DIE HEIMREISE
Oder
Wie ich lernte, an einem Tag Italien und Mary Poppins zu hassen
Es war soweit. Leider hat auch der schönste Urlaub sein Ende. Nach nur zwei Wochen unter Italiens Sonne und in der wunderschönen Landschaft der Toskana packte ich also schweren Herzens mein Köfferlein (um der Wahrheit Genüge zu tun: Es war mehr als nur ein Koffer) und trat die Heimreise an.
Das erste Ärgernis war ein Stau, der mich praktisch vom Startort an bis zur italienischen Grenze fast ständig begleitete. Also ca. 500 km lang.
Aber das macht ja nix... dafür gibt es ja HÖRBÜCHER!
Flugs wurde ein Anfang gemacht mit Kommissar Pillermeier, einem leicht schrägen Krimihörspiel, das auch allen Mitreisenden großen Spaß machte und aufmerksam verfolgt wurde.
Anschließend legten wir die von vielen Miteulen wärmstens empfohlene Brigitte-Hörbuch Variante von Mary Poppins, gesprochen von Heike Makatsch, ein – ein wirklich schönes und auch sehr schön gelesenes Hörbuch.
Die Welt war in Ordnung - bis zu CD 3. Dann nämlich, als CD 3 beendet war und wieder von vorne zu spielen begann...und wir vergeblich versuchten, die CD aus dem CD-Player zu entfernen. Da fiel uns dann auf, daß das Display des Auto-CD-Players nicht mehr leuchtete.
Das Display wurde entfernt (das kann man als Diebstahlssicherung abnehmen)... aber die CD lief unbeirrt weiter. Die CD lief auch dann noch weiter, als der Motor abgestellt wurde. Und selbst dann, als alle frei zugänglichen Sicherungen entfernt waren, quasselte Heike Makatsch unverdrossen weiter. Erstaunlich, was diese Frau für eine Energie hat. Selbst dann noch, wenn man ihr den Saft abdreht. *grins* Es war auch leider nicht möglich, die CD leiser zu drehen... es ging einfach NICHTS mehr.
Nachdem diese Maßnahmen also nichts brachten, fuhren wir erst mal weiter. Die CD lief ebenfalls laut weiter. Ursprünglich sollte sie ja auch den Autobahnlärm übertönen.
Ungefähr beim 4. Durchlauf von CD 3 – wir waren inzwischen nach 7 Stunden „Fahrt“ auch endlich mal in Österreich angelangt, hatte Mr Bat einen mittelschweren Anfall, der zu hektischen Ausbauversuchen des Radios auf einem heimeligen Alpenparkplatz führte.
Leider brachten diese ob des mickrigen Equipments (eine Nagelfeile) nicht wirklich was, denn obwohl wir die vier Befestigungsschrauben lösen konnten, ließ sich das #*§$%&-Teil weder durch List und Tücke, noch durch die Androhung und Anwendung von Gewalt aus der Einbauluke entfernen.
Und so erlebten wir Mal um Mal mit, wie die Banks-Kinder nachts in den Zoo gehen, auf Maja von den Plejaden stossen und wie sich Mary Poppins denn wieder mit dem Wind davonschleicht.
Längst hatten sich unsere lieben Hinterbänkler im Auto ihre Discmans aufgesetzt und boykottierten Heike Makatsch mittels lauter Musik aus den Kopfhörern. Diese Fluchtmöglichkeit hatten Mr Bat und ich leider nicht.
Wir mussten durch... ob wir wollten oder nicht.
Zwischendurch rüttelten und schüttelten wir immer wieder mal am CD-Player... versuchten auch mal, die CD mit unprofessionellem Werkzeug aus dem Player zu entfernen. Nichts. Keine Chance. Und so hörten wir uns CD 3 auch ein 7. und ein 8. Mal an.
Mittlerweile konnten wir die Handlung schon auswendig und kommentierten die einzelnen Handlungen der Akteure lautstark.
Aber auch die längste Heimfahrt hat mal ein Ende und so liefen wir nach knapp 13 Stunden (ca. 8 davon mit Mary Poppins CD 3) den Heimathafen an. Da die Fahrt anstrengend und wir alle hungrig waren, liefen wir schnell noch McDoof an. Ich muß sicher nicht extra erwähnen, daß während unserer Futterpause die CD munter weiterlief?
Während ich schon die Koffer auspackte, baute Mr Bat den Radio aus. Mitsamt CD. Wie wir dabei feststellten, ist die Sicherung des Gerätes sinnigerweise auf der Rückseite desselben angebracht. Kein Wunder, daß Heike Makatsch sich nicht zum Schweigen hat bringen lassen und wir ihr sozusagen die Klappe extra erschlagen mussten.
Heute morgen dann wurde ausführlichst die Bedienungsanleitung studiert. Und irgendwo, auf Seite 395 links unten im Kleingedruckten stand dann sinngemäß „wenn bei Ihrem Japankram Radiodrecksgerät mal gar nix mehr geht – was wohl häufiger passiert, sonst gäbe es diesen Punkt nicht extra in dieser Enzyklopädie – dann nehmen Sie einen dünnen Stift zur Hand und drücken Sie damit in das Loch XYZ, das - ich schwöre, es ist mikroskopisch klein und kaum zu finden! – einen kompletten Gerätereset bewirkt."
Voller Spannung bauten wir das Gerät ein, drückten auf den Knopf... et voilà! Simsalabim! Das Gerät funzte wieder. Einwandfrei. Und spuckte sofort die CD wieder aus.
Schade eigentlich. Ich hatte mich gerade so daran gewöhnt.