Lucy Foley - Neuschnee
Inhalt:
Neun Freunde, die sich schon aus der Studienzeit kennen, wollen in einem einsam gelegenen Landgut in Schottland Silvester verbringen. Die Stimmung ist ausgelassen - meistens, denn der eine oder die andere merkt, dass man sich eigentlich nicht mehr so viel zu sagen hat. Das Wetter tut seinen Teil dazu, denn es schneit und die Straße zum Landgut wird unpassierbar. Die Freunde sind von der Außenwelt abgeschnitten und die Stimmung beginnt zu kippen: lang gehegte Geheimnisse werden öffentlich und alte Freundschaften müssen in Frage gestellt werden. Schließlich wird eine Leiche gefunden ...
Meine Meinung:
Es fällt mir ein bisschen schwer, hier ein Urteil abzugeben. Einerseits mag ich Krimis sehr gern, in denen es um eine Clique alter Freunde geht, die entweder ein zurück liegendes Verbrechen vertuscht haben oder denen eben aktuell ein Verbrechen begegnet. Das Buch passt also genau in mein Beuteschema. Aber ich habe schon bessere Geschichten darüber gelesen.
Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen, die aber nur wenige Tage auseinander liegen. Einmal ist es der Tag nach Neujahr, als die Leiche gefunden wird. Und auf einer zweiten Ebene erfährt man, wie die Freunde angereist sind und was sich - bis zum Mord - auf dem Landgut abgespielt hat. Das war spannend und gut gemacht.
Gut fand ich auch, dass die Geschichte aus mehreren Perspektiven erzählt wird. So bekommt man Einblick in die wirklichen Verhältnisse der Freunde zueinander. Die Freundinnen Miranda, Emma und Katie erzählen die Ereignisse aus ihrer Sicht. Dann gibt es noch Heather, die Verwalterin des Landguts, und Doug, den Wildhüter. Auch Heather hat eine eigene Stimme, nur Dougs Geschichte ist aus Sicht eines Erzählers zu lesen. Das habe ich zuerst als Bruch empfunden, aber durch diese andere Sicht bleibt Doug ein Stück geheimnisvoller als die übrigen Personen, da sein Innenleben versteckt bleibt.
Es ist schon teilweise starker Tobak, was sich die Freunde hier an den Kopf werfen und was sie aus der Vergangenheit ausgraben, aber darauf darf ich hier nicht so genau eingehen, ich will ja nicht spoilern. Die Gefühlsausbrüche sind jedoch nachvollziehbar und auch nachfühlbar.
Ein bisschen schade fand ich, dass einige Personen sehr blass blieben. Die "Erzählerinnen" und ihre Partner stehen sehr im Mittelpunkt, andere Mitglieder der Clique bleiben dagegen völlig bedeutungslos. Sie spielen nicht wirklich eine Rolle und wenn sie nicht dabei gewesen wären, wäre die Geschichte kaum anders ausgegangen. Das habe ich als starkes Ungleichgewicht empfunden. Ich habe beim Lesen immer gewartet, dass es einen Knall gibt und eine der Unscheinbaren plötzlich das Ruder herumreißt, aber das passierte leider nicht.
Gekonnt war, dass man erst am Schluss wirklich erfährt, um wen es sich bei der Leiche handelt. Diese wird gleich am Anfang gefunden. In der Mitte des Buches erfährt man dann, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt. Und ganz am Schluss erst wird die Person enthüllt. Das war spannend.
Zusammenfassend würde ich sagen: ein leichter Fast-Food-Krimi, der nicht lange im Gedächtnis bleiben wird. Aber für die Dauer, in der man ihn liest, durchaus spannend.