Hier könnt ihr Ulf Fragen stellen, die nicht das Buch der aktuellen Leserunde "Die Kinder von Nebra" betreffen.
Fragen an Ulf Schiewe
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Liebe Teilnehmer an der Runde,
haben alle ihre Bücher erhalten? Wenn ja, können wir von mir aus beginnen. Ich stehe für alle Fragen bereit und wünsche viel Vergnügen beim Lesen!
Ulf
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Bis jetzt noch nicht, allerdings war die Post heute noch nicht da - das kann derzeit durchaus 19 Uhr werden, bis die Briefpost kommt. Paketpost dürfte heute auch erst am späteren Nachmittag eintreffen. Sobald das Buch da ist, kann ich mit dem Lesen beginnen.
Edit: Das Buch ist soeben (15.20 Uhr) wohlbehalten hier eingetroffen. Ich kann also beginnen.
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Hallo Ulf,
ich habe schon mit dem Lesen begonnen, bin aber noch nicht mit dem ersten Abschnitt fertig. Aber zwei Fragen sind mir schon eingefallen.
Du schreibst in den Anmerkungen, dass Du sehr ausführlich für dieses Buch recherchiert hast. Kannst Du ungefähr sagen, welchen Zeitraum das in Anspruch genommen hat? Und wie lange brauchst Du dann noch, um das Buch zu schreiben? Ich schätze mal, dass der Zeitraum für die Recherchen wahrscheinlich länger war als das Schreiben an sich, oder?
Und dann würde ich natürlich gleich mal gerne wissen, ob es schon ein neues Buchprojekt von Dir gibt? Schreibst Du schon an einem neuen Roman und darfst was dazu sagen?
Vielen Dank schon mal im voraus.
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Hallo Ulf,
ich habe schon mit dem Lesen begonnen, bin aber noch nicht mit dem ersten Abschnitt fertig. Aber zwei Fragen sind mir schon eingefallen.
Du schreibst in den Anmerkungen, dass Du sehr ausführlich für dieses Buch recherchiert hast. Kannst Du ungefähr sagen, welchen Zeitraum das in Anspruch genommen hat? Und wie lange brauchst Du dann noch, um das Buch zu schreiben? Ich schätze mal, dass der Zeitraum für die Recherchen wahrscheinlich länger war als das Schreiben an sich, oder?
Und dann würde ich natürlich gleich mal gerne wissen, ob es schon ein neues Buchprojekt von Dir gibt? Schreibst Du schon an einem neuen Roman und darfst was dazu sagen?
Vielen Dank schon mal im voraus.
Für mein erstes Buch habe ich fast ein Jahr recherchiert. Aber inzwischen habe ich eine ziemlich effiziente Routine entwickelt. Ich besorge mir die richtigen Fachbücher, lese intensiv und mache mir eine Menge Notizen. Das geht schneller, als man meint. Ich habe auch ein gutes Gedächtnis. Für dieses Buch habe ich etwa drei Monate intensiv recherchiert. Und dann sieben Monate geschrieben. Ich habe ja keinen anderen Brotjob und kann mich voll auf die Arbeit konzentrieren.
Für ein neues Projekt gibt es Ideen, aber ich bin gerade in Verhandlung mit meinem Verlag. Daher ist noch nichts entschieden. -
Danke für Deine ausführliche Antwort! Ich hätte echt mit mehr als drei Monate Recherchearbeit gerechnet. Aber ich verstehe, dass man da mit der Zeit schon Routine drin hat und es dann schneller geht.
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Gestern habe ich das Nachwort gelesen, und nun hat sich eine Frage ergeben.
Woraus genau kann man schließen, daß es einen „organisierten Staat“ gegeben hat (vgl. S. 602)? Wie lassen sich heute die Grenzen dieses Staates (in etwa) bestimmen, Landkarten aus der Zeit gibt es vermutlich eher nicht.
Ich verstehe, wie man die Wohnumstände rekonstruieren kann, auch das mit den Werkzeugen etc. Aber woher weiß man z. B. (vgl. S. 606), daß sie „straff gegliederte, in Hundertschaften eingeteilte Kriegereinheiten“ unterhielten? Es wird doch kaum Mannschaftsverzeichnisse oder solche Aufzeichnungen geben.
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Gestern habe ich das Nachwort gelesen, und nun hat sich eine Frage ergeben.
Woraus genau kann man schließen, daß es einen „organisierten Staat“ gegeben hat (vgl. S. 602)? Wie lassen sich heute die Grenzen dieses Staates (in etwa) bestimmen, Landkarten aus der Zeit gibt es vermutlich eher nicht.
Ich verstehe, wie man die Wohnumstände rekonstruieren kann, auch das mit den Werkzeugen etc. Aber woher weiß man z. B. (vgl. S. 606), daß sie „straff gegliederte, in Hundertschaften eingeteilte Kriegereinheiten“ unterhielten? Es wird doch kaum Mannschaftsverzeichnisse oder solche Aufzeichnungen geben.
Ganz einfach: Gräber und andere archäologischen Funde lassen sich zeitlich und räumlich einer charakteristischen Kultur zuordnen. Man kennt also die Gebietsausdehnung und Dinge wie Bestattungsriten, Handwerkskunst durch gefundene Artefakte, usw. Die zeitliche Zuordnung geschieht durch Karbonanalyse von organischen Stoffen, und zwar sehr genau. Auch die DNA Analyse von Knochen erlaubt eine Abstammungszuordnung.
Was sie Armee angeht, so hat man Reste von Mannschaftsunterkünften (Langhäuser wie im Buch beschrieben) gefunden mit genau 100 Schlafstellen und genau 100 serienmäßig gefertigten kupfernen Axtköpfen. Dazu bronzene Streitäxte von Unteroffizieren, die 30 Mann vorstanden und jeweils einem bronzenen Stabdolch für einen Hauptmann. Das sind klare Hinweise für straff geordnete Militäreinheiten und keine wilden Kriegshaufen wie bei den späteren Germanen.
Auch die aufwendigen Gräber (wie Orkons Grabmal im Buch) wurden gefunden, für deren künstliche Grabhügel an die zehntausend Wagenladungen nötig gewesen waren. Eindeutig Fürstengräber. Auch die Grabbeigaben zeugen von hoher Kunstfertigkeit und Rangabzeichen in Gold und Bronze. Nicht zu vergessen, mehrere große Heilitümer.
Aus diesem und mehr lässt sich schließen, dass es sich um eine Art Staat gehandelt haben muss. Das zumindest ist die Meinung der Wissenschaft.