Derek Grace ist gut in dem, was er tut.
Irrsinnig gut!
Und das, obwohl ihn die Jahre ohne Job etwas außer Form gebracht haben. Doch als die Toten nicht tot bleiben, sondern sich über die Lebenden hermachen, ergeben sich für Derek plötzlich ganz neue Perspektiven. Eine Karriere, wie geschaffen für einen Mann, der genug vom tatsächlichen American Way of Life gesehen hat. Einen Mann, der sich dringend abreagieren muss.
Für Derek bedeutet das Ende der Zivilisation nur, vom Regen in die Traufe gekommen zu sein. Mit dem Unterschied, dass abgesehen von den blutgierigen Zombies eine echte Chance auf Freiheit und ein besseres Leben besteht. Zumindest, wenn er es schaffen sollte, sich 600 Meilen durch ein zombifiziertes Kansas zu kämpfen, zu seiner Familie. Natürlich vorausgesetzt, dass sie noch am Leben sind …
Derek Samuel Grace, eben noch ein unbedeutender Niemand, entsteigt den blutbeschmierten Trümmern der Welt, um sich einen Namen zu machen: Derek Grace ist der Dead Silencer.
Alles beginnt, wie es irgendwie beginnen muss: Eine ungewöhnliche Grippe rottet große Teile der Menschheit aus und lässt sie kurz darauf wieder zu untotem Leben erwachen. Derek Grace, der Hauptakteur des Ganzen, befindet sich gerade auf dem Weg zu einem Vorstellungsgespräch, welches ihn weit von zuhause weg führt, als die Untoten sich anschicken, den noch verbliebenen Lebenden auf den für sie schmackhaften Leib zu rücken.
Derek ist alles andere als ein netter Mensch, und der bezeichnet sich selbst auch eher als Enddarmausgang, da seine Pläne schon vor der ganzen Misere nicht wirklich nett sind. Er will zuerst einen neuen Job, dann seine Frau verlassen und es ist ihm recht egal, was aus ihr wird. Nur seine Kinder interessieren ihn noch wirklich, und sein eigenes Wohlergehen.
Doch die Zombieapokalypse macht ihm einen Strich durch die Rechnung, nicht durch das, was seine Frau betrifft, aber durch den ganzen restlichen Plan. Trotz alledem ist Derek alles andere als unsympathisch, denn Autor L. Roy Aiken hat ihn so angelegt, dass man sich in viele Ansichten und Denkweisen hineinversetzen kann, wenn man ebenfalls irgendwann mal eine Erfahrung in Richtung Derek gemacht hat, welche sich vor der Apokalypse abspielte. Stichwort: White Trash.
Die Sprache des Ganzen ist recht ruppig, Umgangssprache eben, und wer vor Fäkalausdrücken zurückschreckt, sollte dieses Buch definitiv meiden. Auch wird nicht mit Humor gespart, welcher allerdings der Sprache angepasst recht krude daherkommt.
Nach 40 Seiten des Ganzen ist man bereits in vollem Gange und die Reise von Derek beginnt. Zuerst räumlich eingeengt, muss sich unser Antiheld recht schnell auf den Weg durch die Leichenheere machen um seine unvermeidliche Queste zu beginnen. Einen Fehler konnte ich jedoch bereits zu Beginn finden, als eine Horde von Zombies einem funktionierenden Fahrstuhl entsteigt und ich mich fragte, wer jetzt den Knopf zur Hotellobby wohl gedrückt haben mag.
Was danach kommt ist relativ altbekannt. Wechselnde Begleiter, Kämpfe gegen Zombies und Wichtigtuer mit despotischem Anspruch und viel Gore und Splatter. Interessant gehalten wird alles allerdings durch den ständig vorhandenen inneren Monolog von Derek, der sehr sarkastisch und zynisch daherkommt. Dies muss man mögen, denn nicht jeder kommt bei lesen mit einer „Ok, alles kaputt und mir ist das vollkommen egal!“-Einstellung zurecht.