Die Frau, die nicht alterte von Grégoire Delacourt
ASIN/ISBN: 3455006515 |
Hardcover, 176 Seiten
Atlantik (Hoffmann und Campe Verlag), Hamburg 2019
Aus dem Französischen übersetzt von Katrin Segerer
Originalausgabe La femma qui ne vieillissait pas bei JC Lattès, Paris 2018
Über das Buch (Buchrückseite)
"Mit siebenundvierzig hatte ich noch immer keine Falten auf der Stirn, keine Krähenfüße, keine Lachfalten, keine grauen Haare, keine Augenringe; ich blieb hoffnungslos dreißig."
Betty hat ein glückliches Leben. Sie hat mit André den Richtigen gefunden, ihn geheiratet und einen Sohn zur Welt gebracht. Doch als sie plötzlich aufhört zu altern, gerät ihre Welt aus den Fugen. Denn wer will schon jung bleiben, wenn die Liebsten altern?
Über den Autor (Buchklappentext)
Grégoire Delacourt wurde 1960 im nordfranzösischen Valenciennes geboren und lebt mit seiner Familie in Paris. Sein Bestseller Alle meine Wünsche wurde in fünfunddreißig Ländern veröffentlicht. Im Atlantik Verlag erschien von ihm zuletzt der Spiegel-Bestseller Das Leuchten in mir (2018).
Über die Übersetzerin (Buchklappentext)
Katrin Segerer, geboren 1987, studierte in Düsseldorf Literaturübersetzungen und überträgt Literatur für Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus dem Englischen und Französischen.
Meine Meinung:
Ein durchaus kontroverses Buch, was anfangs gar nicht so abzusehen war. Gegen Ende habe ich mich dann richtiggehend geärgert – aber von vorne.
Mit 30 äußerlich nicht mehr zu altern! Ein Traum!? Oder doch eher ein Albtraum?
Genau das passiert Betty in diesem Buch. Sie altert nicht mehr. Von den Folgen erzählt Delacourt und greift damit eine Vision auf, die viele Menschen – nicht nur Frauen – beschäftigt. Ich fand das Thema (zunächst) sehr gut umgesetzt, denn es hat für mich viele, durchaus wichtige Fragen aufgeworfen: Was ist Schönheit? Was heißt es, zu altern? Was ist Vergänglichkeit?
Das alles geschieht in sehr verknappter Weise, nahezu in wenigen Worten. Das Buch ist für mich kein Roman, viel mehr eine Erzählung, wesentlich mehr be- als umschreibend. Wobei es Delacourt trotz des Minimalismus schafft, nicht nur Bettys Leben, sondern auch das Lebensgefühl einer ganzen Generation genau auf den Punkt zu bringen. Ich empfinde es als große Kunst, in knappen Nebensätzen ganze Geschichten zu erzählen. Dazu kommen viele schöne Sätze und Gedanken.
Neben Bettys Leben gibt es sehr viele Anspielungen auf (französische) Kulturgeschichte des vergangenen Jahrhunderts. Damit konnte ich leider oft nichts anfangen, auch wenn ich manche Sachen dann doch wusste oder nachgeschlagen habe. Trotzdem schlich sich bei mir der Eindruck ein, dass ich vielleicht die falsche Leserin für dieses Buch bin.
Die vordergründige Botschaft des Buches ist eine sehr schöne, vor allem an die Frauen. Doch im Verlauf des Buches schlichen sich bei mir zunehmend Misstöne ein. Nicht nur, dass ich Betty immer weniger verstand und ihre Reaktionen nicht mehr nachvollziehen konnte, viele Schilderungen fand ich stark übertrieben. Ich brauche keine sympathische Hauptperson in einem Buch, aber Betty verkörpert ein Frauenbild, mit dem ich zunehmend Probleme hatte.
Am Ende konnte ich nur noch entsetzt den Kopf schütteln. Nein, ich muss nicht alles gutheißen in einem Buch – aber bei einem Buch mit einer so klaren Grundbotschaft finde ich es problematisch, wenn sich dann plötzlich noch ganz andere Botschaften herauskristallisieren. Das liegt zwar wahrscheinlich an meiner eigenen subjektiven Leseart und weniger am Autor, aber mir hat es den bis dahin sehr positiven Grundtenor kaputtgemacht.
Fazit: Ein Buch mit ganz widersprüchlichen Botschaften – zumindest empfinde das ich so. Sprachlich sehr knapp und präzise auf den Punkt gebracht. Eine Punktewertung finde ich hier extrem schwierig, da das Buch insgesamt nicht schlecht war, ich mich aber am Ende sehr geärgert habe. Mehr als sechs Eulenpunkte möchte ich deswegen nicht vergeben, dafür aber eine klare Leseempfehlung, um sich selbst ein Bild zu machen! (Und vielleicht mit mir über eure Eindrücke zu diskutieren).