Wenn die Liebe ruht - Drago Jančar

  • Gebundene Ausgabe, 400 Seiten

    Verlag: Zsolnay, 2019

    Originaltitel: In Ljubezen tudi

    übersetzt von Daniela Kocmut


    Kurzbeschreibung:

    Slowenien, Zweiter Weltkrieg: Die junge Medizinstudentin Sonja erkennt in dem SS-Offizier, den sie auf der Straße in Maribor trifft, Ludek wieder, der sie als Kind einmal beim Skifahren aus dem Schnee gezogen hat. Ludek heißt jetzt Ludwig und ist ein überzeugter Nazi. Sonja bittet ihn um Hilfe für ihren inhaftierten Freund Valentin. Für Ludwigs Hilfe zahlt Sonja einen hohen Preis.


    Über den Autor:

    Drago Jančar, geboren 1948 in Maribor, lebt in Ljubljana und gilt als der bedeutendste zeitgenössische Autor seines Landes; seine Romane, Essays und Stücke wurden in viele Sprachen übersetzt. 1974 wurde er wegen „feindlicher Propaganda“ inhaftiert. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen: u. a. Prešeren-Preis (1993), Europäischer Preis für Kurzprosa (1994), Jean-Améry-Preis für Essayistik (2007) und Prix Européen de Littérature (2012).


    Über die Übersetzerin:

    Daniela Kocmut, geboren 1980 in Maribor, aufgewachsen in Kärnten, lebt als Übersetzerin und Dolmetscherin in Graz und unterrichtet Slowenisch. Studium der Translationswissenschaften in Graz. Übersetzt Texte aus dem Deutschen, Slowenischen und Englischen und schreibt Poesie in deutscher und slowenischer Sprache.


    Mein Eindruck:

    Der slowenische Schriftsteller Drago Jancar hat einen sprachlich geschickten und sorgfältig komponierten Roman um Slowenien unter der deutschen Anektion vorgelegt. Es beginnt in Marobor, dem ehemaligen Marburg an der Drau.

    Die Slowenin Sonja spricht ca. 1944 einen Mann an, der ein Freund der Familie war, jetzt aber ein SS-Obersturmbannführer ist. Sonjas Freund Valentin wurde als mutmaßlicher Partisan verhaftet und sie hofft, das Ludwig sich für ihn einsetzt. Damit lässt sie sich fatalerweise auf einen Mann ein, der sehr gefährlich ist.


    Im ersten Teil des Buches lässt der Autor den Leser einen tiefen Blick in den Kopf eines fanatischen Nazis werfen. Ludik entstammt der deutschsprachigen Minderheit in Slowenien. Er war früher als Deutschslowene orientierungslos, wurde dann aber überzeugter Nazi. Eine schmerzhaft tragische Figur.


    Im zweiten Teil steht Valentin mehr im Vordergrund, der nach seiner Entlassung umso entschlossener zu den Partisanen geht, wobei es auch dort unbarmherzig zugeht. Die Beschreibungen des Partisanenlebens halte ich für glaubwürdig.

    In den kürzeren dritten und vierten Teil erfährt man, was aus Sonja und was aus Ludwig geworden ist.


    Drago Jancar macht mit diesem Roman deutlich, dass in Zeiten des Krieges niemand unbeschädigt bleibt. Ein bemerkenswertes Buch!


    ASIN/ISBN: 3552059504