'Unorthodox' - Kapitel 3 - 4

  • Und obwohl Radios nicht zulässig sind, kauft Zeidi höchstpersönlich nach dem 11. September eins. Regeln sind dehnbar...


    Mich hat auch der Abschnitt über Deborahs Mutter sehr interessiert, die Frage hat sich ja schon im ersten Leseabschnitt gestellt. Sie hat also die Gemeinschaft verlassen. Es wird nicht explizit gesagt, aber sie hatte vermutlich gar kein "Recht" (nach den Regeln der Gemeinschaft), die Tochter Deborah mitzunehmen. Ob sie überhaupt gewollt hätte, wird gar nicht gesagt. Nach den Umständen bezweifele ich es, vermutlich hatte die Mutter zunächst mehr als genug damit zu tun, für sich selbst zu sorgen. Ich bleibe gespannt, ob sich Mutter und Tochter später treffen.

    Über die Radiogeschichte bin ich auch gestolpert. Vor allem deshalb, weil ein paar Seiten weiter hinten von Deborahs "Anlage" die Rede ist, auf der sie dann auf Mindys Tipp hin weltliche Musik hört. Das passte für mich nciht zusammen. Ich lese das jetzt so (nachdem ich nochmal nachgelesen habe), dass Zeidi sie "nur" nicht Nachrichten hören ließ und sich sein Verbot nicht auf Radio allgemein erstreckt. Sonst ergibt es für mich keinen Sinn.


    Die Mutter - ja, da bin ich auch sehr gespannt, ob da noch was rauskommt. Ihren Hintergrund fand ich auch sehr interessant, dennoch bleibt die größte Frage, warum Deborah zurückgelassen wurde. Konnte, durfte oder wollte die Mutter sie nicht mitnehmen? Und wo ist sie hin? Warum versucht sie nicht zumindest, Kontakt zu halten? Soweit ich weiß, ist die Mutter bei den Juden eine sehr wichtige Person, nur durch sie kann ja auch die Religion weiter"vererbt" werden. Aber das ist alles nur sehr wenig Wissen, ich hoffe sehr auf mehr Informationen!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Ich hoffe auch, dass man mehr über die Mutter erfährt. Ich denke auch, sie durfte sie ihre Tochter nicht mitnehmen. Bisher ist aber keine Rede mehr von ihr.

    Irrlicht und Hexe (7. Hexenregel: Unterschätze nie die Kraft des Wortes - es hat eine besondere Kraft, es kann befreien, anstoßen und verändern, aber auch verletzen und zerstören)

  • Soweit ich mich erinnere, wird irgendwo erwähnt, dass Englischunterricht zu den staatlichen Bedingungen gehört, damit die Schule anerkannt wird. Es ist schon erschreckend, dass Kinder, in den USA geboren und dort aufgewachsen, so schlecht Englisch können.

    Ich habe es so verstanden, dass es keine Anerkennung gibt. Der Besuch eines College ist nicht möglich. Ich habe eher den Eindruck, dass die wenigsten Lehrer eine Qualifikation haben. Sieht man schon an Deborah mit 17 Jahren, sie gilt als Lehrerin , obwohl sie keine Ausbildung hat.

    In Deutschland würde dies als Nachhilfe gelten.

  • Ich bin in der letzten Woche wenig zum Lesen gekommen, obwohl sich das Buch gut liest. Jetzt habe ich den Abschnitt beendet, deshalb meine Anmerkungen:


    Williamsburg ist ja nicht rein jüdisch, ein paar Straßen weiter ist es ein eher unterprivilegiertes amerikanisches Wohnviertel. Kennt jemand die Serie Two Broke Girls? Das spielt dort. Daher werden die Mädchen, welche sich auch mal aus ihrem Gebiet herauswagen, durchaus mit Englisch konfrontiert. Wäre ja schon sinnvoll, Fahrpläne, Hinweise etc. Lesen zu können. Mich erinnert das immer wieder an die türkische Parallelgesellschaft, die es hier teilweise gibt, wo die Oma auch nach Jahren kein Deutsch spricht.


    Deborahs Anlage ist eventuell nur dazu gedacht, spezielle jiddische Sender zu hören. Sie weiß ja erst gar nicht wie sie den Sender umstellen kann. Oder sie hat CDs mit religiösen Texten und Melodien.


    Dass sie mit 17 eine Stelle als Lehrerin bekommt, freut mich zwar, schockiert mich aber auch. Das spricht ja nicht gerade für gut ausgebildete Lehrkräfte an der Schule. Lehramtsstudium nicht notwendig...


    Und dass die Mädchen im Kino ausgerechnet in Mystic River landen, ist wirklich Pech. Eine Jane Austen Verfilmung oder ein Kinderfilm hätte ganz anders auf sie gewirkt.


    Was die Regeln angeht, fand ich Die Hochzeit der Chani Kaufmann informativ. Dort hatte fast jede Familie heimlich einen Fernseher, aber im Schrank versteckt. Nur als der Rabbi beruflich aufsteigt entsorgt er seinen ohne Rücksprache mit seiner Frau. Diese Frau hat als Rabbetzin in der Gemeinde viel zu tun, ist quasi berufstätig. Die Gemeinde in dem Buch ist aber nicht ganz so strikt wie hier.

    “You can find magic wherever you look. Sit back and relax all you need is a book." ― Dr. Seuss

  • Williamsburg ist ja nicht rein jüdisch, ein paar Straßen weiter ist es ein eher unterprivilegiertes amerikanisches Wohnviertel. Kennt jemand die Serie Two Broke Girls? Das spielt dort. Daher werden die Mädchen, welche sich auch mal aus ihrem Gebiet herauswagen, durchaus mit Englisch konfrontiert. Wäre ja schon sinnvoll, Fahrpläne, Hinweise etc. Lesen zu können. Mich erinnert das immer wieder an die türkische Parallelgesellschaft, die es hier teilweise gibt, wo die Oma auch nach Jahren kein Deutsch spricht.

    Die Serie kenne ich sogar, allerdings nicht so gut, dass ich wüsste, wo sie spielt. Überhaupt kenne ich mich in New York überhaupt nicht aus, so dass mir alle Ortsangaben so gut wie nichts sagen (abgesehen von Manhatten :lache). Mir gefällt dein Vergleich mit der (türkischen) Parallelgesellschaft sehr gut. Hier wie dort können die Leute Englisch/Deutsch lernen, müssen das aber wollen. Also sich aktiv darum bemühen, ihr Viertel und ihre Leute auch mal verlassen, es sprechen, lesen ... Und daran scheitert es wohl des Öfteren. :(

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021