Diese Anweisung, dass sich die Frauen die Haare abrasieren sollen, erscheint mir willkürlich.
Eine neue Regel zu erfinden und der Gemeinschaft zu verordnen, ist kein Teil der Religion sondern Merkmal einer Sekte.
Diese Anweisung, dass sich die Frauen die Haare abrasieren sollen, erscheint mir willkürlich.
Eine neue Regel zu erfinden und der Gemeinschaft zu verordnen, ist kein Teil der Religion sondern Merkmal einer Sekte.
Eine neue Regel zu erfinden und der Gemeinschaft zu verordnen, ist kein Teil der Religion sondern Merkmal einer Sekte.
Ich stimme dir zu. Es gilt was der Rabbi bestimmt. Daher war es so spannend zu lesen, wie Deborah in dem verbotenen Buch liest und anfängt, die Begründungen für die Regeln zu hinterfragen. Selbst wenn man die Satmarer nicht als Sekte einordnet - hart an der Grenze sind sie allemal.
Allerdings war es vor der Reformation in Deutschland ähnlich, als Predigten nur auf Latein gehalten wurden und das ungebildete Volk die Interpretation der Priester glauben müsste.
Ich hatte manchmal auch das Gefühl einer Sekte
Meines Wissens ist das eine Sekte (sie wurde 1905 gegründet und nach dem Holocaust im Zweiten Weltkrieg in New York wiedergegründet). Und da ist es ganz natürlich/selbstverständlich, dass der Sektenführer schaltet und waltet, wie er will und sich Regeln ausdenkt, die seine Gläubigen brav befolgen sollen und wollen.
Ich störe mich an dem Begriff Sekte.
Es ist eine sehr ultra orthodoxe Strömung des jüdischen Glaubens Chassidismus.
Diese erzkonservativen Strömungen findet man auch im Christentum und Islam.
Für uns unvorstellbar so zu leben in der heutigen Zeit.
Vielleicht ist es ja eine Strömung in Sektenform. Die 3 großen Dynastien in New York "Chabad", "Satmar" und "Bobov" agieren in den USA überwiegend autark:
"Sie haben in New York eine Parallelwelt aufgebaut, mit eigenen Bussen, in denen Männer und Frauen getrennt sitzen, eigenem Rettungsdienst und eigener Polizei: "Schomrim", übersetzt: Hüter. Deren Männer haben zwar keine offiziellen Befugnisse, aber sie werden von den US-Behörden geduldet."
Sie haben auch ein eigenes Bildungssystem.
Es gibt Unterschiede zwischen den Dynastien, aber im Zusammenleben unterscheiden sich die Regeln bei den Chassidim kaum.
Ist es für euch so entscheidend, ob Sekte, Glaubensgemeinschaft oder Religion? Letztlich ist es doch nur eine Etikettierung, die für Deborah und ihr Erleben nicht ausschlaggebend ist.
Die Oma von D. steht eigentlich nur in der Küche, um verschiedene Speisen für die zahlreichen Feste zuzubereiten. Wer macht das heute noch so, wo es Vieles fertig zu kaufen gibt.
Ob es heute noch üblich ist, kann man durchaus diskutieren, aber die Zeit, von der Deborah hier erzählt, ist ja auch schon ein paar Jährchen her (so ca. 25 - 30). Und wenn ich an meine Großmutter denke, die wahrscheinlich nur ein paar Jahre älter als Deborahs Großmutter war: da kam definitv nichts Fertig-Gekauftes ins Haus! Da galten ja Nudeln schon als Fertigprodukt, das es nur sehr selten gab. Und dann wurde damals und in dieser Generation ja noch ganz anders gekocht als heute: nichts mit Tiefkühlgemüse, das fix und fertig im Topf landete oder kurzgebratenes, sondern echte Handarbeit bei jedem Arbeitsschritt von Kartoffeln und Rüben schälen über die Suppeneinlage selbst herstellen bis hin zum langen Schmorren von Fleisch. Und alles mit Vorspeise, mind. zwei Beilagen und am besten auch noch Salat. Dazu kommen - wenn eine (Groß-)Familie drei Mahlzeiten zuhause einnimmt - Unmengen an Geschirr.
Mich wundert weniger, dass Bubby so viel in der Küche steht, sondern mehr, dass sie doch recht fortschrittlich sind. Die Erwähnung einer Geschirrspülmschine hat mich z. B. schon erstaunt und auch Deborahs immer wieder erwähnter Eiskauf.
In Kapitel 2 ist mir sehr positiv die große Hochachtung, mit der Deborah über ihre Großeltern, zu denen sie sicher ein schwieriges Verhältnis hatte, und auch über die chassidische Religion spricht. Da klingt m. M. n. - auch wenn sie sich letztlich davon abwendet - immer noch sehr viel Ehrfurcht durch. Das finde ich gut, denn nur weil man selbst nicht (mehr) einem Glauben anhängt, muss man ihn ja noch lange nicht abwertern. Aber viele würden das in der Situation sicher tun und dass Frau Feldman den umgekehrten Weg geht, finde ich prima. Sie versucht auch viele Hintergründe zu erklären, die sich aus der Geschichte und dem traumatischen Erleben ihrer Großeltern während der Nazizeit ergeben. Auch das ein sehr weitreichender Einblick, der tiefer blicken lässt als "nur" ihr eigenes Erleben.
Entscheidend ist es vielleicht nicht, aber es quasi ein Staat im Staat, und die Mädchen sind diesem Leben ausgeliefert, das strengstens reglementiert wird. Wie streng, wird immer mehr enthüllt.
Wie es heute üblich ist, kann ich natürlich nicht beurteilen, und es gibt mit Sicherheit Viele, die immer frisch kochen, aber auch Viele, die überwiegend auf Fertiggerichte zurückgreifen. Ich will das auch nicht ausdiskutieren.
Ich wollte nur sagen, dass ich Hochachtung vor dieser anstrengenden Arbeit habe, die von den Männern als minderwertig betrachtet wird.
Ja, Deborah erklärt ihre Welt sehr gut, und es ist für mich als Außenstehende sehr interessant. Aber als Mädchen wird von Dir nur Gehorsam gefordert, und wehe, Du verletzt eine der vielen Regeln. Je tiefer ich durch Deborah vordringe, um so entsetzter bin ich, wie groß die Unterdrückung ist.
Ich habe erst einmal nachgesehen, wann Deborah geboren wurde, um die Zeit einzuordnen. Sie ist 15 Jahre jünger als ich, eine Spülmaschine wundert mich da nicht - wir hatten auch frühzeitig eine. Ich habe mich eher gefragt, ob sie wohl zwei haben. In "Die Hochzeit der Chani Kaufmann" hatte die Familie zwei Kühlschränke, zwei Spülmaschinen und zwei Sätze Geschirr, je eins für milchhaltige Speisen und eins für Fleisch.
Ist es für euch so entscheidend, ob Sekte, Glaubensgemeinschaft oder Religion? Letztlich ist es doch nur eine Etikettierung, die für Deborah und ihr Erleben nicht ausschlaggebend ist.
Ich finde das durchaus eine wichtige Frage, auch wenn ich sie nicht abschließend beantworten kann.
Eine Religion oder Glaubensgemeinschaft dient, wie ultra-konservativ auch immer, nach meinem Verständnis vorrangig den einzelnen Mitgliedern. Regeln schützen die Mitglieder.
Eine Sekt dient vor allem der Führung.
Hier habe ich mehr und mehr den Eindruck, dass es eine Sekte ist. Ich habe nicht den Eindruck, dass die Regeln vorrangig schützen (Bsp: Haare der Frauen abrasieren, obwohl das Haar sowieso bedeckt getragen wird). Der Erlass mit den Haaren, um bei dem Beispiel zu bleiben, erscheint sehr willkürlich. Mir kam da schon der Gedanke, dass dieser Erlass eine reine Machtausübung ist.
Wie gesagt, man kann das sicher auch anders argumentieren, aber ich sehe es für mich als Sekte an.
Ich habe erst einmal nachgesehen, wann Deborah geboren wurde, um die Zeit einzuordnen. Sie ist 15 Jahre jünger als ich, eine Spülmaschine wundert mich da nicht - wir hatten auch frühzeitig eine. Ich habe mich eher gefragt, ob sie wohl zwei haben. In "Die Hochzeit der Chani Kaufmann" hatte die Familie zwei Kühlschränke, zwei Spülmaschinen und zwei Sätze Geschirr, je eins für milchhaltige Speisen und eins für Fleisch.
Das mit der zweifachen Ausstattung ist ein guter Hinweis, danke! An das koschere Kochen habe ich gar nicht mehr gedacht, das macht es aber nicht einfacher. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass die Familie alles zweimal hatte, schließlich sind sie sehr orthodox, so dass das Reinheitsgebot bestimmt hochgehalten wurde.
Aber als Mädchen wird von Dir nur Gehorsam gefordert, und wehe, Du verletzt eine der vielen Regeln.
Nicht nur die Mädchen, auch die Jungen hatten zu gehorchen. Und die Männer legen sich selbst ja auch viele Regeln auf (wenn auch andere als den Frauen). Von daher ist die Gemeinschaft für mich nicht explizit frauenunterdrückend. Individuelle Freiheit hatte da niemand, weder Mann noch Frau. Auch die Rabbiner nicht, die hatten es bestimmt "im Rampenlicht" noch schwerer.
Im Buch steht relativ wenig über das Leben des mänlichen Teils der Chassider, schade für uns Leser, aber passend aus der Sicht Deborahs, weil sich wohl die Lebensbereiche beider Geschlechter nur selten kreuzten. Aber das, was über den Großvater erzählt wird - sehr frühes Aufstehen zum Gebet und Talmudstudium, größtmöglichste Bescheidenheit sich selbst gegenüber - weist auf ein karges und hartes Leben hin.
Ja, natürlich gibt es auch die selbst auferlegten Regeln für die Männer, die das religiöse Leben regeln.
Für mich wird bei den Frauen aber noch was draufgelegt, was die Gemeinschaft für mich sehr wohl frauenunterdrückend macht.
Die Klappentexte sprechen jedenfalls von "Befreiung aus den Fesseln religiöser Extremisten" sowie "dunkle welt einer jüdischen Sekte in New York"...
Ich musste oft an Yentl denken, kennt ihr den Film? Ist zwar älter und spielt deutlich früher, aber an den grundsätzlichen "Klassen" hat sich nichts geändert:
- Männer, die arbeiten und Geld erwirtschaften
- Männer, welche den Talmud studieren und von der Gemeinde dafür unterstützt werden
- Frauen, welche sich um den Haushalt kümmern und den Männern fast alles an Arbeit abnehmen
Ich habe mal auf Amazon in den Talmud reingeblättert, da wird es gleich zu Anfang auch beschrieben:
1. Ein köstliches Kleinod ist die Gotteslehre, sie beglückt in diesem und im künftigen Leben. 6,7. Wer sie ehrt, wird geehrt, wer sie missachtet, wird verachtet. 4,8. Wer ihren Dienst auf sich nimmt, wird von den weltlichen Lasten befreit; wer sich ihr entzieht, dem wird der Gesellschaft Joch aufgebürdet.
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Ich musste oft an Yentl denken, kennt ihr den Film? Ist zwar älter und spielt deutlich früher, aber an den grundsätzlichen "Klassen" hat sich nichts geändert:
Oh ja, den Film habe ich vor langer Zeit auch mal gesehen.
Zwar sehr am US-amerikanischen Kino orintiert, aber thematisch außergewöhnlich.
Der Film basiert auf einem Text des Literaturnobelpreisträgers Isaac Bashevis Singer.
Den Film würde ich gerne noch einmal sehen.
ASIN/ISBN: B0018CAMAM |
Yentl habe ich auch gesehen, aber leider nur noch wenig davon in Erinnerung
Zu der Küche würde ich behaupten, daß in diesem speziellen Haushalt mit Sicherheit alles doppelt vorhanden war.
Für mich stellt es sich schon als Sekte darf. Bei einer Glaubensgemeinschaft hätte jeder auch die Wahl sich einmal nach außen zu orientieren, hier hingegen ist alles in dieser abgeschotteten Welt mit eigenen Regeln. Ich glaube auch, daß die Großmutter voll ausgelastet war mit der Küchenarbeit.
Manches finde ich entwürdigend für die Frauen. Unfreiwillig Perücken tragen ist schon schlimm genug, aber auch noch die Haare abrasieren!
Manches finde ich entwürdigend für die Frauen. Unfreiwillig Perücken tragen ist schon schlimm genug, aber auch noch die Haare abrasieren!
Und das ist ja nur eine der vielen entwürdigenden Regeln. O. k. wäre es, wenn die Frauen wenigstens die Wahl hätten und das dann freiwillig tun würden.
Es gibt viele jüdische Frauen, die in der Öffentlichkeit Perücken oder Turbane tragen. Ich wusste es auch nicht bis es in einer Doku erwähnt wurde. Dann habe ich bei Berichten mal genauer hingeschaut.