'Die goldenen Jahre des Franz Tausend' - Seiten 156 - 228

  • In diesem Abschnitt taucht Franz Tausend wieder auf, wenn auch für mich gefühlt nur am Rande. Er fährt mit einer Affaire nach Südtirol, überfährt einen Mann, begeht Fahrerflucht, wird dann aber doch noch verhaftet. Im Gefängnis soll erdann auch gleich noch seine alchemistischen Fähigkeiten unter Beweis stellen, was ihm mit viel Glück gelingt, weil man ihm einen passenden Füllfederhalter zur Verfügung stellt. Waren die Verantwortlichen damals wirklich so naiv? :gruebel


    Heinrich wird weiter zur Beschattung von Ossietzky eingesetzt, was er eher widerwillig als mit Elan betreibt. Mir kommt es so vor, als würde er Ossietzky gerne schützen, was natürlich offiziell nicht möglich ist. Also schaut er nur mit einem Auge hin und handelt sich dafür prompt Ärger ein. Auch als er die Hausdurchsuchung bei Ossietzky leiten muss, kommt es mir so vor, als würde er sich dafür schämen.


    Auch Thomas Mann taucht wieder auf und hält das Thema "Hochstapelei" hoch, u.a. als er sagt, alle Schriftsteller seien doch Scharlatane. Interessant fand ich, dass er gerade zu entsetzt ist, dass er den Nobelpreis für die "Buddenbrooks" bekommt - das war mir nicht bewusst, dass er selbst von diesem Buch eher wenig hielt!


    Allerdings stelle ich fest, dass ich mit völlig falschen Erwartungen an das Buch herangegangen bin. Ich hatte mir eine Art Krimi erwartet, mit Franz Tausend als zentraler Figur und Heinrich Ahrndt als Ermittler.


    Die einzelnen Stränge Thomas Mann, Ossietzky etc. finde ich zwar nicht uninteressant und das vermittelte Hintergrund wissen ist teilweise erschreckend aktuell, aber irgendwie fehlt mir so ein bisschen der Zusammenhang. :gruebel


    LG, Bella

  • Allerdings stelle ich fest, dass ich mit völlig falschen Erwartungen an das Buch herangegangen bin. Ich hatte mir eine Art Krimi erwartet, mit Franz Tausend als zentraler Figur und Heinrich Ahrndt als Ermittler.


    Die einzelnen Stränge Thomas Mann, Ossietzky etc. finde ich zwar nicht uninteressant und das vermittelte Hintergrund wissen ist teilweise erschreckend aktuell, aber irgendwie fehlt mir so ein bisschen der Zusammenhang. :gruebel


    LG, Bella

    Ich hatte vom Klappentext her auch ein ganz anderes Buch erwartet, vor allem dass Franz Tausend mehr im Mittelpunkt steht, stört mich allerdings nicht, nach dem Eindruck, den er bisher bei mir hinterlassen hat, fände ich ihn als Hauptperson wahrscheinlich schnell entweder nervig oder langweilig.

    Dass es Ahrndt allerdings bis nach Berlin verschlagen hat, hat mich doch gewundert, darauf wie er zurück zu Franz Tausend kommt und auf den Zusammenhang mit Thomas Mann und Ossietzky bin ich sehr gespannt.

  • In diesem Abschnitt taucht Franz Tausend wieder auf, wenn auch für mich gefühlt nur am Rande. Er fährt mit einer Affaire nach Südtirol, überfährt einen Mann, begeht Fahrerflucht, wird dann aber doch noch verhaftet. Im Gefängnis soll erdann auch gleich noch seine alchemistischen Fähigkeiten unter Beweis stellen, was ihm mit viel Glück gelingt, weil man ihm einen passenden Füllfederhalter zur Verfügung stellt. Waren die Verantwortlichen damals wirklich so naiv? :gruebel

    Das ist genau so passiert, die Fahrerflucht, das Gefängnis, das "Goldmachen" unter Aufsicht (mit Hilfe eines Füllers). Verrückt, oder?

  • Interessant fand ich, dass er gerade zu entsetzt ist, dass er den Nobelpreis für die "Buddenbrooks" bekommt - das war mir nicht bewusst, dass er selbst von diesem Buch eher wenig hielt!

    Nein-nein, er mochte die Buddenbrooks. Die Beleidigung bestand darin, dass seitdem ja weitere Bücher von ihm erschienen waren, diese anderen aber indirekt abgewertet wurden, in dem man ihm nur für das Frühwerk den Nobelpreis verlieh. Das lag daran, dass der Juryvorsitzende den "Zauberberg" nicht mochte. Eigentlich eine Frechheit ...

  • Allerdings stelle ich fest, dass ich mit völlig falschen Erwartungen an das Buch herangegangen bin. Ich hatte mir eine Art Krimi erwartet, mit Franz Tausend als zentraler Figur und Heinrich Ahrndt als Ermittler.


    Die einzelnen Stränge Thomas Mann, Ossietzky etc. finde ich zwar nicht uninteressant und das vermittelte Hintergrund wissen ist teilweise erschreckend aktuell, aber irgendwie fehlt mir so ein bisschen der Zusammenhang. :gruebel


    LG, Bella

    Berechtigte Kritik. Die Vermarktung ist völlig auf Franz Tausend ausgerichtet, dabei sind es ja drei historische Persönlichkeiten, die im Roman handeln. Mein Verlag fand, Franz Tausend sei am Spannendsten, weil man ihn noch nicht so kennt. Wenn's nach mir gegangen wäre, hätte der Fokus auf Carl von Ossietzky gelegen. Aber vom Marketing her war der Verlag sicher klüger. ;)

  • Dass Franz Tausend bisher nicht so übermäßig in Erscheinung tritt, stört mich komischerweise gar nicht, Ich finde alle Handlungsstränge gleichermaßen interessant. Obwohl der genaue Zusammenhang für mich noch nicht so ganz ersichtlich ist.


    Franz Tausends Hochstapelei nimmt immer wieder neue Dimensionen an. Er ist schon sehr gewitzt, vor allem, wie er in dieser scheinbar ausweglosen Situation im Gefängnis die Ruhe behält und sich wieder rauswindet - eindeutig seine Stärke. Und er kommt mit seinen Machenschaften wieder durch (erstaunlich). Er scheint sich auch selbst immer wieder einzureden, dass er Gold machen kann. Genie und Wahnsinn liegen wie immer recht nah bei einander (wobei Tausends Genialität eher in der Fähigkeit, andere zu täuschen, liegt).

    Seine Frau versucht zumindest, ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen, scheitert aber dabei. Gegen die Annehmlichkeiten, die sie durch ihren Mann erlangt, ist sie auch in gewisser Weise machtlos.


    Heinrich Arndt ist Carl von Ossietzky ja schon dicht auf den Fersen. Und behält, wie schon vermutet, die wichtigsten Informationen für sich. Was Ossietzky dennoch nicht vor Verfolgung schützt (und das überklebte Klingelschild schon gar nicht). Heinrich verhindert immerhin, dass seine Liebelei mit Gusti auffliegt (noch - ich denke mal, das währt nicht lange).

    Es ist beängstigend, weshalb Ossietzky verfolgt wird. Und dass die politische Polizei damit durchkommt bzw. machtvolle Unterstützer hat.


    Heinrichs Bruder hätte ich aufgrund Heinrichs Schilderung doch etwas anders eingeschätzt. Aber ihm scheint etwas an der Familie zu liegen, er hat sich ja auch um die Eltern gekümmert. Ihnen zu erzählen, dass Heinrich auf langen Reisen unterwegs ist, fand ich rührend. Ich bin gespannt, ob der Bruder noch eine Rolle spielen wird, irgendwie ist er ja auch Bindeglied zwischen Heinrich und Kahlen-Hunte. Ich hoffe, Martin spielt mit Heinrich kein falsches Spiel.


    Amüsant fand ich übrigens die Vorstellung von Thomas Mann im einteiligen Trainingsanzug. Er scheint seine sportlichen Einheiten nicht sonderlich gemocht zu haben. Ist das so überliefert?

    Seine inneren Zweifel an seiner Berufswahl mochte ich gern lesen. Einerseits Scharlatan, andererseits Wundervollbringer. Ich glaube nicht, dass er als Staatsbediensteter wie Erich Koch glücklich geworden wäre.

  • Amüsant fand ich übrigens die Vorstellung von Thomas Mann im einteiligen Trainingsanzug. Er scheint seine sportlichen Einheiten nicht sonderlich gemocht zu haben. Ist das so überliefert?

    Er schreibt einmal, er sei nie ein Sportsmann gewesen. Das hätte auch nicht in mein Bild von ihm gepasst. Aber den Turnlehrer erwähnt Thomas Mann im Juli 1926 in einem Brief an seine Tochter Erika: "Auch tue ich etwas für meine Jahre und empfange jeden zweiten Morgen in der Frühe Herrn Silberhorn, den Masseur und Turnmeister (von Lampé empfohlen), der mich unter anderem 40 mal hüpfen läßt und mich anschließend mit Kölnischem Wasser abreibt. Im Auto fährt er vor und nimmt 8 Mark für sein jedesmaliges Werk, der Spitzbube. Aber er war ja Hauptmann im Kriege, und Gustl Waldau massiert er auch."

  • Ich hoffe, Martin spielt mit Heinrich kein falsches Spiel.

    Das glaube ich eigentlich nicht. Ich fand die Begegnung der beiden auch herzerwärmend und hatte das Gefühl, dass sie sich jetzt doch miteinander versöhnen können. Wie es scheint, haben sie sich jahrelang missverstanden.


    Und die Sporteinheit bei Thomas Mann fand ich auch amüsant. Wenn man kein Freund von Sport ist und dann in so nem unvorteilhaften Anzug rumhampeln muss, das ist schon nicht so lustig...


    LG, Bella

  • Ich fand Carl begab sich in sehr große Gefahr, mit seinen Politischen Äußerungen, in der Zeitung Weltbühne für die er schreibt. Seine geliebte Gusti warnt ihn, das er aufpassen soll, das sie ihn nicht umlegen, die SA...

    Seine Ehe ist mehr als unglücklich, Maud tut mir Leid.

    Karl-Hunte taucht in der Roten Burg auf, Heinrich Arndt, mag ihn genauso wenig wie ich, dieser Mann ist einfach Schmierlöffel, der überall seine Finger drin hat, auch bei der NSDAP. Er setzt Heinrich ganz schön unter Druck, Mittdreißiger Spitzelei über Ossietzky. Wenn die wüssten was Arndt alles erfahren hat, als er Carl am Flughafen im Café belauscht hat. Es geht um Flugzeuge und Reichwehrministerium.


    Thomas Mann, quält sich ja ganz schön mit seinen sportlichen Übungen, ich musste grinsen, passte überhaupt nicht zu ihm. Sehr begeistert war er nicht über seinen Friedensnobelpreis, ausgerechnet „ Die Buddenbrooks „, lieber währe ihm „ Der Zauberberg „ gewesen.

    Unser guter Franz, kehrt zurück, mit einer jungen Frau, das lässt ihn übermütig werden beim Auto fahren er begeht Fahrerflucht und schwärmt ihr von seinen vielen Künsten vor mit der er Geld macht. Ein richtiger Hochstapler, der sich weiß in Szene zu setzen, und das Blaue vom Himmel zu lügen, man könnte ihn mit dem Rattenfänger von Hameln vergleichen. Na, wenigstens hat er sein Fett wegbekommen, Herta und die Verhaftung. Aber unser Gauner Franz, weiß sich auch im Gefängnis ins rechte Licht zu setzen.

    Drei Geschichten über Männer hervorragend mit einander verwoben .

  • Ich fand auch das Franz weiß, sich ins Richtige Licht zu setzen, ich bin mir sicher er ist sich bewusst, das er andere betrügt. Er sonnt sich in seinem Erfolg, das schlimme ist immer wieder fallen Intelligente Menschen auf seine Masche rein, außer seiner Herta, mit ihrem gesunden Menschenverstand.

  • und mich anschließend mit Kölnischem Wasser abreibt.

    Das Kölnisch Wasser ist mir im Text schon aufgefallen. Ich verbinde das in erster Linie mit meiner Oma, die ein bisschen auf ein Taschentuch geträufelt zur Erfrischung nutzte. Sich damit abreiben zu lassen stelle ich mir eher <X vor, einfach zu viel des Guten.


    Das glaube ich eigentlich nicht. Ich fand die Begegnung der beiden auch herzerwärmend und hatte das Gefühl, dass sie sich jetzt doch miteinander versöhnen können. Wie es scheint, haben sie sich jahrelang missverstanden.

    Ich hoffe es für Heinrich. Martin war Kahlen-Hunte gegenüber ja auch eher reserviert, das spricht für ihn. Es findet zwischen den beiden auf jeden Fall eine Annäherung statt. Hoffentlich ist diese von Dauer und wird nicht durch nachfolgende Ereignisse (welche auch immer) getrübt. (Wobei hier ein bisschen Reibung sicher auch nicht verkehrt wäre, immerwährender Einklang ist doch auch langweilig...)


    Ich fand auch das Franz weiß, sich ins Richtige Licht zu setzen, ich bin mir sicher er ist sich bewusst, das er andere betrügt. Er sonnt sich in seinem Erfolg, das schlimme ist immer wieder fallen Intelligente Menschen auf seine Masche rein, außer seiner Herta, mit ihrem gesunden Menschenverstand.

    Bewusst ist ihm das sicher. Aber zwischendurch schimmert doch immer mal wieder durch, dass er nah dran ist, seinen Betrug selbst zu glauben (so jedenfalls mein Eindruck). Sein Höhenflug wird ja auch nicht unterbrochen, selbst aus der Gefangenschaft windet er sich unbehelligt wieder raus.

    Die intelligenten Menschen, die sich auf ihn einlassen, sind entweder vom schnöden Mammon geblendet oder missbrauchen ihn für ihre Zwecke. Kahlen-Hunte hat Heinrich nicht umsonst nach Berlin gelockt - er fürchtete aufzufliegen, mit seiner Investition verfolgt er einen bestimmten Plan.

  • Vermutlich hat das alles mit der Wiederaufrüstung zu tun. Ich hoffen nur, dass Heinrich nicht noch komplett unter die Räder kommt, ich finde ihn nämlich eigentlich sehr sympathisch.


    LG, Bella

    ich habe das Gefühl, das Heinrich noch Kopf und Kragen riskiert, in Betreff Wahrheitsliebe und Carl Ossietzky.....

  • Vermutlich hat das alles mit der Wiederaufrüstung zu tun.

    So sieht's aus. Da müssen viele Gelder flüssig gemacht werden. Anscheinend wirkt Tausends Masche wie eine Geldwäsche - also doch eine Art Goldmacherei? In Bezug auf Heinrich stimme ich dir zu,


    ich habe das Gefühl, das Heinrich noch Kopf und Kragen riskiert, in Betreff Wahrheitsliebe und Carl Ossietzky.....

    :write

    Heinrich agiert gegen seine Aufgabe, wenn er seine Erkenntnisse zurückhält. Ich hoffe, er kann sich da irgendwie schadlos rauswinden.

  • Dieser Abschnitt hat es meiner Meinung nach wieder in sich. Wir erfahren sehr viel über die Gedankengänge und Handlungen der vier Figuren (Mann, Arndt, Tausend und Ossietzky)


    Tausend steht für mich weiter eher am Rande, aber das mag das eigene Empfinden sein.

    Tausend begeht Fahrerflucht und wird dafür später verhaftet. Im Gefängnis stellt er mit Hilfe einer goldenen Füllfederspitze Gold her ;-)


    Thomas Mann bekommt für die Buddenbrooks den Literaturnobelpreis und ist schwer enttäuscht, dass seine späteren Werke nicht gewürdigt werden. Die Szene mit der Sportübung fand ich witzig und konnte mir ein Lächeln wahrlich nicht verkneifen.


    Carl von Ossietzky ist ein Pazifist durch und durch. Er versucht die Machenschaften einiger weniger aufzudecken und lässt sich nicht so einfach den Mund verbieten. Arndt ist auf ihn angesetzt und drück mehr als ein Auge zu. Ich denke das wird ihn kurz über lang noch Kopf und Kragen kosten. Die Szene mit seinem Bruder und seinen Eltern fand ich sehr rührend.


    Ich bin gespannt wie es weiter gehen wird und ob sich die vier Figuren in irgendeiner Art und Weise wieder über den Weg laufen werden. Parallelen sind da. Ob sie sich auch persönlich getroffen haben?

  • Das gefiel mir an Heinrich Ahrndt so gut, seine Gradlinigkeit, das er sich nicht verbiegen lässt, ich befürchte das es ihn noch Kopf und Kragen kosten kann.

  • Mich wundert es ja, dass dieser Franz Tausend heutzutage völlig unbekannt ist. Da werde ich nach dem Buch noch ein wenig zu recherchieren. Was für Typen mit interessanten Lebensläufen verstecken sich wohl noch zwischen diesen beiden Weltkriegen?


    Carl von Ossietzkys Bezug zur Geschichte leuchtet mir ein, der von Thomas Mann bisher immer noch nicht so. Interessant ist es aber trotzdem.