'Die Leben der Elena Silber' - Seiten 077 - 180

  • ottifanta Beitrag

    Bin gerade am Handy und kriege das teilweise zitieren nicht hin.


    Ich kann mir gut vorstellen, dass Osang so etwas Abstand zur Geschichte seiner Familie gewinnen wollte. Der Roman spiegelt sie ja wohl nicht 1 zu 1, aber es werden genug wahre Elemente enthalten sein. Die Dominanz der starken Frauen ist schon auffällig, und ich finde, es sind sehr harte, bittere Frauen. Sie haben viel durchgemacht, ja, aber ihre Männer hatten sie wohl nur, soweit wie sie sie brauchten und weil es eben so war, man als Frau verheiratet und untergebracht, ja geschützt sein musste.

    Es ist die Ungerechtigkeit früherer Zeiten, dass die Männer fortgehen und ihren Weg gehen konnten und die Frauen in der Familie bleiben mussten, bis sie nach Heirat einen eigenen Hausstand Gründen konnten und dabei nicht selten vom Regen in die Traufe kamen.

    Was Pascha betrifft, sag ich jetzt nicht mehr...

  • Clare

    So sehe ich das momentan auch. Dass Elenas Mutter wieder geheiratet hat und dabei wohl viele Kompromisse gemacht, das kann ich noch verstehen. Auch bei Elena selbst, denn in ihrer Kleinstadt wollte sie nicht bleiben und hätte mit ihrem Geliebten wohl keine große Zukunft dort gehabt. Aber dass sie sich dann so in das Eheleben fügt, hätte ich irgendwie nicht erwartet.


    Kontantins Mutter ist auch sehr bitter, eigentlich wäre es interessant gewesen, wie eine Schwester (eine weibliche Nachfahrin) entwickelt hätte.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Musste ich gerade nochmal nachlesen.

    Mich verwirren die Sprünge inzwischen doch etwas. Nicht so sehr die Brüche zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Man bekommt manche Informationen scheibchenweise und von verschiedenen Seiten, aus der jeweiligen Sicht des Erzählenden. Manches ist ganz schön verwirrend...

    Ich habe mich am Anfang gefragt, ob es den Zeitstrang in der Gegenwart überhaupt braucht. Aber in diesem Abschnitt wurde mir klar, dass er genau dazu gut ist. Das wahrscheinliche Geschehen ergibt sich aus den unterschiedlichen Perspektiven. Das ist natürlich anstrengend, aber sehr interessant und realitätsnah.


    Ich bin bei uns zuhause ein Nachkömmling. Wenn ich meine Eltern und meine Geschwister nach Ereignissen der Vergangenheit frage, kommen da sehr unterschiedliche Realitäten heraus :lache

  • Bei der Lesung in Frankfurt sagte Alexander Osang, dass ihm später aufgefallen sei, dass die Männer in dem Buch schwach seien und es ein Roman voller starker Frauen sei, wobei das in seiner Familie vielleicht wirklich so war.

    Ich frage mich, ob nicht fast alle Frauen, die den Krieg erlebt und überlebt haben, und zu diesem Zeitpunkt nicht nur für sich sondern auch für Kinder sorgen mußten, starke, dominante Frauen sind / waren.


    Meine Omas habe ich auch als sehr dominant erlebt. Oder auch das, was man heute als tough bezeichnet. Und meine Mutter, Schwiegermutter und Tanten, die eine Kriegskindheit hatten, sind auch stets mit beiden Beinen im Leben gestanden. Und glaubten immer zu wissen, was für ihre Kinder richtig ist. :lache

  • Ich frage mich, ob nicht fast alle Frauen, die den Krieg erlebt und überlebt haben, und zu diesem Zeitpunkt nicht nur für sich sondern auch für Kinder sorgen mußten, starke, dominante Frauen sind / waren.


    Meine Omas habe ich auch als sehr dominant erlebt. Oder auch das, was man heute als tough bezeichnet. Und meine Mutter, Schwiegermutter und Tanten, die eine Kriegskindheit hatten, sind auch stets mit beiden Beinen im Leben gestanden. Und glaubten immer zu wissen, was für ihre Kinder richtig ist. :lache

    Sie mussten ihre Kinder durchbringen, ohne Mann, ohne Sicherheit. Gerade die Kriegsfrauen, deren Männer gefallen oder verschollen waren, mussten sich durchsetzen, durchbeißen, um zu überleben.

  • Pelican und Clare

    So habe ich meine Oma auch in Erinnerung (Jahrgang 1894), durch zwei Weltkriege und den Verlust von drei ihrer insgesamt fünf Kinder geprägt.


    Auch das mit den verschiedenen Versionen zu einem Ereignis gibt es bei uns. Hier im Buch bieten die vier Töchter vermutlich besonders viel Potenzial.



    Die zwei Zeitebenen stören mich ab und zu auch, bisher zum Glück deutlich weniger als in einigen anderen Büchern. Vielleicht weil hier nicht so offensichtlich DAS große Familiengeheimnis versteckt wird.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Clare

    Kann gut sein ;-). Hatte halt in letzter Zeit auch Bücher, in denen den Lesern allzu offensichtlich das eine große Familiengeheimnis vorenthalten wurde, total penetrant. Hier ist es nicht sooo aufgesetzt.


    Übel, wie hier solche Traumata über Generationen vererbt werden.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
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    Erich Kästner.

  • Im Moment überwiegen die Aspekte, die mich an dem Roman stören: vor allem die Redundanzen, die übermächtigen Frauen, die ihre Männer und Söhne kleinhalten. Ob es die Mütter sind, die Ex-Freundin, irgendwie setzen sich die Frauen durch und lassen kaum Raum für eine eigene Eintfaltung. Das ist mir im Moment zu einseitig.

    Im Gespräch mit der Tante und den Tonbandaufnahmen hat mich sehr gestört, dass Konstantin genau das von seiner Baba hört, was der Leser schon weiß. Das fand ich langweilig und überflüssig.

    Dem habe ich wenig hinzuzufügen. Und durch Konstantins negative Perspektive diesen Frauen gegenüber finde ich es schwierig einen echten Zugang zu ihnen zu finden. Ich finde diese Figur als Erzähler sehr unglücklich gewählt. Deshalb finde ich auch die unterschiedlichen Sichtweisen und die mir dadurch mehrfach wieder erzählten Ereignisse und Wiederholungen langweilig. Eigentlich mag ich Perspektivwechsel sonst ganz gern. Ich mag nur die Stellen mit Claus, die auf mich wirklich authentisch wirken.

  • An diesen Stellen finde ich echte Betroffenheit, Empathie, Emotionen. Besonders letztere sind, finde ich, im Roman recht rar gestreut. Ich weiß nicht, ob es an der Figur Konstantin liegt. Wenn man so uneins und unzufrieden mit sich selbst ist, kann man vielleicht auch schwer emotional sein. Ich gehe mal soweit, dass der Roman stellenweise sogar kalt ist.

    Ich lese trotzdem weiter, schon weil ich nun alles wissen will. Man erfährt halt alles scheibchenweise.

  • Für mich liegt es an der Figur des Konstantin, dass das Buch mich nicht begeistern kann. Das ist ein völlig subjektiver Eindruck, liegt also an mir.

    Ich kaufe ihm seine Unzufriedenheit und dieses nicht erwachsen sein Wollen auch nicht ab. Sicher gibt es Gründe dafür, aber das Buch schafft es einfach nicht, dass sie mich interessieren. Deshalb finde ich die Wiederholungen auch nervig. Ich finde keinen Zugang und möchte das auch gar nicht auf andere LeserInnen übertragen.


    Ich finde die Figuren, vor allem die Frauen hart und kalt (verständlicherweise). Aber da mir Stefan Kaminski das Buch mit all seinem Können, incl. Akzente dieses Buch vorliest, wirkt es auf mich nicht emotionslos. Er transportiert die Emotionen, nicht der Text. Schon allein wie er Claus interpretiert, ist großartig. Auch hier ist es Konstantin, den er emotionslos und uninteressiert bzw. uninteressant wirken lässt (auf mich).

  • Für mich liegt es an der Figur des Konstantin, dass das Buch mich nicht begeistern kann. Das ist ein völlig subjektiver Eindruck, liegt also an mir.

    Ich kaufe ihm seine Unzufriedenheit und dieses nicht erwachsen sein Wollen auch nicht ab. Sicher gibt es Gründe dafür, aber das Buch schafft es einfach nicht, dass sie mich interessieren. Deshalb finde ich die Wiederholungen auch nervig. Ich finde keinen Zugang und möchte das auch gar nicht auf andere LeserInnen übertragen.

    Es liegt nicht an dir.

    Zu Konstantin: Ich verstehe, was sein Problem sein soll und womit er wohl ringt, aber das kommt beim Lesen nicht rüber, nicht an. Ist das verständlich ausgedrückt?


    Und da sich das durchs gesamte Buch zieht, :wow, und da Konstantin der Erzähler der Gegenwartsebene bleibt...

  • Dem habe ich wenig hinzuzufügen. Und durch Konstantins negative Perspektive diesen Frauen gegenüber finde ich es schwierig einen echten Zugang zu ihnen zu finden. Ich finde diese Figur als Erzähler sehr unglücklich gewählt. Deshalb finde ich auch die unterschiedlichen Sichtweisen und die mir dadurch mehrfach wieder erzählten Ereignisse und Wiederholungen langweilig. Eigentlich mag ich Perspektivwechsel sonst ganz gern. Ich mag nur die Stellen mit Claus, die auf mich wirklich authentisch wirken.

    Mich zermürben eher die vielen vielen negativen Ereignisse. Irgendwie sehe ich für die Figuren kaum einen Lichtstreif am Horizont.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.