Mark Haddon - Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone

  • Ich möcht euch hier ein unglaublich schönes Buch vorstellen.


    Als Ich-Erzähler schildert ein 15jähriger die Ereignisse,die nach der Ermordung des Nachbarhundes geschehen.Nur Christopher John Francis Boone ist autistisch.Wenngleich er auch nur unter einer leichteren Version dieser Störung leidet,eröffnet uns der Autor einen Einblick in das Gehirn eines Autisten.Wie stellt sich die Welt für ihn dar?
    Körperliche Berührungen sind tabu,da sein Vater ihn also nicht in den Arm nehmen darf um ihm zu zeigen,dass er ihn liebhat,hält er ihm die Hand mit gespreizten Fingern entgegen,so dass Christopher diese mit seinen Fingerspitzen berühren kann,sozusagen ein langsames,vorsichtiges "High Five". Emotionen sind ihm mehr oder weniger fremd.Nur Angst ist ein wirklich starker Faktor,der sein Leben bestimmt.Mathematik und Physik sind Bereiche in denen man Christopher nichts vormachen kann,aber die Mimik seiner Mitmenschen überfordert ihn schon.


    Der Autor(freiübersetzt aus der englischen Ausgabe)
    Mark Haddon ist Autor und Illusrator vieler preisgekrönter Kinderbücher und TV-Drehbücher.Als junger Mann arbeitete Haddon mit autistischen Menschen.Er lehrt kreatives Schreiben für die Arvon Foundation und lebt in Oxford England.
    the curious incident of the dog in the night-time ist sein erster Roman.


    Das Buch(Kurzbeschreibung von Amazon)
    Christopher Boone leidet an einer leichten Form des Autismus und geht zur Sonderschule. Von den komplizierten menschlichen Gefühlen versteht er wenig, aber in Mathe und Physik ist er geradezu genial. Darum will er später auch Astronaut werden. Oder Wissenschaftler. Er liebt Primzahlen, Puzzles und Polizisten. Aber er hasst Gelb und Braun. Damit er auch Fleisch und Gemüse, das diese Farbtöne hat, essen kann, hat er immer Lebensmittelfarbe dabei. Seit seine Mutter vor zwei Jahren überraschend gestorben ist, vertraut er nur noch einem Menschen auf dieser Welt: seinem Vater, der ihn allein erzieht. Die beiden verstehen sich auch gut – bis Christopher eines Nachts den Wellington, den Pudel der Nachbarin, tot im Garten findet. Der Junge mag Hunde sehr. Bei ihnen weiß er, woran er ist. Er muss unbedingt den Täter finden und nimmt die Ermittlungen auf. Streng logisch, mit Deduktionen, wie einst Sherlock Holmes. Er kann nicht ahnen, wie sehr Wellingtons Tod mit seiner eigenen Geschichte zusammenhängt.


    Meine Meinung
    Ich habe in letzter Zeit,auch Dank der Eulen, viele gute Bücher gelesen,doch dieses ist eines der besten dieses Jahr.Die Geschichte wird eher sachlich erzählt,Christopher ist ja ein Logiker,aber dabei kommen immer wieder Feinheiten zum Vorschein,die einen zum Schmunzeln bringen.Keine Sorge dies ist kein sentimentaler mitleidheischender Roman über Autismus,sondern wunderschöner Roman über das Leben eines eben einfach anders strukurierten Menschen :anbet


    EDIT: Ich habe die beiden Threads (englisch + deutsch) zusammengefügt und die ISBN der deutschen Ausgabe eingesetzt, damit die auch im Verzeichnis erscheint. LG, milla :wave

  • @ Fritzi,scheinbar nicht;-),aber es hätte mich nicht gewundert,da wir scheinbar einen ähnlichen Geschmack haben :knuddel1


    @ cmoi,der Mord an dem Hund ist nicht weiter schlimm(auch wenn ich Hunde liebe),sondern nur ein Aufhänger für die Story.

  • Was für ein tolles Buch! Ich habe es jetzt endlich auch gelesen und bin begeistert. Zwar ist es nicht ganz so authentisch wie "Buntschatten und Fledermäuse", liest sich aber auch sehr gut. Ich konnte mich richtig in Christophers Welt hineinversetzen.


    Übrigens kann ich jedem nur empfehlen, dieses Buch im Original zu lesen. Es liest sich sehr einfach, Schulenglisch reicht locker. Ich musste kein einziges Wort nachschlagen, das ist mir bei einem englischen Buch noch nie passiert. :-)

  • Ich hab das Buch nun auch gelesen, fand es ganz nett, aber so richtig umgehauen hat es mich nicht. Ich hab über Autismus generell schon einiges gewußt und fand die Thematik gut, dass manche "Eigenheiten" (warum Christopher nicht angefasst werden will, warum er manche Farben nicht mag,..) gut und verständlich erklärt. Andererseits ist das Buch sprachlich halt logischerweise sehr einfach gehalten, weil es aus der Sicht des Jungen geschrieben ist, und das war halt rein vom sprachlichen Aspekt nicht so richtig meines. Ich würde es als nette Zwischenlektüre bezeichnen.

  • Ich hab dieses Buch in einem Rutsch reingezogen, weil es die richtige Mischung aus spannend, informativ und leicht geschrieben ist. Für mich war es ein guter Einblick in die Gedankenwelt eines Menschen, der sich schwer tut, Gefühle zu empfinden aber von der Flut der Wahrnehmungen erschlagen wird. Nachvollziehbar und schlüssig beschreibt er, wie er seine Welt ordnet und begehbar macht; der "Krimianteil" spielt eigentlich eine sehr untergeordnete Rolle, ist mir aber nicht wirklich abgegangen.


    Bei den mathematischen Formeln konnte ich leider nicht so ganz mithalten, aber eine gezeichnete Lösung hab sogar ich verstanden.
    Überhaupt wird vieles auch bildlich erklärt, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn - das Denken eines autistischen Menschen war für mich wirklich gut verständlich.

    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist das nicht allemal das Buch.
    Georg Christoph Lichtenberg

  • Zitat

    Original von Batcat
    Ich habe das Buch auch und bin schon seeeeeeeeeehr gespannt darauf.


    Ich hatte es damals als Leseexemplar gelesen und kann Dir versichern: Deine Vorfreude wird nicht enttäuscht werden, wenn Du gerne mal wieder etwas leicht schräges lesen willst!

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Dieses Buch stellt die Wahrnehmungsweise eines autistischen Jungen dar. Das ist das Besondere am Buch. Ich fand das gut denn es ist einfacher zu verstehen als eine theoretische Erklärung über Autismus. Inwiefern hier der "typische Fall" dargestellt kann ich nicht beurteilen, aber es gibt für Unwissende zumindenst einen Einblick.

  • Ich bin damals durch "Lesen" auf das Buch gestoßen, dort hatte Manuel Andrack es derart toll präsentiert, dass ich es gleich abends bei amazon bestellt hatte - und ich wurde keineswegs enttäuscht, das ist wirklich ein ganz ganz tolles Buch! Mein Mann war ebenfalls fasziniert von dem Buch und er hat es sogar in zwei Tagen durch, also muss das Buch wirklich richtig gut sein :lache


    Die mathematischen Fakten waren für mich als Dyskalkulistin nicht der Hit, aber ich kam damit klar...die Geschichte ist wirklich spannend und die Beschreibung zum Leben eines Kindes mit dem Aspergersyndrom fand ich sehr informativ.


    Bibi

  • Unter diesem Link kann man die Eulen-Rezension der englischsprachigen Originalausgabe nachlesen. Dort sind auch Angaben zum Autor gemacht.
    Ich habe mich zu einer eigenen Rezension unter dem deutschen Titel entschlossen, weil vielleicht einige mit der Originalsprache nicht so viel anfangen können.


    Nur kurz zum Inhalt (ansonsten siehe Link oben). Christopher ist ein 15jähriger autistischer Junge, der mit seinem Vater zusammenlebt. Als der Nachbarshund getötet aufgefunden wird, stellt er Nachforschungen an um den Mörder zu finden und findet dabei mehr und mehr über sich und seine Familie heraus.


    Hm, um es vorwegzunehmen: Eigentlich kann ich nicht nachvollziehen, warum ausgerechnet dieser Roman es auf die Spiegel-Bestsellerliste geschafft hatte. Es ist eine nett erzählte kleine Familiengeschichte, zwar mit einigen Hindernissen und Wagnissen versehen, aber nicht wirklich etwas Herausragendes. Den Charme bezieht das Buch aus den gut vermittelten Eindrücken und dem daraus resultierenden Sprachstil, der einem die Gedankenwelt des autistischen Protagonisten nahebringt.


    Doch so wie Christopher seine Mitmenschen nicht wirklich in seine Welt hineinlässt, so bleibe ich auch als Leser außen vor, wenn es um Sympathien für die Hauptfigur geht. Das wird durch die Ich-Erzähler-Perspektive sogar verstärkt. Man nimmt zur Kenntnis, verfolgt die Geschichte und merkt recht schnell, daß die vielen erwähnten Details zwar vom Protagonisten registriert werden, sie aber mangels Zugang zu "unserer" Welt letztlich nur eine untergeordnete Rolle spielen und stets spielen werden.

    "Supergute Tage" ist kein umfangreiches Buch. Die Geschichte wird flott erzählt, allerdings ohne besonderen Spannungsaufbau. Die unterschiedlichen Figuren werden zwar gut rübergebracht, nur gibt der Plot einfach etwas zu wenig her. Ein leicht zu lesender Roman, unterhaltend, aber nicht wirklich fesselnd. Ich bin mir nicht sicher, ob die fremde Gedankenwelt eines Autisten durch den Autor vermittelt halbwegs dem entspricht, was solche Menschen wirklich erleben. Letztendlich bleibt es nur die Vorstellung eines "Normalen", wie es im Kopf eines "Autisten" vielleicht aussehen mag.


    Der Autor hat mMn mit der platten Geschichte viel Potential verschenkt. Der Sprachstil hätte durchaus das Zeug gehabt für "mehr", mehr Geschichte, mehr Inhalt, mehr Aussage. Wenn man den Autismus (der eben nur als Träger einer mehr oder weniger belanglosen Familiengeschichte herhalten muss) abzieht, bleibt nicht viel übrig und das Buch hätten die Wenigsten zur Kenntnis genommen, schon gar nicht eine Spiegel-Beststellerliste.


    Ich halte es übrigens für falsch diesen Roman unter "Zeitgenössisches" (siehe Originalausgabe) einzusortieren und stelle die deutsche Rezension deshalb unter Belletristik ein.


    Gruss,


    Doc

  • Für mich ist es schwer vorstellbar, warum ein autistischer Junge überhaupt Nachforschungen anstellen sollte. Findet dieser Vorgang in dem Roman eine plausible Erklärung? Mir kommt die Ausgangslage ziemlich konstruirt vor, nachdem was ich von der Krankheit weiss.


    Luc