Über das Buch:
Hamburg, 1912: Mina Deharde liegt der Kaffeehandel im Blut. Kein Wunder, verbringt sie doch jede freie Minute im Kaffeekontor ihres Vaters, mitten in der Hamburger Speicherstadt. Doch beide wissen, dass sie als Frau das Geschäft nicht übernehmen kann, und einen männlichen Erben gibt es nicht. Während Mina davon träumt, mit ihrem Jugendfreund Edo nach New York auszuwandern, hat ihr Vater andere Pläne für sie. Mina muss sich entscheiden: zwischen Pflicht und Freiheit, Liebe und Familie ...
Auftakt der großen Familiensaga vor der farbenprächtigen Kulisse der Hamburger Speicherstadt (Quelle: http://www.luebbe.de)
Über die Autorin:
Fenja Lüders, Jahrgang 1961, ist eine waschechte Friesin. Als Jüngste von vier Geschwistern wuchs sie auf einem Bauernhof direkt an der Nordseeküste auf. Für ihr Studium der Geschichte und Politik zog sie nach Oldenburg, wo sie bis heute mit ihrer Familie lebt. Neben dem Schreiben ist klassische Musik ihre große Leidenschaft. (Quelle: http://www.luebbe.de)
Meine Meinung:
Ich mag Familiensagas vor historischer Kulisse und als ich sah, dass eine meiner Lieblingsautorinnen ein neues Pseudonym hat, war für mich klar, ich MUSS dieses Buch lesen und ich habe es nicht bereut.
Das Cover ist leider etwas stereotypisch, dennoch finde ich es schön, da ich die Skyline von Hamburg mag, ebenso wie den gesamten Norden. Auch die Farbgebung finde ich stimmig.
Der Klappentext umreißt gut, worum es in dem ersten Band der Speicherstadtsaga geht. Er verrät Gott sei Dank nicht zu viel, sodass die Spannung im Roman recht hoch ist. Die Gesellschaft Hamburgs zu Beginn des neuen Jahrhunderts wird sehr gut dargestellt, man bekommt einen guten Eindruck und ein schönes Flair entsteht. Das Setting ist gut gelungen, ebenso die Personenzeichnung. Besonders die Hauptfigur Mina, Kurzform von Wilhelmina, hat mir sehr gut gefallen. Sie ist eine moderne junge Frau, die um ihren Platz in der Gesellschaft kämpft, die aber auch um ihren Wert für die Familie und die Firma weiß und sich nicht so leicht unterkriegen lässt. Ihr Vater ist da ein Patriarch seiner Zeit, der auch in gewisser Weise nicht aus aus seiner Haut kann. Die gestrenge Großmutter, die die beiden Töchter immer an Anstand und Tugend erinnert und Edo, der Schwarm, der Mann, der von Amerika träumt, um aus dem System der Gesellschaft ausbrechen zu können. Ein Potpourri von Personen, die stimmig agieren und einen guten Querschnitt der damaligen Gesellschaft darstellen; vom Kaufmann bis zur Köchin.
Die Geschichte beginnt mit einem Prolog, der wie wir ab Kapitel eins erfahren, quasi ans Ende gehört. Somit bedient die Autorin sich dieses Ausblicks, um die Spannung zu kreieren, wohin der Weg führen wird und die Leser sich fragen, wie es dazu kommen konnte. An sich wird die Story aber chronologisch erzählt, wobei der Roman einige Zeitsprünge aufweist, da er insgesamt mehrere Jahre umfasst.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig und angenehm zu lesen, sodass man nur so durch die Seiten fliegt. Ich habe manchmal gar nicht gemerkt, dass ich umgeblättert habe, als so spannend habe ich diesen Roman teilweise empfunden. Es passiert auch immer irgendetwas (ich möchte hier nicht näher darauf eingehen, da ich nicht zu viel verraten möchte), sodass keine Längen im Roman entstehen und die eine oder andere Wendung im Roman hat mich schon überrascht, da ich es so nicht erwartet hätte.
Primäre Zielgruppe sind sicherlich die Frauen, wobei ich nicht sagen würde, dass dieser Roman grundsätzlich nichts für Männer ist, es kommt halt wie immer im Leben ein wenig auf die Interessen bzw. auf den Blickwinkel an. Eine Affinität zu Hamburg bzw. zu Kaufmannsfamilien oder Kaffee sollte man vielleicht haben, um Anknüpfungspunkte im Roman haben zu können.
Im Sommer des nächsten Jahres erscheint dann der zweiten Band der Saga, bevor im Herbst bereits der dritte und abschließende Band erscheinen wird. Insgesamt werden wir die Figuren dann über eine Zeitspanne von 20 Jahren begleiten, auch die politischen Entwicklungen bieten somit schon genügend Stoff für Spannung und Unterhaltung.
Ich bedanke mich sehr bei Bastei Lübbe für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars und Marlies Folkens aka Fenja Lüders für diese neue schöne Geschichte, die ich wirklich nur empfehlen kann.
9 von 10 Eulenpunkten