Maurizio de Giovanni – Ein zufälliger Tod (Il giorno dei morti)
Übersetzt von Judith Schwaab
Originalausgabe erschienen 2010
Dies ist der vierte Band der Reihe um Commissario Ricciardi.
1. Der Winter des Commissario Ricciardi
2. Der Frühling des Commissario Ricciardi
3. Der Sommer des Commissario Ricciardi (
4. Ein zufälliger Tod
5. Die Gabe des Commissario Ricciardi
6. Die Versuchung des Commissario Ricciardi
7. Die Klagen der Toten
8. Nacht über Neapel
9. Abendlied für einen Mörder
Inhaltsangabe:
Die Geschichte spielt 1931 in Neapel.
Ein Straßenjunge wird tot aufgefunden – er hatte wohl versehentlich einen für Ratten ausgelegten Giftköder gegessen. Kein Fall für die Polizei also, zumal in Neapel Mussolinis Staatsbesuch bevorsteht und die Stadt sich verbrechensfrei und im besten Licht zeigen möchte. Doch Commissario Ricciardi hat seine Zweifel – und auch wenn es ein „zufälliger Tod“ war, ist es nicht seine Aufgabe, zu verhindern, dass einem anderen Kind das Gleiche geschieht? Zum Ärger seines Vorgesetzten fängt Ricciardi an, zu ermitteln. Dabei hilft ihm natürlich auch seine ganz besondere Gabe: er kann die letzten Worte der Toten hören …
Meine Meinung:
Ich mag die ruhigen Krimis um den neapolitanischen Commissario Ricciardi und seinen Ermittlungspartner, den Brigadier Maione, sehr. Ricciardi ist der Kopf des ungleichen Paares, ein melancholischer Intellektueller, während Maione mit seiner in Neapel verwurzelten Familie, wo jeder jeden kennt, ein wichtiger Gegenpol ist – zumal wenn es darum geht, Dinge herauszufinden, über die niemand reden will.
Der Fall ist diesmal wenig spektakulär – ein zufälliger Tod eben, zumindest scheint es am Anfang der Geschichte so. Es hat mir gut gefallen, wie und warum Ricciardi seine Ermittlungen aufnimmt. Was er über das Leben der neapolitanischen Straßenjungen herausfindet, hat mich berührt, auch wenn der Tote zusammen mit anderen Straßenjungen geschützt unter dem Schutz der Kirche stand. Doch unter „Schutz“ kann man Unterschiedliches verstehen ...
In den Krimis um den Commissario Ricciardi baut sich die Spannung langsam, aber kontinuierlich auf. Auch wenn die „Gabe“ des Commissarios ihm einen Vorteil bei den Ermittlungen bringt, so hilft ihm diese diesmal erst ganz am Ende der Geschichte – und präsentiert eine/n Täter/in, auf den/die ich im Leben nicht gekommen wäre. Die Auflösung ist wirklich überraschend.
Was ich auch spannend finde, ist die Zeit, in der die Geschichten spielen. Von Band zu Band werden die Auswirkungen des italienischen Faschismus spürbarer, die Atmosphäre wird düsterer. Besonders in den späteren Büchern der Reihe kann man dies bemerken.
Ich freue mich auf weitere Bücher um den Commissario.
Seltsamerweise wurde dieser Band bei der Übersetzung zunächst übersprungen und kam erst im letzten Jahr heraus – warum auch immer, vermutlich ist es eine Frage der Rechte gewesen. Ich habe neulich gelesen, dass sogar noch zwei weitere Bände, einer aus 2012 und einer aus 2014, nicht ins Deutsche übersetzt sind und mitten in der Reihe fehlen. Das finde ich sehr ärgerlich, denn auch wenn die einzelnen Fälle in jedem Buch nichts miteinander zu tun haben, gibt es doch gewisse Dinge im Leben von Ricciardi und Maione, die sich von Buch zu Buch weiter entwickeln. Da ist es dann sehr schade, wenn die Ereignisse anfangen zu springen.
ASIN/ISBN: 3442484162 |