Am Tag davor - Sorj Chalandon

  • Am Tag davor

    Sorj Chalandon


    Originaltitel: Le jour d‘avant

    dtv Literatur, 2019

    Aus dem Französischen von Brigitte Große

    Hardcover 320 Seiten

    ISBN 978-3-423-28169-0



    Der Autor (Verlagsangabe)


    Sorj Chalandon, geboren 1952 in Tunis, war viele Jahre lang Journalist bei der Zeitung ›Libération‹ und ist seit 2009 Journalist bei der Wochenzeitung ›Le Canard enchaîné‹. Seine Reportagen über Nordirland und den Prozess gegen Klaus Barbie wurden mit dem Albert-Londres-Preis ausgezeichnet. Auch sein schriftstellerisches Schaffen wurde mit nahezu allen großen französischen Literaturpreisen gewürdigt.


    Inhalt und meine Meinung


    Das Kohlerevier im Norden Frankreichs 1974. Schon ist absehbar, dass die Zechen geschlossen werden und bis dahin soll der Erde möglichst viel abgerungen werden.

    In einer Bauernfamilie entschließt sich der älteste Sohn Joseph, Bergmann zu werden, gegen den Willen der Eltern, aber bewundert vom geliebten jüngeren Bruder Michel.

    Der ist glücklich, wenn der den Älteren, mittlerweile verheiratet, in einer Bergarbeitersiedlung besuchen darf, wie an jenem 26. Dezember 1974.

    Zum Ausklang des Weihnachtsfestes kommen noch Kumpel vorbei, es wird ein Schluck getrunken, noch eine Runde auf dem Moped gedreht.

    Am nächsten Tag geschieht die Katastrophe. Bei einem Minenunglück kommen 42 Bergleute ums Leben. Joseph stirbt wenige Tage später im Krankenhaus.

    Dieser Tod zerstört die Familie und überschattet das Leben Michels, der weggeht nach Paris, Lastwagenfahrer wird und seine große Liebe heiratet.

    Als seine Frau stirbt, verliert Michel den Boden unter den Füßen und denkt nur noch an eines: Rache für den toten Bruder, Rache für die toten Bergleute.


    Es ist ein unglaublich packendes, berührendes und erschütterndes Buch. Spannender als viele Krimis verbindet es die Schilderung sozialer und politischer Missstände mit einer feinfühligen psychologischen Beschreibung eines Menschen, den ein Unglück völlig beherrscht, ihm die Lebensfreude nimmt und ihn schließlich ins Gefängnis bringt.

    Der Stil ist sachlich, ohne Sentimentalität und doch mit großer Liebe und Sympathie für die handelnden Personen.

    Für mich das bisher beste Buch des Jahres.