'Die unbekannte Terroristin' - Seiten 001 - 071

  • Also ich muss mir wirklich überlegen, ob das Buch was für mich ist im Moment. Nicht, dass mich die Schilderung der Mädchen und Frauen stört die durch Pole Dance und einer Dienstleistung an den Männern ihren Lebensunterhalt verdienen. Es ist eher die Einstellung der Männer die mir Übelkeit bereitet. Dann dieser Richard, da weiß man ja gleich schon, dass er in der zukünftigen Geschichte eine größere Rolle einnehmen wird. Mir bereitete das große Übelkeit und macht mir das Buch nicht gerade zu einem angenehmen Lesererlebnis. Aber vielleicht braucht es das auch ab und zu. Wobei mir zur Zeit schon die Nachrichten reichen um mir den Tag zu vermiesen.

  • Ich habe bis jetzt nur das 1. Kapitel gelesen, das wohl so etwas wie ein Vorwort ist. Die dort aufgestellten Behauptungen über Jesus, Nietzsche, Selbstmordattentäter und die Liebe sind interessant.

  • Flanagan baut in diesem ersten Teil die Figuren auf. Ich dachte, da passiert schon mehr, da auf dem Rückentext was von 4 Tagen steht. Aber gerade dieser sorgfältige Aufbau ist für mich ein vielversprechender Aufbau für das, was kommen wird. Richard auf der Suche nach Rehabilitation in seinem Job, der gezeigt hat das er keine eigenen Überzeugungen hat und für Zuhörer alles sagt. Insbesondere da Gina ihn als Arschloch beschimpft hat, da muss noch was kommen, dass er aus ihr eine Story macht.


    Die Figuren und die Atmosphäre finde ich toll gezeichnet, auch wenn ich mir nicht sicher bin ob er nicht etwas zu klischeehaft schreibt.


    Der Prolog war sicher interessant, aber auch etwas weit hergeholt. Eine gute Provokation am Anfang des Romans.


    Das Buch ist sicherlich kein Wohlfühlbuch, aber wenn ich an letztes Jahr mit Underground Railroad zurückdenke, zu ungefähr der gleichen Zeit mit euch gelesen. Auch kein Wohlfühlbuch, aber wichtig. Und wenn es mit der unbekannten Terroristin so weitergeht wie vermutet, geht es um die schlecht recherchierenden Medien und die schnelle Schlagzeile, den Missbrauch von Angst als Machtinstrument und das Schüren von Hass, um daraus für sich einen Vorteil zu ziehen.

  • Also ich muss mir wirklich überlegen, ob das Buch was für mich ist im Moment. Nicht, dass mich die Schilderung der Mädchen und Frauen stört die durch Pole Dance und einer Dienstleistung an den Männern ihren Lebensunterhalt verdienen. Es ist eher die Einstellung der Männer die mir Übelkeit bereitet. Dann dieser Richard, da weiß man ja gleich schon, dass er in der zukünftigen Geschichte eine größere Rolle einnehmen wird. Mir bereitete das große Übelkeit und macht mir das Buch nicht gerade zu einem angenehmen Lesererlebnis. Aber vielleicht braucht es das auch ab und zu. Wobei mir zur Zeit schon die Nachrichten reichen um mir den Tag zu vermiesen.

    Ja, man merkt schnell, dass die Lektüre nicht erbaulich sein wird.


    Die Erzählweise empfinde ich als sehr distanziert, vielleicht auch, weil es fast immer nur "die Puppe" heißt, wenn es um die weibliche Hauptfigur geht. Und bei mir ist da von Anfang an ein Unbehagen, dass diese Distanz bewusst geschaffen wurde ..., schon die Kurzbeschreibung legt den Eindruck nah, dass es für sie nicht gut ausgehen wird.


    Ich habe bis jetzt nur das 1. Kapitel gelesen, das wohl so etwas wie ein Vorwort ist. Die dort aufgestellten Behauptungen über Jesus, Nietzsche, Selbstmordattentäter und die Liebe sind interessant.

    Ja, das finde ich auch, und es schafft so eine Grundatmosphäre von Nachdenklichkeit und Melancholie.

  • Schon in diesem ersten Abschnitt vermittelt Flanagan eine ziemlich zynische, desillusionierte Sicht auf die Gesellschaft, die sich leider nur zu real anfühlt.


    Das vierte Kapitel beginnt gleich mit einem solchen Blick auf Sydney.

    Seiten kann ich nicht nennen, weil ich das Ebook lese und da die Seitenzahlen abweichen von der Printausgabe, ich versuch es mit den Kapiteln.


    Ende Kapitel 3 ein interessanter Satz: Realismus bedeutet, die Enttäuschung bereitwillig anzunehmen, um nicht mehr enttäuscht zu sein.

    Man könnte es auch Pragmatismus nennen, oder? :gruebel


    Und noch so ein Satz, der mich fasziniert, Ende Kapitel 7: Eine Stadt wie Sydney bewies nur, dass Menschen und Algen das natürlichste aller Schicksale teilten: Bedeutungslosigkeit, immer wieder gestört durch den unerklärlichen Trieb zu leben.


    Sprachlich finde ich das Buch echt beeindruckend. Markiert habe ich mir auch die Beschreibung/Charakterisierung von Cody in Kapitel 8.

  • Und noch so ein Satz, der mich fasziniert, Ende Kapitel 7: Eine Stadt wie Sydney bewies nur, dass Menschen und Algen das natürlichste aller Schicksale teilten: Bedeutungslosigkeit, immer wieder gestört durch den unerklärlichen Trieb zu leben.


    Sprachlich finde ich das Buch echt beeindruckend.

    Und das ist es was das Buch ausmacht. Es drückt für mich eine tiefe Verzweiflung aus. Der Autor ist von den Menschen enttäuscht, verständlich finde ich, und so vergleicht er sie mit Algen. Denn wenn sie bedeutungslos sind, verlieren sie ihre Präsenz. Weder Menschen noch Algen sind wichtig.

    Die Erzählweise empfinde ich als sehr distanziert, vielleicht auch, weil es fast immer nur "die Puppe" heißt, wenn es um die weibliche Hauptfigur geht. Und bei mir ist da von Anfang an ein Unbehagen, dass diese Distanz bewusst geschaffen wurde ..., schon die Kurzbeschreibung legt den Eindruck nah, dass es für sie nicht gut ausgehen wird.

    Der Name Puppe wird sehr gut erklärt. Mich hat das anfangs auch gestört, eigentlich immer noch, weil es einen Menschen seines Menschseins beraubt. Aber mit der Ausführung zum Namen, Matrioschka , eine Puppe in der Puppe, habe ich mich gut gefühlt.

  • Ich habe jetzt erst bis Seite 50 gelesen, möchte aber schon mal ein paar Gedanken zu dem Buch äußern.

    Für mich ist es das erste Buch des Autors. Ich habe mich sonst noch gar nicht mit ihm oder seinen anderen Büchern befasst und wusste also nicht wirklich , was mich hier so erwarten würde.

    Die ersten Seiten, so bis ca. zur Seite 20, hat mir das Buch gar nicht zugesagt. Irgendwie hat mich der sehr distanzierte Schreibstil gestört und ich dachte schon, dass ich keine Lust mehr habe weiterzulesen. Aber dann plötzlich hat mich das Buch, das Thema und vor allem die Sprache total fasziniert und jetzt auf Seite 50 bin ich sehr froh, mich für diese Leserunde entschieden zu haben. Wie baro schon geschrieben hat, ist es auf keinen Fall ein Wohlfühlbuch, aber es übt auf mich eine ganz eigenen Faszination aus.


    Ich muss gestehen, ich war auch erst erstaunt, dass dieses Buch in Sydney spielt. Mir war gar nicht bewusst, dass der Autor aus Australien stammt. Aber ich freue mich sehr, dass der Handlungsort Sydney ist. Das ist so eine tolle Stadt, an die ich schöne Erinnerungen habe und es gibt nicht viele Bücher, die in Sydney spielen.

    Die Erzählweise empfinde ich als sehr distanziert, vielleicht auch, weil es fast immer nur "die Puppe" heißt, wenn es um die weibliche Hauptfigur geht

    :write Das immer von "der Puppe" gesprochen wird hat mich gerade am Anfang auch sehr gestört und in meinem Lesefluss gebremst. Aber ich glaube, dass hat der Autor wohl ganz bewusst so als Stilmittel eingesetzt.


    Je länger ich lese um so mehr gefällt mir die Sprache des Autors. Ich habe mir auch schon einige Sätze notiert und mehrmals gelesen, weil sie mich so beeindruckt habe.

    Und der Autor schafft mit wenigen Worten bei mir eine sehr intensive Atmosphäre. Das "Kopfkino" ist sofort angesprungen. Egal ob bei der Szene am Strand oder in dem Klub. Ich war sofort mittendrinnen und habe es richtig vor meinem inneren Auge miterlebt. Das schaffen auch nur wenige Autoren so intensiv.


    Ich bin auf jeden Fall im Moment sehr begeistert von dem Buch.

  • Der Name Puppe wird sehr gut erklärt. Mich hat das anfangs auch gestört, eigentlich immer noch, weil es einen Menschen seines Menschseins beraubt. Aber mit der Ausführung zum Namen, Matrioschka , eine Puppe in der Puppe, habe ich mich gut gefühlt.

    Du hast recht, das wurde sehr schön erklärt - aber es fühlt sich dadurch bei mir nicht besser an.

    Und der Autor schafft mit wenigen Worten bei mir eine sehr intensive Atmosphäre. Das "Kopfkino" ist sofort angesprungen. Egal ob bei der Szene am Strand oder in dem Klub. Ich war sofort mittendrinnen und habe es richtig vor meinem inneren Auge miterlebt. Das schaffen auch nur wenige Autoren so intensiv.

    :write

    Ich hab auch schon länger nicht mehr mit einer solchen Beklemmung gelesen.

  • Ja so ungefähr ging es mir auch. Ich bin froh, nicht nach den ersten 50 Seiten aufgehört zu haben. Begeistert bin ich jetzt nicht eher fasziniert von der Ausdrucksweise und der schonungslosen Erzählkunst des Autors.

  • Es ist eher die Einstellung der Männer die mir Übelkeit bereitet. Dann dieser Richard, da weiß man ja gleich schon, dass er in der zukünftigen Geschichte eine größere Rolle einnehmen wird. Mir bereitete das große Übelkeit und macht mir das Buch nicht gerade zu einem angenehmen Lesererlebnis.

    Ein angenehmes Lese-Erlebnis ist dieses Buch sicherlich nicht im Sinne von Kuscheldecke, Tee und Kerzen, aber ich finde es großartig, wie Flanagan mich in die Welt der Stripperin führt bzw. in den Kopf dieses schmierigen Nachrichtensprechers. Das macht für mich Literatur aus: Ich lerne Welten und Denkweisen kennen, die mir fremd sind. Ich finde das spannend.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich habe bis jetzt nur das 1. Kapitel gelesen, das wohl so etwas wie ein Vorwort ist. Die dort aufgestellten Behauptungen über Jesus, Nietzsche, Selbstmordattentäter und die Liebe sind interessant.

    Interessant ist es, allerdings stark vereinfacht.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ein angenehmes Lese-Erlebnis ist dieses Buch sicherlich nicht im Sinne von Kuscheldecke, Tee und Kerzen, aber ich finde es großartig, wie Flanagan mich in die Welt der Stripperin führt bzw. in den Kopf dieses schmierigen Nachrichtensprechers. Das macht für mich Literatur aus: Ich lerne Welten und Denkweisen kennen, die mir fremd sind. Ich finde das spannend.

    Naja, so Kuschelbücher lese ich sowieso selten. Und ob Stripperinnen wirklich so denken wissen wir auch nicht. Ob da welche interviewt hat? Oder ob er nur schreibt als könnte er wissen was sie denken. Allerdings könnte ich mir durchaus vorstellen, dass gewisse Journalisten alles geben und aufgeben für eine Story.

  • Richard auf der Suche nach Rehabilitation in seinem Job, der gezeigt hat das er keine eigenen Überzeugungen hat und für Zuhörer alles sagt. Insbesondere da Gina ihn als Arschloch beschimpft hat, da muss noch was kommen, dass er aus ihr eine Story macht.

    Ein entsetzlicher Typ und einer gesichtslosen Gesellschaft. Ich fand die Schilderung dieser Essens-Einladung sehr treffend beschrieben und hätte diesen fassadenhaften Leuten am liebsten allen ins Essen gespuckt. Sie könnten mit ihrem Reichtum so viel Gutes bewirken und drehen sich doch nur um sich selbst.

    Auch den kleinen EInblick in die Welt des Journalismus fand ich interessant, wenn vielleicht auch etwas klischeehaft. Terror und Dreck lässt die Kasse klingeln. Die miesesten Nachrichten vorgetragen von einem hübschen jungen Gesicht und schon rollt der Rube Dollar.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Der Name Puppe wird sehr gut erklärt. Mich hat das anfangs auch gestört, eigentlich immer noch, weil es einen Menschen seines Menschseins beraubt. Aber mit der Ausführung zum Namen, Matrioschka , eine Puppe in der Puppe, habe ich mich gut gefühlt.

    Die Erklärung ist stimmig, für mich schwingt aber auch die Vorstellung einer Gummipuppe mit. In dem Business ist der Mensch hinter dem Hintern und den Titten egal. Umgekehrt ja auch. Körper gegen Geld, da braucht es keine Namen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Naja, so Kuschelbücher lese ich sowieso selten. Und ob Stripperinnen wirklich so denken wissen wir auch nicht. Ob da welche interviewt hat? Oder ob er nur schreibt als könnte er wissen was sie denken. Allerdings könnte ich mir durchaus vorstellen, dass gewisse Journalisten alles geben und aufgeben für eine Story.

    Ich weiß es auch nicht, aber ich kann es mir vorstellen. Zumindest schreibt Flanagan es so, dass es für mich stimmig ist.

    Ich wollte nur ausdrücken, dass ich mich gerne in fremden Gedankenwelten bewege. :knuddel1Du ja auch.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Die Erklärung ist stimmig, für mich schwingt aber auch die Vorstellung einer Gummipuppe mit. In dem Business ist der Mensch hinter dem Hintern und den Titten egal. Umgekehrt ja auch. Körper gegen Geld, da braucht es keine Namen.

    Genau dieser Gegensatz gefällt mir an diesem literarischen Werkzeug so gut: Es wird viel aus der Sicht eines Menschen geschrieben, der von vielen anderen Charakteren gar nicht als Mensch, sondern als Mittel zum Zweck gesehen wird. Sei es als Grund, um Männer in den Club zu bekommen, oder als Stimulation. Da ist die pausenlose Verwendung von Puppe ein starker Bestandteil von, damit sich dieser Eindruck verfestigt.