Luca d’Andrea – Der Wanderer (Il respiro del sangue)
Übersetzt von Susanne Van Volxem und Olaf Matthias Roth
Originalausgabe erschienen 2019
Das Buch ist ein Einzelband, kein Teil einer Reihe.
Inhaltsangabe:
Die Geschichte spielt in Südtirol.
Der Schriftsteller Tony Carcano staunt nicht schlecht, als ihm bei einem ganz normalen Spaziergang mit seinem Bernhardiner Freddy ein junges Mädchen über den Weg läuft und ihm eine knallende Ohrfeige gibt. Sibylle, so ihr Name, ist die Tochter von Erika Knapp, oder „Erika die Narrische“, wie sie im Dorf hieß, über deren Selbstmord Tony vor 20 Jahren für eine Zeitung seine erste große Reportage geschrieben hatte. Ein Unbekannter hatte Sibylle jetzt Fotos geschickt – Fotos, die Zweifel am Selbstmord ihrer Mutter aufkommen lassen. Hatte vielleicht die Fabrikantenfamilie Perkmann, die im Dorf seit jeher das Sagen hat, ihre Hand im Spiel? Tony und Sibylle beginnen zu forschen, was wirklich passierte und scheuchen dabei die Geister der Vergangenheit auf …
Meine Meinung:
Von Luca d’Andrea habe ich schon zwei andere Bücher gelesen und jedes von ihnen war rasend spannend. Also griff ich bei diesem auch zu, als ich es in einer Buchhandlung entdeckt hatte.
Und wieder zog mich die Geschichte von der ersten Seite an in ihren Bann. Ich verfolgte die Bemühungen der beiden Hauptpersonen mit großer Spannung und viele Wendungen überraschten mich. Das Ende ist dramatisch und passend, und ich hatte die Person, die sich als Täter/in entpuppt, die ganze Zeit nicht in Verdacht.
Die Figuren sind gut charakterisiert, aber nicht so sehr tief. Doch bei einem Thriller, in dem die Spannung der Handlung im Vordergrund steht, verzeihe ich das gerne. Es genügt, wenn man ihre Motivation nachvollziehen kann, und das kann man in dieser Geschichte sogar sehr gut.
Was mir auch sehr gut in den Büchern gefällt, ist die etwas drückende Stimmung in der einsamen Berglandschaft, wo sich der Mensch klein vorkommen muss und die Natur im Leben den Takt angibt – zumindest in den engen Dörfern, in denen sich die Geschichten der Bücher abspielen.
In den Büchern d’Andreas werden auch immer wieder in Nebensätzen die Bombenattentate im Südtirol der späten 80er Jahre erwähnt und ich gestehe, dass dieser Teil der Geschichte völlig an mir vorbei gegangen ist, obwohl ich durchaus alt genug war, um ein Bewusstsein für Tagespolitik zu haben – oder dass ich die Ereignisse komplett vergessen habe. Ich nehme mir dann immer wieder vor, mich näher mit der Geschichte Südtirols zu beschäftigen – was ich aber bisher auf die lange Bank geschoben habe. Ich hoffe, dass ich diesmal näher am Thema dran bleibe. Falls mir jemand einen Buchtipp dazu geben kann, würde ich mich freuen.
ASIN/ISBN: 3328600256 |