Marlene Streeruwitz las am 21.Januar 2020 in der Muthesius Kunsthochschule in Kiel
In der Reihe Sprachkunst begrüßte die Muthesius Kunsthochschule in der vergangenen Woche die Schriftstellerin Marlene Streeruwitz.
Bereits die Einspielmusik, die Veranstalterin hatte sich für Brahms "Ungarische Tänze" entschieden,
gab einen mehr als eindeutigen Hinweis darauf, dass der Gast des Abends aus Österreich kam.
Neben einer kurzen Einführung über das Leben und Werk von Marlene Streeruwitz ging es auch um ihre akademische Karriere und eine nicht abgeschlossene Promotion, deren zwingende Voraussetzung die Ablegung eines Rigorosums verlangte.
Der Buchvorstellung von "Flammenwand" waren an diesem Abend nur wenige Gäste gefolgt. Während die ersten Stuhlreihen noch gut gefüllt waren, blieb das Podest des Hörsaals weitgehend leer. Mehr als offensichtlich vermochte die für ihre feministische Haltung und ihren sprachlich reduzierten Stil bekannte Schriftstellerin nur ein kleines Publikum anzuziehen. Nach zwei Leseabschnitten, die in Stockholm spielen und vom Liebespaar Adele und Gustav erzählen - soweit sei alles erzählt, so Streeruwitz - befragte der Präsident der Kunsthochschule die auf der Longlist des Buchpreises nominierte Autorin und aktuelle Gewinnerin des Preises der Literaturhäuser.
Über die Entwicklung ihres eigenständigen Stils ließ sich dem Gespräch wenig entnehmen. Einzig auf den bereits bekannten Aspekt, in österreichischer Sprache zu schreiben, die ohne den Konjunktiv II auskommt und einige sprachliche Eigenheiten aufweist, ging sie ein.
Deutlich spannender äußerte Marlene Streeruwitz sich zur katholischen Kirche, der aktuellen Politik in Österreich und ging detailliert auf die Migrationspolitik ein. Sie schilderte anhand von Beispielen, wie Migranten auftreten müssten, um ein Bleiberecht zu erlangen. Insbesondere ging sie auf die Lage weiblicher Migranten ein, deren Situation leichter als die männlicher Mitbewerber sei, denen aber von Hilfsorganisationen Hinweise gegeben würden, wie sie sich vor einem Richter im Gespräch zu präsentieren hätten. Auch wenn sich der Auftritt an diesem Abend recht leise gestaltete, so gab es doch keinen Zweifel an der Position der Schriftstellerin.
Die Veranstaltung endete mit der Lesung eines dritten Abschnitts und entließ das Publikum mit mehr Fragen als Antworten.