'Kloster Northanger' - Kapitel 01 - 09

  • Mir fällt gerade nicht mehr ein, wann ich Kloster Northanger zum letzten Mal gelesen habe, aber viel ist mir noch in Erinnerung geblieben.

    Die Zeit in Bath, besonders die Anfangszeit ist für Catherine und Mrs. Allen recht frustrierend. Muss unangenehm gewesen sein zu der Zeit, ohne Bekannte unterwegs zu sein. Die beiden fühlen sich recht fehl am Platz. Ob das von den anderen Ballbesuchern, Trinkhallenbesuchern auch so wahrgenommen wird. Einmal wird ja angedeutet, dass über die zwei getuschelt wird.

  • Es lief damals wohl immer danach ab, sehen und gesehen werden. Je größer der Bekanntenkreis, umso mehr genoss man dann Ansehen. Umso schlimmer muss es dann gewesen sein, niemanden zu kennen. Schließlich musste man Fremden vorgestellt werden und sprach diese nicht selbst an. Die Etikette war schon schwierig. Ich finde die Charakterisierung der bisherigen Hauptpersonen durchaus interessant. Es sind Durchschnittspersonen die hier agieren. Ich muss gestehen, dass ich das Buch vor Jahren schon einmal las, aber an den Anfang konnte ich mich nicht erinnern, merkwürdig.

  • Hatten wir echt noch keine LR zu diesem Buch

    Es gab mal eine Mini-Leserunde unter " ich lese gerade..." aber keine richtige Leserunde



    Mir fällt gerade nicht mehr ein, wann ich Kloster Northanger zum letzten Mal gelesen habe, aber viel ist mir noch in Erinnerung geblieben.

    Geht mir auch so. Bei mir ist es bestimmt schon einige Jahre her, dass ich das Buch schon mal gelesen habe. Am Anfang hatte ich gar nichts mehr von der Handlung im Gedächtnis, aber je länger ich lese um so mehr fällt mir wieder ein. Spätestens als der unsagbar unsympathische und angeberische Thorpe auftaucht, konnte ich mich wieder erinnern. Den habe ich schon beim ersten mal Lesen nicht ausstehen können und nun geht es mir wieder genauso. Und die Arme Catherine ist viel zu schüchtern und zu unerfahren, um ihm mal eine Abfuhr zu geben.

  • Mich überraschte der Tonfall des Buches bei der Vorstellung der Eltern von Catherine.

    Ja mich auch. Ich hatte das Buch gar nicht mehr als so ironisch und lustig in Erinnerung. Aber schon auf der ersten Seite musst ich echt breit grinsen bei dem Satz: "Ihre Mutter war eine schlichte, lebenstüchtige Frau von gleichmäßiger Freundlichkeit und - man höre und staune - umverwüstlicher Kostitution. sie hatte schon drei Söhne, als Cahterine zur Welt kam, und anstattt, wie man doch wohl erwarten durfte, bei ihrer Geburt zu sterben, lebte sei einach weiter..." Einfach herrlich, dieser Tonfall von Jane Austen.:lache:lache


    Ich bin übrigens froh, dass ich diese Ausgabe mit den Anmerkungen lese. Ich finde die Anmerkungen oft recht interessant. Zum Beispiel hatte ich nicht so genau gewusst, was es eigentlich mit den "oberen " und "unteren" Gesellschaftsräumen auf sich hatte. Aber das wird hier ja gut erklärt.


    Ich glaube ich fände so eine "Kur" in Bath furchtbar langweilig. Man hatte ja nichts anderes zu tun, als durch die Trinkhalle zu wandeln und sich für einen Ball am Abend fertig zu machen. Sich zu überlegen, was für ein Kleid man heute anzieht und mit wem man wohl tanzen wird. Und das ganze dann 6 Wochen lang. Für mich wäre das ganz sicher nichts.:lache

  • Eine Lieblingsstelle im Roman von mir ist im Kap.7:


    "Haben Sie Udolpho gelesen, Mr. Thorpe?"

    "Udolpho! Ach, du großer Gott, das fehlte noch. Ich lese nie Romane, ich habe Besseres zu tun."


    Und dann zählt Mr. Thorpe einen Roman nach dem anderen auf. Wobei Udolpho würde er ja niemals lesen, wenn dann nur Romane von Mrs. Radcliffe. Darauf Catherine:


    "Udolpho ist von Mrs. Radcliffe"! :rofl

    "Wirklich, was Sie nicht sagen! ... Ich dachte an das andere alberne Buch dieser Frau, mit der so viel Rummel gemacht wird, ..."

    "Sie meinen sicher Camilla."


    Ein Roman, den Mr. Thorpe natürlich auch nicht gelesen hat, nur darin geblättert hat er. Dann weiß er aber ziemlich gut, den Inhalt wiederzugeben. :lache


    (Zitate: Grawe S.47/48)

  • Ja mich auch. Ich hatte das Buch gar nicht mehr als so ironisch und lustig in Erinnerung. ... Einfach herrlich, dieser Tonfall von Jane Austen.:lache:lache


    Ich bin übrigens froh, dass ich diese Ausgabe mit den Anmerkungen lese. Ich finde die Anmerkungen oft recht interessant. Zum Beispiel hatte ich nicht so genau gewusst, was es eigentlich mit den "oberen " und "unteren" Gesellschaftsräumen auf sich hatte. Aber das wird hier ja gut erklärt

    Mir gefällt das Buch auch ausnehmend gut und ich kann Rouge nur zustimmen: der süffisante Ton ist wirklich toll! Ich bin sehr froh, vorher das Nachwort gelesen zu haben, auch wenn es etwas spoilert, denn jetzt kann ich viel mehr mit dem Text anfangen - ansonsten hätte ich manches doch etwas seltsam gefunden.


    Was mir auch super gefallen hat: Jane Austens Plädoyer für das Lesen von Romanen und zugunsten der lesenden Romanheldinnen. Da hat sie schon recht - eigentlich ist es ja seltsam, wenn ProtagonistInnen so gar nicht lesen. Catherine gefiel mir da ausnahmend gut, als sie sich lieber in Udolpho vertieft hat, anstatt sich Gedanken um ihr Kleid oder Aussehen zu machen. :lache Aber auch hier kann ich Rouge wirklich nur zustimmen: die Anmerkungen sind unendlich wertvoll, sonst versteht man ja die Hälfte nicht.

    Eine Lieblingsstelle im Roman von mir ist im Kap.7:


    ...


    Ein Roman, den Mr. Thorpe natürlich auch nicht gelesen hat, nur darin geblättert hat er. Dann weiß er aber ziemlich gut, den Inhalt wiederzugeben. :lache

    Die Stelle fand ich auch wirklich köstlich! Mich hat die Reaktion Thorpes aber an so manche Zeitgenossen erinnert, die auch alle schon vor dem Lesen eines Buches wissen, was sie davon zu halten haben. :grin


    Beim ersten Mal lesen wurde ich auch von Isabella getäuscht. Sie versteht es sehr gut ihr Umfeld zu manipulieren und alles zu ihrem Vorteil zu nutzen.

    Das stimmt. Isabelle empfinde ich als zunehmend anstrengend. Und auch extrem wechselhaft - einmal hü, Minuten später wieder hott. Aber sie hat immer eine gute Ausrede parat und James ist ja sowieso an allen schuld.


    Zurder Kur in Bath: ich glaube nicht, dass es die Leute damals als langweilig empfunden haben. Schließlich sind die meisten Landleben mit sehr eintönigen Tagen gewöhnt. In Bath dagegen trifft man wohl im Normalfall auf Bekannte, die man sonst nicht sieht oder länger schon nicht mehr gesehen hat - da gibt es dann viel Gesprächsstoff.


    Auf alle Fälle gefällt mir das Buch bisher ausnehmend gut und ich frage mich, warum es so unbekannt ist.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Ich habe etwas gebraucht, um in das Buch reinzukommen, das Erzähltempo ist doch einfach ein ganz anderes als bei einem modernen Roman, aber mittlerweile gefällt es mir ausgesprochen gut!

    Mir geht es genauso, Thorpe ist ein Angeber und unheimlich arrogant, dabei ist er nicht einmal sonderlich hübsch. Isabella hat ebenfalls keinen guten Charakter. Sie sucht sich Freundinnen von durchschnittlichem Aussehen, damit sie noch strahlender erscheinen kann.

    Thrpe war mir auch auf Anhieb herzlich unsympathisch. :lache Die arme Cathrine kann einem echt leid tun, dass sie es nicht schafft diesem eingebildeten Fatzke die Meinung zu sagen. Isabella ist mir allerdings bisher noch recht sympathisch, mal sehen, wie sie sich weiter entwickelt.

    Mir gefällt das Buch auch ausnehmend gut und ich kann Rouge nur zustimmen: der süffisante Ton ist wirklich toll! Ich bin sehr froh, vorher das Nachwort gelesen zu haben, auch wenn es etwas spoilert, denn jetzt kann ich viel mehr mit dem Text anfangen - ansonsten hätte ich manches doch etwas seltsam gefunden.

    Nachwort habe ich in meiner Ausgabe leider nicht, nur Anmerkungen, die aber auch sehr hilfreich sind.

  • Ich habe den ersten Abschnitt nun auch endlich durch - und ich muss euch recht geben. Ich bin die ganze Zeit am grinsen, weil der Tonfall einfach so klasse ist und die Figuren so treffend beschrieben sind. K


    Klasse fand ich die Mutter - da wird erst zeilenlang beschrieben, wie viel Sorgen sich eine Mutter doch um ihre Tochter in dieser Situation macht - und dann ermahnt sie sie nur, ihren Schal nicht zu vergessen und über ihre Ausgaben Buch zu führen. :D


    Die Gesellschaft in Bath ist hervorragend beschrieben - dieses sich gegenseitig beeindrucken, sich auf Kosten anderer in einem besseren Licht darzustellen, diese Oberflächlichkeit und Ich-Bezogenheit. Isabella ist da ein gutes Beispiel, aber auch die Gespräche zwischen Mrs Allen und Mrs Thorpe scheinen mir nicht wirklich kommunikativ zu sein - eigentlich suchen beide nur ein Publikum für ihre Selbstdarstellung.


    Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

  • Es ist wie verhext - ich weiß nicht, wann ich die Ruhe habe, hier etwas zu posten. Das wird heute wieder nichts (ich sollte vielleicht Leserunden erst mal aufgeben). Drum nur ganz kurz: diesen Abschnitt habe ich durch, das Buch gefällt mir sehr, ich muß dauernd grinsen, manches mal sogar laut auflachen - bis, das kommt im zweiten Teil.


    John Thorpe nervt, und Catherine ist dermaßen ... zurückhaltend, daß das auch schon wieder nervend ist. Ich glaube, es war in diesem Abschnitt, daß deutlich wurde, daß die Angehörigen der höheren Schichten eigentlich keine Ahnung hatten (um es überspitzt auszudrücken), wie sie den lieben langen Tag herumbringen sollen.


    Mehr vielleicht / hoffentlich später (eher morgen denn heute, denn wie ich mein heutiges Pensum schaffen soll, weiß ich nocht nicht).

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Nachwort habe ich in meiner Ausgabe leider nicht, nur Anmerkungen, die aber auch sehr hilfreich sind.

    Kurz zusammengefasst geht es im Nachwort vor allem darum, dass Jane Austen mit Kloster Northanger eine Parodie auf die damals beliebten Frauenromane (im ersten Teil) sowie noch mehr auf die anscheinend noch beliebteren Schauerromane (im zweiten Teil) verfasst hat. Und dabei mit den Erwartungen der Leser an diese Genres spielt. Ich finde, wenn man das weiß, kann man das Buch noch viel mehr genießen und die Andeutungen besser verstehen (z. B. über Catherines so völlig unromanhaft "normale" Familie).


    Echt witzig fand ich auch Henrys "Getue" beim Kennenlernen, als er (notgedrungen) seinen Fragenkatalog abarbeitet, um dann endlich festzustellen: "Nun muss ich ein süßliches Lächeln aufsetzen, und dann dürfen wir uns wieder wie vernünftige Menschen benehmen." Das ist für mich immer so ein Wechselspiel zwischen "normalem" Verhalten und romanhaftem Getue, dass Austen damit auf die Schippe nehmen will.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Lese-rina


    (Irgendwie wollen diese zwei Zeilen beim Zitieren nicht erscheinen. Deshalb mach ich es so.)


    Zitat:

    Die Stelle fand ich auch wirklich köstlich! Mich hat die Reaktion Thorpes aber an so manche Zeitgenossen erinnert, die auch alle schon vor dem Lesen eines Buches wissen, was sie davon zu halten haben. :grin




    Es ist doch immer wieder verblüffend, dass sich manche Dingen nie ändern werden. :-]

  • Ich bin derzeit mit dem dritten Abschnitt fertig, habe aber nicht die Zeit und innere Ruhe, hier ausführlich zu Posten. Vorhin habe ich meinen neuen PC bekommen und bin nun heute sowie vsl. die nächsten Tage mit dem Umzug beschäftigt. Nun will ich wenigstens auf einige Posts hier eingehen und anhand deren meine Eindrücke schildern.


    Die Etikette war schon schwierig.

    Das könnte mein größtes Problem mit dem Buch sein. Die Handlung spielt im späten 18. Jahrhundert - und das ist momentan seeehr weit weg von mir, mir fehlt derzeit einfach der "Draht" dahin.


    Aber schon auf der ersten Seite musst ich echt breit grinsen bei dem Satz: "Ihre Mutter war eine schlichte, lebenstüchtige Frau von gleichmäßiger Freundlichkeit und - man höre und staune - umverwüstlicher Kostitution. sie hatte schon drei Söhne, als Cahterine zur Welt kam, und anstattt, wie man doch wohl erwarten durfte, bei ihrer Geburt zu sterben, lebte sei einach weiter..."

    Diese "Bemerkung" ist mir auch aufgefallen! :grin


    Beim ersten Mal lesen wurde ich auch von Isabella getäuscht. Sie versteht es sehr gut ihr Umfeld zu manipulieren und alles zu ihrem Vorteil zu nutzen.

    Dieses und das Unvermögen von Catherine, darauf (und auch auf John Thorpe) auch nur halbwegs angemessen zu reagieren, gehört mit zu dem, was mich derzeit nervt.


    Was mir auch super gefallen hat: Jane Austens Plädoyer für das Lesen von Romanen und zugunsten der lesenden Romanheldinnen. Da hat sie schon recht - eigentlich ist es ja seltsam, wenn ProtagonistInnen so gar nicht lesen.

    Vor einigen Jahren habe ich mal eine Literaturgeschichte gelesen und von daher in Erinnerung, daß "früher" nur die gereimte Form anerkannt war, während man auf Romane herabsah, die waren nichts wert, so Richtung Schund. Ich meine, zu Jane Austens Zeit etwa begann sich das zu ändern.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")