Die untalentierte Lügnerin - Eva Schmidt

  • Jung und Jung, 2019

    208 Seiten


    Kurzbeschreibung:

    Nachdem ihr Versuch, Schauspielerin zu werden, gescheitert ist, kehrt Maren zurück an den Ort ihrer Kindheit. Mit ihrer bevormundenden Mutter, einer so egozentrischen wie erfolglosen Künstlerin, und ihrem Stiefvater Robert, einem reichen Unternehmer, der für alle und alles aufkommt, lebt sie in dem luxuriösen Haus am See. Als die Spannungen zwischen Maren und ihrer Mutter zunehmen, bietet ihr Robert die Firmenwohnung an. Dort findet sie bald heraus, dass er offenbar ein Doppelleben führt, dass er ihre Mutter nie geliebt hat, dass so vieles anders sein könnte in ihrer kleinen Welt, als es schien. Und dass der Zwang zu lügen stärker wird, je mehr sie weiß.

    So wie es hinter der stillen Oberfläche ihrer Sätze rumort, so monströs sind die scheinbar alltäglichen Verhältnisse, von denen Eva Schmidt hier erzählt, so berührend wirkt der kühle Ton, den sie anschlägt: ein Psychogramm ohne Psychologie, ein gleichermaßen feinsinniger wie aufregender Roman über den Wunsch nach Nähe und die Sehnsucht nach Grenzüberschreitung.


    Über die Autorin:

    Eva Schmidt, geboren 1952, lebt in Bregenz, Österreich. Sie hat neben Erzählungen in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften vier Bücher veröffentlicht, dann nach einer Unterbrechung von fast 20 Jahren, den Roman »Ein langes Jahr« (2016).


    Mein Eindruck:

    Der Titel erschließt sich mir nicht, aber die Handlung um eine junge Frau, die noch nicht ganz zu sich selbst gefunden hat, ist interessant genug.


    Die junge Maren hat ihr Studium aufgegeben, und ist auch wegen Drogenproblemen nach kurzen Klinikaufenthalt wieder zuhause bei ihrer kühlen Mutter und dem Stiefvater Robert gelandet. Robert lässt ihr schließlich eine Wohnung zukommen und sie findet einen ereignislosen Job in einem Museum.

    Zufrieden ist sie nicht. An einer Stelle denkt sie:

    “Nichts geht vorwärts“ dachte Maren. „Ich verbringe den Großteil meiner Zeit mit einer Arbeit, bei der ich nur herumsitze, lebe nach wie vor in Roberts Wohnung, schlafe mit den falschen Männern und bin nicht in der Lage, mir zu überlegen, wie mein Leben anders verlaufen könnte."


    Eva Schmidt spart überflüssige Beschreibungen und Ausschmückungen aus. Dadurch wird der Text prägnant und aussagekräftig. Sie hat ein Gespür für psychologische Noten.

    Was aus Maren wird, ob und wie sie sich weiterentwickeln wird, bleibt eigentlich offen, doch es gibt Anlaß zur Hoffnung, da sie sich kreativ durch Schreiben und Fotografieren betätigt und selbstbewusster wird.


    Manche Passagen erinnern mich in Ansätzen an Sally Rooneys Erfolgsroman Gespräche mit Freunden.

    Sprachlich war das Buch für mich ein Genuß. Zudem lässt Eva Schmidt auch inhaltlich einiges in der Schwebe.

    Der Roman war meiner Meinung nach zu Recht auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2019.


    ASIN/ISBN: 3990272306