Hier kann zu den Seiten 77 - 180 (Kapitel 4 - geschrieben werden.
'Die Leben der Elena Silber' - Seiten 077 - 180
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Für die Hörbuch-Hörer:
Der Abschnitt endet mit: "Auf der Straße kaufte er sich bei einem Vietnamesen eine Schachtel Zigaretten. Rote Marlboro. Die hatte er früher geraucht, vor zwanzig jahren. Er riss die Packung noch nicht auf. Er wollte sie nur dabei haben, wenn er sie brauchte."
Der neue Abschnitt beginnt: "Leningrad, Sommer 1936, Jelena saß bei ihren Töchtern, als sie einen Schuss hörte."
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Immer noch ist mir Claus gerade die liebste Figur, in all seiner Bedürftigkeit und Hilflosigkeit und seinem langsamen, aber unausweichlichen Abdriften aus dem eigenen Leben. Ich vermute, das wird nicht so bleiben, denn beim Markieren der Abschnitte habe ich da schon was gelesen...
Ich glaube, schlimmer als für Konstantin und dessen Vater ist es vielleicht für Theo, den Enkel.
Jelena ist echt isoliert groß geworden, unbeachtet, im Stich gelassen und lieblos behandelt von der Mutter, bedrängt und sogar, nun ist auch das klar, vom Stiefvater vergewaltigt, und sie ist fremd in der eigenen Welt. Alles, was sie will, ist rauskommen aus der Enge, raus in Die Welt. Robert Silber scheint der Weg zu sein, wirklich Liebe ist es sicher nicht.
Interessant fand ich Pawels Auftauchen, wenn er denn wirklich Pawel ist. Er könnte auch einfach ein Geheimdienstler sein, den man auf den deutschen Ingenieur und seine Familie angesetzt hat . Kurze Zeilen hatte ich das Gefühl, dass Jelena endlich eine Verbindubg in ihre eigene Vergangenheit gefunden hätte. Immerhin bewirkt er, dass der Stiefvater mit Familie in die Verbannung muss.
Weitere Bemerkungen hebe ich mir mal auf, wenn ich zu euren Beiträgen etwas schreibe.
Inzwischen gefällt mir der Roman sehr gut. Es ist interessant, wie Osang die Familie beleuchtet. Manches mag man erst ablehnen, aber wenn er herausgearbeitet hat, wie es dazu kam...
Warum und wodurch werden Menschen so, wie wir sie erleben...
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Ich bin mit dem Abschnitt noch nicht durch.
Auch wenn ich immer mehr den Eindruck bekomme, dass Konstantin ein ganz schöner Waschlappen ist, berührt mich die Situation mit seinen Eltern sehr, was zweifellos daran liegt, dass ich da die Situation in meinem Elternaus sehe. Von einem gewissen Punkt an, kann es nur noch schlechter werden. Eine Hoffnungslosigkeit die Osang durch die gewählten Szenen schon sehr deutlich zum Ausdruck bringt. Die Heimleitung konfrontiert Konstantin mit seiner Ungeduld. Mir scheint, dass Konstantins Ungeduld auch viel mit mangelnder Wahrnehmung und Auseinandersetzung zu tun hat, sowie Verdrängung. Die wenigen Besuche in seinem Elternhaus hätten ihm schon lange klar machen können, wie weit die Situation fortgeschritten ist.
Die überspitzte Darstellung von Frau Born driftete mir zu sehr in Klischees ab.
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Als eine Art Waschlappen sehe ich Konstantin nicht, eher als überfordert und desillusioniert. Seine Therapie sehe ich insgesamt eher kritisch, weil ich denke, dass er keine braucht. Konstantin ist ein erwachsener Teenager, stehengeblieben und eigentlich noch auf der Suche nach seinem Ziel, seinem Weg. So konnte seine Ehe auch nicht funktionieren. Die Gründe liegen wohl in der Kindheit. Viel Liebe und Zuspruch, Ermutigung, scheint er von seinen Eltern wohl nicht erhalten zu haben, vielleicht weil sie diese auch nicht leisten konnten. Die Mutter stilisierte ihn zum Wunderkind, stellte hohe Ansprüche, die nur enttäuscht werden konnten.
Wie sehr er verletzt ist, merkt man in der Szene, als er mit Theo im Heim ist. Auch als Vater ist er eher unbeholfen, so wie sein Vater ihm gegenüber eher distanziert und lieblos war.
Es ist, als ob ein Kreis sich schließt...
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Soweit bin ich noch nicht. Ich formuliere meine Aussage mit dem Waschlappen mal anders. Ich habe das Gefühl, dass Konstantin mit 43 Jahren noch nicht erwachsen geworden ist.
@ Clare
Insofern sind wir wohl nah beieinander, wenn Du ihn als stehengebliebenen Teenager siehst.
Dass seine Mutter nun daher kommt, und ihm aufzeigt, was aus ihrer Sicht ein geeignetes Thema für einen Film sein könnte, hilft natürlich auch nicht, dass er seinen Weg selbst findet.
Im ersten Abschnitt habe ich die Aussage getroffen, Konstantin würde den Vater an das Vergessen verlieren. Da muß ich mich korrigieren. Er hat ihn wohl nie wirklich gehabt.
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Im Moment überwiegen die Aspekte, die mich an dem Roman stören: vor allem die Redundanzen, die übermächtigen Frauen, die ihre Männer und Söhne kleinhalten. Ob es die Mütter sind, die Ex-Freundin, irgendwie setzen sich die Frauen durch und lassen kaum Raum für eine eigene Eintfaltung. Das ist mir im Moment zu einseitig.
Im Gespräch mit der Tante und den Tonbandaufnahmen hat mich sehr gestört, dass Konstantin genau das von seiner Baba hört, was der Leser schon weiß. Das fand ich langweilig und überflüssig.
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Immer noch ist mir Claus gerade die liebste Figur,
Ich finde auch Juri spannend. Er scheint als einziger Nachkomme einen eigenen Weg zu gehen und konnte sich wohl von der Mutter lösen.
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Ich finde auch Juri spannend. Er scheint als einziger Nachkomme einen eigenen Weg zu gehen und konnte sich wohl von der Mutter lösen.
Nur erfährt man nicht so viel von ihm...
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Im Moment überwiegen die Aspekte, die mich an dem Roman stören: vor allem die Redundanzen, die übermächtigen Frauen, die ihre Männer und Söhne kleinhalten. Ob es die Mütter sind, die Ex-Freundin, irgendwie setzen sich die Frauen durch und lassen kaum Raum für eine eigene Eintfaltung. Das ist mir im Moment zu einseitig.
Im Gespräch mit der Tante und den Tonbandaufnahmen hat mich sehr gestört, dass Konstantin genau das von seiner Baba hört, was der Leser schon weiß. Das fand ich langweilig und überflüssig.
Da sind lauter schwache Männer herangewachsen, oder so geformt worden, denen es wahrscheinlich bequem war, keine Entscheidungen treffen zu müssen. Die Männer in diesem Roman stehlen sich aus ihrer Verantwortung der Familie und überhaupt dem Leben gegenüber.
Was das Wiederholen betrifft: es wiederholt sich einiges, finde ich. Mir hätte es besser gefallen, wenn etwas stringenter erzählt würde.
Interessant finde ich es trotzdem noch.
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Es ist schade, dass Robert Silber so blass bleibt ( bin bei Seite 148). Vielleicht ändert sich das noch.
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Ich denke, das entspricht einfach seinem Typ. Er ist keiner, der hervortritt, aus der Masse heraussticht. Er bezieht kaum Position.
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Es ist schade, dass Robert Silber so blass bleibt ( bin bei Seite 148). Vielleicht ändert sich das noch.
Ich finde das auch schade, aber vielleicht erfahren wir später mehr über ihn.
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Ich denke, das entspricht einfach seinem Typ. Er ist keiner, der hervortritt, aus der Masse heraussticht. Er bezieht kaum Position.
Mag sein. Um aber in einer fremden Kultur eine verantwortungsvolle Position zu bekommen, und zu erhalten, sind viele Fähigkeiten nötig.
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Die hatte er bestimmt. Zu der Zeit war Russland noch nicht der Feind, eine Kooperation also möglich. Er war Ingenieur und hatte Erfahrung in der industriellen Garnverarbeitung. Ich frage mich trotzdem, wie es zu der Kooperation kam. Was hatte das Familienunzernehmen Silber davon?
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Heftiges Urteil das Konstantin seiner Tante und seiner Mutter kurz vorm Ende dieses Abschnitts ausstellt.
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Musste ich gerade nochmal nachlesen.
Mich verwirren die Sprünge inzwischen doch etwas. Nicht so sehr die Brüche zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Man bekommt manche Informationen scheibchenweise und von verschiedenen Seiten, aus der jeweiligen Sicht des Erzählenden. Manches ist ganz schön verwirrend...
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Konstantin wirkt auf mich auch wie jemand, der nie erwachsen geworden ist.
Das Leben zwischen seinen beiden so unterschiedlichen Eltern war bestimmt nicht leicht. Sein Vater macht das in einem Satz deutlich, die Mutter habe immer recht. Wenn er sich aufgelehnt hätte, wer weiß was damals passiert wäre. Scheidung war damals zwar möglich, aber nicht einfacht.
Konstantin selbst scheint viele Jahre weggeschaut zu haben, vielleicht auch weil er im Kopf ein idealisiertes Bild hat und den Kontakt zu seinen Eltern scheut. Ihm ist schon bewusst, dass sein Vater als enge Vertrauensperson nie wirklich für ihn da war, so wie jetzt auch nicht mehr für seinen Enkel. Und auch so, wie Konstantin für seinen Sohn keine enge Bezugsperson ist. Kino als Flucht vor Gesprächen?
Sicher ist es mit einer so dominanten Mutter nicht einfach, aber es war auch Konstantins Entscheidung, sich nicht mehr von ihr zu lösen, nicht schon früher die Stirn zu bieten und seinen Weg zu gehen. Juri hat es getan, von ihm hören wir hoffentlich noch mehr.
Elenas Mutter hat also nicht nur weggeschaut, sondern es der Tochter auch noch nonverbal zum Vorwurf gemacht. Elenas Zweckehe mit einem Mann, den sie nicht richtig kennt und wer weiß, ob das wirklich ihr Bruder ist. Der Bruder ging mit 14 vermutlich nicht freiwillig schon weg und falls ja, dann war es eine Flucht, die Elena nicht möglich war. Seine Erfahrungen in dieser Umgebung könnten ihn bis zur Unkenntlichkeit verändert haben.
Auf der einen Seite nerven mich die Wiederholungen, auf der anderen Seite ist es manchmal interessant, die Sache aus einer anderen Perspektive zu hören.
Bei der Lesung in Frankfurt sagte Alexander Osang, dass ihm später aufgefallen sei, dass die Männer in dem Buch schwach seien und es ein Roman voller starker Frauen sei, wobei das in seiner Familie vielleicht wirklich so war.
Vielleicht hat er diesen eher journalistischen Stil gewählt um etwas mehr Abstand zu gewinnen? Er sagte, dass er bewusst nicht genau die eigene Familiengeschichte abbilden und analysieren wollte, sondern eher die Folgen der Ereignisse in Russland auf die nächsten Generationen zeigen. Eine Leben in Flucht mit einer Hauptfigur die irgendwie nie so richtig ankommt.
Ich wünsche Konstantin, dass er irgendwann irgendwo ankommen kann, habe aber irgendwie Zweifel daran. Alexander Osang meinte, dass er selbst am glücklichsten beim Reisen sei, er trage eine gewisse Unruhe in sich.
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Immer noch ist mir Claus gerade die liebste Figur, in all seiner Bedürftigkeit und Hilflosigkeit und seinem langsamen, aber unausweichlichen Abdriften aus dem eigenen Leben. Ich vermute, das wird nicht so bleiben, denn beim Markieren der Abschnitte habe ich da schon was gelesen...
Ich glaube, schlimmer als für Konstantin und dessen Vater ist es vielleicht für Theo, den Enkel.
Mir ist bisher auch Claus die liebste Figur und bisher auch die einzige, deren Schicksal mir nahe geht, sein Abdriften in die Demenz find eich sehr eindrucksvoll beschrieben.
Im Moment überwiegen die Aspekte, die mich an dem Roman stören: vor allem die Redundanzen, die übermächtigen Frauen, die ihre Männer und Söhne kleinhalten. Ob es die Mütter sind, die Ex-Freundin, irgendwie setzen sich die Frauen durch und lassen kaum Raum für eine eigene Eintfaltung. Das ist mir im Moment zu einseitig.
Im Gespräch mit der Tante und den Tonbandaufnahmen hat mich sehr gestört, dass Konstantin genau das von seiner Baba hört, was der Leser schon weiß. Das fand ich langweilig und überflüssig.
so geht es mir auch.
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Mir ist bisher auch Claus die liebste Figur und bisher auch die einzige, deren Schicksal mir nahe geht, sein Abdriften in die Demenz find eich sehr eindrucksvoll beschrieben
Der Claus der Gegenwart ist jemand, der Emotionen in uns wecken kann als Figur. Der Vater Claus in der Vergangenheit hat sich in seiner Ehe und der Beziehung zu seinem Sohn wohl weniger mit Ruhm bekleckert.