Kurzbeschreibung (Quelle: Amazon)
Edinburgh, 1847. Will Raven is a medical student, apprenticing for the brilliant and renowned Dr Simpson. Sarah Fisher is Simpson´s housemaid, and has all of Raven´s intelligence but none of his privileges.
As bodies begin to appear across the Old Town, Raven and Sarah find themselves propelled headlong into the darkest shadows of Edinburgh´s underworld. And if either of them are to make it out a alive, they will have to work together to find out who´s responsible for the gruesome deaths.
Autoren (Quelle: Amazon)
Ambrose Parry is a pseudonym for a collaboration between Chris Brookmyre and Marisa Haetzman. The couple are married and live in Scotland. Chris Brookmyre is the international bestselling and multi-award-winning author of over twenty novels, including Black Widow, winner of both the Theakston Old Peculier Crime Novel of the Year and the McIlvanney Prize for Scottish Crime Novel of the Year. Dr Marisa Haetzman is a consultant anaesthetist of twenty years experience, whose research for her Masters degree in the History of Medicine uncovered the material upon which this novel was based. The Way of All Flesh is the first book in the series.
Allgemeines
Erster Band der Reihe um Will Raven und Sarah Fisher
Erschienen am 30. April 2019 bei Canongate Books Ltd als TB mit 410 Seiten
Gliederung: Roman in 63 Kapiteln – Danksagung – Autorennachwort zum historischen Hintergrund – Leseprobe zum zweiten Band „The Art of Dying“
Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
Handlungsort und -zeit: Edinburgh, 1847
Inhalt
Der mittellose junge Medizinstudent Will Raven bekommt die Gelegenheit, sich als Assistent des renommierten Geburtshelfers Dr. James Young Simpson (1811 – 1870) fortzubilden und er kann auch in dessen Haus wohnen. Deshalb erlebt er den Arzt nicht nur in seiner beruflichen Tätigkeit, die von viel Empathie für seine Patient(inn)en geprägt ist, sondern er wird auch Zeuge, wie Dr. Simpson gemeinsam mit Dr. George Keith und Dr. James Matthews Duncan abends in seinem Salon Selbstversuche durchführt. Die drei Ärzte sind mit den (Neben)wirkungen des kürzlich zuvor entdeckten Äthers nicht zufrieden und suchen nach einem besser verträglichen Narkosemittel, um ihren Patient(inn)en Torturen bei Operationen oder Entbindungen zu ersparen.
Auch das Hausmädchen Sarah Fisher interessiert sich sehr für Medizin und studiert in der knapp bemessenen Freizeit gern medizinische und chemische Bücher aus der Bibliothek ihres Arbeitgebers. Aber es bleibt ihr aufgrund ihrer einfachen Herkunft und vor allem ihres weiblichen Geschlechts verwehrt, eine Ausbildung zu machen. Immerhin kann sie am Vormittag gelegentlich in der Praxis aushelfen, die Dr. Simpson in seinem Haus betreibt.
Als in Edinburgh die Leichen mehrerer junger Frauen – eine davon eine Bekannte von Will Raven - aufgefunden werden, die offenbar durch schreckliche Krämpfe zu Tode kamen, versuchen Will und Sarah, das Geheimnis der mysteriösen Todesfälle zu ergründen.
Beurteilung
„The Way of All Flesh“ ist kein Serienmörder-Thriller, sondern ein gründlich recherchierter medizinhistorischer Roman, der ärztliche, besonders geburtshilfliche Praktiken in der Frühzeit der Anästhesie thematisiert. Die auftretenden Romanfiguren sind größtenteils historische Persönlichkeiten, die sich im Bereich der Medizin und der Chemie einen Namen gemacht haben. Diese Wissenschaftler arbeiteten nach der Einführung des Äthers in die Chirurgie und Geburtshilfe gemeinsam an der Entdeckung von weiteren und besser verträglichen Narkosemitteln.
Die Autoren schildern eindringlich die schrecklichen Szenarien, die sich bei schwierigen Entbindungen abspielten und verdeutlichen, wie durch den Einsatz von Äther und Chloroform teilweise auch lebensgefährliche Geburten noch zu einem guten Ende gebracht werden konnten. Dabei wird auch auf die kontroversen Standpunkte eingegangen, die die Öffentlichkeit in Bezug auf die Narkose einnahm: Während die Einen den medizinischen Fortschritt feierten, verteufelten die Anderen – Geistliche und selbst ernannte Moralapostel – diese segensreiche Entdeckung als „unnatürlich“, da der Schmerz bei der Entbindung gottgewollt sei.
Die Reihe von Todesfällen ist direkt mit den damals herrschenden gesellschaftlichen Verhältnissen in Verbindung zu bringen, dieser Teil der Geschichte wirkt leider durchaus glaubwürdig.
Der äußerst atmosphärische und sehr elaborierte Sprachstil macht die Lektüre trotz der oft sehr beklemmenden Szenen zu einem Buch, das man kaum aus der Hand legen kann. Der Leser fühlt sich unweigerlich in die finsteren Gassen Edinburghs versetzt und atmet den Duftcocktail aus süßlichem Chloroform und Blut, er hört die Schreie der Gebärenden und Operierten….allzu sensibel sollte er also nicht sein.
Fazit
Ein überaus fesselnder medizinhistorischer Roman, der den Leser ins Edinburgh des 19. Jahrhunderts versetzt, ihn mit verdienstvollen historischen Persönlichkeiten bekanntmacht und ihn zum Zeugen bahnbrechender Erfindungen werden lässt; für medizinhistorisch interessierte Leser uneingeschränkt empfehlenswert!
10 Punkte
Da es sich eher um einen medizinhistorischen Roman als um einen Krimi/Thriller handelt, veröffentliche ich die Rezension in diesem Bereich, um falsche Erwartungen (Thriller) zu vermeiden.