'Der Wal und das Ende der Welt' - Seiten 182 - 269

  • Es ist also tatsächlich ein Buch über eine Pandemie. Ich bin echt überrascht, denn ich hatte mir unter Klappentext und Titel etwas anderes vorgestellt.

    Das Ende der Welt - aus dem Titel - war für mich eigentlich nur eine Ortsangabe für das kleine Dorf in Cornwall. Aber es ist wohl doch mehr.

    Ich hatte bei dem Klappentext schon vermutet, dass etwas anderes dahintersteckt als nur die Abgeschiedenheit des Dorfes. Auf eine Pandemie wäre ich allerdings nicht gekommen.


    Möchte ich das Buch abbrechen? Nein, ist viel zu gut geschrieben. Geht es mir nahe. Ja, sehr. Und ich bin froh, dass ich es nicht alleine lese.

    Ich auch. Ich muss sagen, dass mich dieser Abschnitt ähnlich aufgewühlt hat wie der vorherige, auch wenn es durchaus positive Momente gab - so habe ich sehr geschmunzelt über die Liebesromanautorin (die Figur gefällt mir insgesamt sehr gut, auch wenn sie nur eine Nebenrolle spielt), und ihre Bemühungen, Joe zu verkuppeln.


    Joes "Hamsterkauf"-Aktion finde ich sonderbar - ich bin nicht sicher, ob er das bis zum Ende durchdacht hat. Mal abgesehen von solchen Dingen wie Trinkwasser oder Gas (über das Klopapier musste ich dann schmunzeln) - wie stellt er sich die Verteilung der Lebensmittel vor? Derzeit gibt es in der Dorfgemeinschaft einen guten Zusammenhalt, aber wie wird sich das entwickeln, wenn tatsächlich Lebensmittel knapp werden und Menschen erkranken?


    Dass Joe's Chefin im Dorf auftaucht fand ich sehr ärgerlich - schließlich schleppt sie jetzt das Virus ein, auch wenn das nicht ihre Absicht war. Aber was wollte sie? Ihn zurückholen? Das halte ich für möglich, da sie erzählt, dass Cassies Prognosen doch korrekt waren und die Bank die anfänglichen Verluste wieder ausgleichen konnte. Genau werden wir das aber nie erfahren.


    Interessant finde ich die Entwicklung des Pfarrers, der seine feindselige Haltung gegenüber Joe aufzugeben scheint. Das ist auch besser so, schließlich begeben die beiden sich jetzt gemeinsam in Quarantäne. Ich bin gespannt, wie sich das entwickelt.

    (Außerdem habe ich mich - nur so am Rande - gefragt: die beiden haben zwar massenweise Konserven, aber haben sie auch einen Dosenöffner?)

  • (Außerdem habe ich mich - nur so am Rande - gefragt: die beiden haben zwar massenweise Konserven, aber haben sie auch einen Dosenöffner?)

    Also einen klassischen Dosenöffner habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr benutzt. Die Dosen heutzutage haben doch meistens so eine Lasche zum Öffnen (oder wie heißt das Ding?)


    Warum Janie plötzlich ausgerechnet bei Joe auftaucht, habe ich auch nicht ganz durchblickt. Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass sie ihn zurückholen wollte - obwohl er ja an der Entwicklung auch nichts ändern kann. Cassie ändert die Zukunft ja nicht, sie sagt sie nur aufgrund ihrer Analysen voraus.

    Letztlich war Janies Mühe, nach St. Piran zu fahren, sowieso vergeblich. :(

  • Dass Joe's Chefin im Dorf auftaucht fand ich sehr ärgerlich - schließlich schleppt sie jetzt das Virus ein, auch wenn das nicht ihre Absicht war.

    Mich hat gewundert, dass Joe sich ihr gleich so genähert hat. Ich hatte vorher nicht den Eindruck, dass sie sich sonderlich nahe standen. Der Quickie im Büro schien ja eher gechäftlicher Natur. Klar, sie war schwach und krank. Trotzdem hätte ich sie wahrscheinlich erstmal irgendwo zwischengelagert und hätte mich mit dem Arzt besprochen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Da er ihr direkt nahe war, hatte er Angst, sich direkt anzustecken. Da bestand auch die Gefahr, Mallory direkt anzustecken. Daher fand ich es sehr nachvollziehbar, dass er direkt in Quarantäne gehen wollten. Das Alvin dazwischen gefunkt hat, war ja nicht so geplant. Aber ging dann nicht mehr anders.


    Auch finde ich es sehr nachvollziehbar, dass er sich ihr überhaupt genähert hat. Er ist in einem Dorf voller Fremder, egal wie gut er sich eingelebt hat. Wenn da jemand bekanntes vorbeikommt, finde ich es normal automatisch sich zu nähern. Auch wenn es nicht das beste Verhältnis der beiden war, es war ja auch kein schlechtes.


    Konserven wird im Dorf wohl jemand öffnen können. Da würde ich mal stark drauf bauen. Auch ohne Lasche. Und wenn es mit dem Taschenmesser ist. Oder mit sonstigem Werkzeug mit dem die Boote unterhalten werden.

  • Joes "Hamsterkauf"-Aktion finde ich sonderbar - ich bin nicht sicher, ob er das bis zum Ende durchdacht hat. Mal abgesehen von solchen Dingen wie Trinkwasser oder Gas (über das Klopapier musste ich dann schmunzeln) - wie stellt er sich die Verteilung der Lebensmittel vor? Derzeit gibt es in der Dorfgemeinschaft einen guten Zusammenhalt, aber wie wird sich das entwickeln, wenn tatsächlich Lebensmittel knapp werden und Menschen erkranken?

    Wichtig ist ja erst mal, überhaupt Lebensmittel zu kaufen. Über die Verteilung hat er sich sicher keine Gedanken gemacht. Wie über alles andere auch nicht. Sein Programm hat sicher von Hungersnot und Mundraub gesprochen und er folgt also dem ersten Reflex und will Lebensmittel kaufen.

    Der große Stratege ist Joe eh nicht. Wenn man bedenkt, was er für ein Programm entwickelt hat dann ist das schon fast lustig.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Die Hexenholzkrone 1 - Tad Williams



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Der große Stratege ist Joe eh nicht. Wenn man bedenkt, was er für ein Programm entwickelt hat dann ist das schon fast lustig.

    Wobei seine Aufgabe in erster Linie darin bestand, Vergangenheit (also bekannte Szenarien) und aktuelle Geschehnisse zu analysieren, dazu wurde Cassie auch entwickelt. Von ihm wurden ja keine Strategien verlangt, wie man ein bestitmmtes Szenario abwenden kann. Insofern brauchte er bisher eigentlich kein strategisches Können.

    Konserven wird im Dorf wohl jemand öffnen können. Da würde ich mal stark drauf bauen. Auch ohne Lasche. Und wenn es mit dem Taschenmesser ist. Oder mit sonstigem Werkzeug mit dem die Boote unterhalten werden.

    Ohne Zweifel. SamtpfoteXL ging es wohl auch eher um die beiden in Quarantäne eingesperrten Dorfbewohner. ;)

  • Insofern brauchte er bisher eigentlich kein strategisches Können.

    Aber so etwas zu programmieren erfordert schon ein Verständnis für Logik und Komplexität. Er kommt mir ein wenig wie ein Nerd vor. Wie man sich Programmierer so landläufig vorstellt.:grin

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Die Hexenholzkrone 1 - Tad Williams



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Aber so etwas zu programmieren erfordert schon ein Verständnis für Logik und Komplexität. Er kommt mir ein wenig wie ein Nerd vor. Wie man sich Programmierer so landläufig vorstellt.:grin

    Wobei ich es eher so verstanden hatte, dass er für die eigentliche Programmierarbeiten Leute hatte, er nur der Ideengeber war.

    Und ich glaube, ein waschechter Nerd hätte sich niemals zu einem Quickie mit seiner Chefin hinreißen lassen. :grin

  • Zu dem Grund, warum Janie ins Dorf kam: Auf S. 255 der Hardcover-Ausgabe steht, dass Kaufmann sie in das Dorf geschickt hat, nachdem Joes Mitarbeiter mithilfe der Ummeldung des Autos bei der Versicherung herausgefunden hatte, dass er in St. Piran war. Janie wollte nur noch fliehen, nachdem die beiden anderen aus den oberen Etagen tot waren, und Kaufmann empfahl ihr St. Piran, weil er davon ausging, dass Joe den Ernst der Lage mithilfe des Programms frühzeitig erkannt hätte und daher vorbereitet sei, was ja auch stimmt, so scheinbar chaotisch das Ganze vielleicht wirkt.

    Ich finde seine Anschaffungen allerdings gar nicht chaotisch, sondern in der kurzen, ihm zur Verfügung stehenden Zeit und zunächst nur auf seine Muskelkraft angewiesen, als sehr sinnvoll. Nur seine Verachtung für Hygieneartikel, insbesondere auch Windeln für die Babys zeigt den anhanglosen Stadtmenschen mit wenig Ahnung. Und Klopapier nimmt in der Tat viel Platz weg, wie die Hamsterer, die unser aller Klopapier in ihren Wohnungen haben, sicherlich und hoffentlich leidvoll feststellen müssen.:lache

    Auch wenn der Pfarrer so hochmütig von der Autarkie des Dorfes spricht, von Getreide ist da nicht die Rede, und Fisch als Grundnahrungsmittel ist zwar möglich, wird aber sicher bald von den anderen Küstenbewohnern auch stark frequentiert sein. Hülsenfrüchte, Getreide sowie Obst- und Gemüsekonserven sind schon notwendig, um eine einigermaßen ausgewogene Ernährung zu gewährleisten, insbesondere auch angesichts des nahenden Winters, in dem noch nicht mal in Cornwall eine zweite Obst- und Gemüseernte einzuholen ist.

  • Zu dem Grund, warum Janie ins Dorf kam: Auf S. 255 der Hardcover-Ausgabe steht, dass Kaufmann sie in das Dorf geschickt hat, nachdem Joes Mitarbeiter mithilfe der Ummeldung des Autos bei der Versicherung herausgefunden hatte, dass er in St. Piran war. Janie wollte nur noch fliehen, nachdem die beiden anderen aus den oberen Etagen tot waren, und Kaufmann empfahl ihr St. Piran, weil er davon ausging, dass Joe den Ernst der Lage mithilfe des Programms frühzeitig erkannt hätte und daher vorbereitet sei, was ja auch stimmt, so scheinbar chaotisch das Ganze vielleicht wirkt.

    Jetzt wo, du es schreibst, erinnere ich mich auch daran, dass ich das gelesen habe. :grin

    Auch wenn der Pfarrer so hochmütig von der Autarkie des Dorfes spricht, von Getreide ist da nicht die Rede, und Fisch als Grundnahrungsmittel ist zwar möglich, wird aber sicher bald von den anderen Küstenbewohnern auch stark frequentiert sein.

    Der Pfarrer hat bei seiner Herabwürdigung von Joes Bemühungen auch Verschiedenes nicht bedacht. Das wird im weiteren Verlauf noch deutlich. Insofern sind Joes Vorräte richtig und wichtig.

    Vielleicht ging es Hocking in erster Linie auch darum, seine Überlegenheit bezüglich der Kenntnisse über das Dorf und seine Einwohner deutlich zu machen. Joe ist ja in gewisser Weise auch ein von ihm nicht gern gesehener Eindringling.

  • Vielleicht ging es Hocking in erster Linie auch darum, seine Überlegenheit bezüglich der Kenntnisse über das Dorf und seine Einwohner deutlich zu machen. Joe ist ja in gewisser Weise auch ein von ihm nicht gern gesehener Eindringling.

    Das habe ich auch so empfunden, und wenn man das angespannte Verhältnis der beiden betrachtet, ist es besonders interessant, dass ausgerechnet sie gemeinsam in Quarantäne geraten.

  • Das habe ich auch so empfunden, und wenn man das angespannte Verhältnis der beiden betrachtet, ist es besonders interessant, dass ausgerechnet sie gemeinsam in Quarantäne geraten.

    Ja, da hat sich der Autor den richtigen Gegenpart ausgesucht. Wäre stattdessen Polly mit Joe in Quarantäne gewesen, wäre das bestimmt nicht so interessant gewesen...

    Aktuelle Lektüre: Mord im Pfarrhaus - Agatha Christie
    SUB: 98

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  • Dieser Abschnitt beginnt so hoffnungsvoll und es hat mir sehr gut gefallen, wie die Gemeinschaft zusammen dem Pfarrer quasi ein Schnippchen geschlagen haben, um Joe nicht alleine zu lassen. :-]


    Der Schluss dieses dritten Teils hat mich dann doch wieder ein bisschen ernüchtert. Es war ja klar, dass so etwas in diese Richtung geschehen würde. Trotzdem musste ich danach das Buch erstmal weglegen und durchatmen. Die Berichte, die man so liest (ja, ich sollte das unbedingt weniger tun) und die Beschreibungen aus dem Glockenturm ähneln sich auf beklemmende Weise und meine Gedanken fuhren dann gleich wieder Karussell.


    Und doch möchte ich unbedingt weiter lesen. Ich mag die Figuren einfach zu gerne, um sie schon wieder zu verlassen. Allen voran Joe. Ich finde es nicht selbstverständlich, dass er gleich für das ganze Dorf einkauft. Er hat das Herz wirklich am rechten Fleck und irgendwie wundert es mich daher nicht dass Janie zu ihm "geflohen" ist.

    Aber so etwas zu programmieren erfordert schon ein Verständnis für Logik und Komplexität. Er kommt mir ein wenig wie ein Nerd vor. Wie man sich Programmierer so landläufig vorstellt.:grin

    So sehe ich ihn auch. :grin Und ich gehe mit LeseBär nicht so ganz d'accord: wieso soll ein Nerd keinen One-Night-Stand haben? Ausserdem hatte er sich doch insgeheim mehr erhofft, oder? :gruebel


    Aber auch die Dorfbewohner sind alle goldig - ja, ich meine alle. Denn auch der Pfarrer ist dann doch nicht so verkehrt, wie ich erst angenommen hatte. Er hat sich dann wohl doch noch auf die Nächstenliebe besonnen, was ich von einem Pfarrer eigentlich auch erwarte.


    Ich werde es heute Abend also wagen, weiter zu lesen.