzehrende Leidenschaften und verhängnisvolle Affären berichten, über hinterhältige Verschwörungen und blutige Racheakte, über vernichtende Tragödien und brutale Niederlagen“, gesteht sie im Vorwort (Seite 10). Doch damit würde sie sich übernehmen, und deshalb überlässt sie diese Themen doch den zweibeinigen Dramatikern, Buchautoren und Drehbuchschreibern (m, w, d).


    Fritzi ist klug, gebildet und schlagfertig

    Fritzi schreibt lieber über das, was sie kennt: über das Zusammenleben mit ihrer „Dosine“ Elke in Frankfurt, über menschliche und tierische Freunde, über Unternehmungen und Reisen und über die Gedanken, die sie sich über das Leben macht. Fritzi ist nämlich – nicht nur für Katzenverhältnisse – ziemlich klug und gebildet. Das kommt vom vielen Fernsehen. Davon wird man natürlich nur dann klüger, wenn man sich nicht irgendwelchen Schrott reinzieht, sondern intelligent gemachte Dokumentationen.


    Das Verhalten der Menschen sieht Fritzi grundsätzlich kritisch. Klar: Aus Katzensicht verhalten sich die Zweibeiner rätselhaft bis unvernünftig. Das zeigt sich oft im verbalen Schlagabtausch zwischen der Katze und ihrer menschlichen Mitbewohnerin. In punkto Deutlichkeit und Schlagfertigkeit nehmen sich die beiden Damen nichts. Ich hab’s nur bedauert, dass ich mir Fritzis Sprüche nicht alle merken konnte. ;-) „Ich bin vielseitig desinteressiert“ (Seite 54) und „Siegerinnen zweifeln nicht, denn Zweiflerinnen siegen nicht“ (Seite 21) – wenigstens diese zwei sind bei mir hängen geblieben.


    Auch wenn man die vorangegangenen sieben Bände nicht kennt, kommt man bei DIE KATZE, DIE SICH IN EINEN BERLINER VERKNALLT gut mit. Was man von der Vorgeschichte unbedingt wissen muss, lässt Fritzi in ihre aktuellen Erzählungen einfließen.


    Große und kleine Abenteuer in einer Art Tagebuch

    Man muss sich das ganze wie eine Art Tagebuch vorstellen, in dem die Katze von ihren großen und kleinen Abenteuern erzählt. Eine übergeordnete Handlung mit einem klassischen Spannungsbogen gibt es hier nur bedingt. Die sich entwickelnde Beziehung zwischen Fritzi und Kater Icke fungiert ein bisschen als Klammer. Es gibt aber auch viele Geschichten, die mit Icke gar nichts zu tun haben: Elkes Job-Geschichten (ich liebe ihre Flughafen-Stories!), das Drama um Lieselotte oder das Insel-Hopping an der Ostsee.


    Fritzi selbst macht den Leser*innen das Angebot, gegebenenfalls einzelne Geschichten zu überspringen, wenn sie nicht von Interesse sind, und bei einem späteren Beitrag wieder einzusteigen. Das geht bei dieser Sammlung einzelner Storys natürlich gut, aber ich lese grundsätzlich alles. Mich interessiert ja auch alles – ob Busreisen mit all ihren Höhen und Tiefen, Tattoo-Convention, Autorenlesung, Computerprobleme oder Stunk mit der Deutschen Bahn. Dass das alles aus der Sicht einer Katze erzählt wird, die für das Tun und Treiben des Homo sapiens nicht allzu viel Geduld aufbringt, macht die Geschichten noch amüsanter.


    Von Fritzis Reiseberichten kann man viel lernen

    Bei Fritzis Reiseberichten kann man eine Menge lernen und sich Anregungen für eigene Unternehmungen holen, denn die Katze hört sehr genau zu, wenn die Reiseleiter*innen etwas erzählen. Es sei denn, sie verpassen ihr eine Überdosis an Jahreszahlen oder kunstgeschichtlichen Informationen. Dann rollt sie sich in ihrer Tragetasche, dem „Kängurubeutel“ zusammen, schläft eine Runde, und verlässt sich darauf, dass Elke sie weckt, wenn’s wieder etwas für sie Spannendes zu erleben gibt.


    Besonders interessant fand ich die Polen-Rundreise. Auf den Karten, die die Autorin gezeichnet hat, kann man die Reiseroute ein bisschen mitverfolgen. Tut mir Leid, dass die zwei in Kazmierz, Krakaus jüdischem Viertel, so schlecht gegessen haben. So übel ist die jüdische Küche sonst nicht! Das war wohl der volle Touristennepp.


    Total verliebt in Kater Icke

    Kommen wir zum titelgebenden Kater Icke aus Berlin. Mittlerweile lebt „Icke“ mit seinem Frauchen, der Lehrerin Katrin, in Dresden. Als Katrin ihn zu einem mehrtägigen Besuch bei Elke und Fritzi mitbringt, ist es um die rothaarige Katzendame geschehen. Hals über Kopf verliebt sie sich in den Kater mit dem glänzenden schwarzen Fell. Sie malt sich schon eine Zukunft an seiner Seite aus.


    Icke lässt nichts anbrennen. Aber teilt er Fritzis Träume?


    Ein Paukenschlag zum Schluss

    Band 8 endet mit einem wahren Paukenschlag. Damit hätten eingefleischte Fritzi-Fans nie im Leben gerechnet! Umso gespannter dürfen wir auf Band 9 sein. Da wird uns die Katzendame einiges zu erklären haben.


    Ich mag die vierbeinige „Schlabbergosch“ und wie sie ihren Senf zu allen möglichen Ereignissen gibt. Ich brauch’ da keinen klassischen Spannungsbogen. Man hat jede Menge Gelegenheit, sich über das menschliche Verhalten zu wundern und zu lachen – und man lernt immer ein bisschen was dazu.


    Die Autorin

    Elke Seidel absolvierte nach ihrem Fachschulabschluss eine Lehre. Anschließend arbeitete sie mehrere Jahre in einem Reisebüro, in dem sie auch als Reiseleiterin amerikanische Touristen durch europäische Hauptstädte und durch den Nahen Osten führte. Anschließend arbeitete sie über 30 Jahre am Frankfurter Flughafen in der Passagierabfertigung und als Lehrgangsleiterin in einem Schulungszentrum. Bereits vor ihrem Ausscheiden am Flughafen begann sie ein Studium an der Frankfurter U3L. Dort belegte sie u.a. das Seminar „Kreativ schreiben“. Elke Seidel wohnt in Frankfurt. Ihre beiden Katzen Fritzi Kullerkopf und deren Freund Rüdiger adoptierte sie in einem Tierheim.


    ASIN/ISBN: 3750451370

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner