'Die unbekannte Terroristin' - Seiten 122 - 209

  • Das Buch ist verworrener als gedacht. Am Montag Abend kommt ja alles zusammen. Moretti ist ein Menschenhändler, Wilders Exfreund hat Tariq beschattet, Tariq ist nicht unschuldig, aber wirkt nicht als Terrorist. Aber dieser rasante Plot hält durchgängig die beiden Fragen offen: Was ist ein Mensch, ein Job wert und was ist jeder bereit, dafür zu tun? Und wie leicht lassen wir uns beeinflussen, wie schnell verurteilen wir uns bilden uns eine Meinung. Diese Selbstreflexion von Gina, dass sie sich selber verurteilen würde, ist ein Spiegel sondergleichen für unsere Gesellschaft und einen jeden von uns.

  • Das Buch ist verworrener als gedacht. Am Montag Abend kommt ja alles zusammen. Moretti ist ein Menschenhändler, Wilders Exfreund hat Tariq beschattet, Tariq ist nicht unschuldig, aber wirkt nicht als Terrorist. Aber dieser rasante Plot hält durchgängig die beiden Fragen offen: Was ist ein Mensch, ein Job wert und was ist jeder bereit, dafür zu tun? Und wie leicht lassen wir uns beeinflussen, wie schnell verurteilen wir uns bilden uns eine Meinung. Diese Selbstreflexion von Gina, dass sie sich selber verurteilen würde, ist ein Spiegel sondergleichen für unsere Gesellschaft und einen jeden von uns.

    Ich fand auch, das Buch ist vor allem komplexer, als es zu Anfang den Anschein hatte. Gina geht hart mit sich ins Gericht. Dass sie die Schuld am Tod ihrer Kollegin nicht verkraftet hat ist offensichtlich, die Aufzählung der kleinen Nebensächlichkeiten, wie den Bettler, die alte Frau , ihre eigenen Verfehlungen, so wie sie jeder von uns wohl hat, sie summieren sich plötzlich und sie sieht, dass es so kommen musste. Liebe genügt nicht, das ist ein zentraler Satz. Und sehr sehr traurig.

  • Diese Selbstreflexion von Gina, dass sie sich selber verurteilen würde, ist ein Spiegel sondergleichen für unsere Gesellschaft und einen jeden von uns.

    Ja, ich finde sie ist erstaunlich selbstreflektiert und ganz sicher hält der Autor dem Leser hier auch den Spiegel vor - vielleicht auch in der Hoffnung, dass wir uns darin, zumindest ein bisschen, wiedererkennen und Verhaltensweisen hinterfragen bzw. ändern. Vor dieser Bettlerin hätte ich mich wahrscheinlich ebenfalls geekelt und abgewendet, trotz meines MItleids (für das sich keiner was kaufen kann) :(.

    Überhaupt gibt er ihr häufig erstaunliche philosophische Gedankengänge ein, z.B. Anfang Kapitel 40. "Sie sah den Hass und die Gier triumphieren. Der Tod und die Dummheit siegten immer.Schlimmer noch, die Menschen hatten sich damit abgefunden und lebten eine Lüge, sie liebten das Unliebsame und ertrugen, was unerträglich war....".


    Ich frage mich immer noch, wie dieser Nick in die Geschichte passt :gruebel. Wird er Gina am Ende helfen - oder, was wahrscheinlicher ist, an ihrem Tod beteiligt sein? Und er führt auch so ein Sch...leben.

    Als Moretti am Ende von Kapitel 41 Gina die Waffe vorführt, habe ich vermutet, dass diese Szene noch wichtig werden könnte. Ihn finde ich ziemlich abartig mit seinem "Museum der Niedertracht" (gleiches Kapitel) und ebenso unglücklich wie die meisten anderen Typen. Am Ende offenbart er eine seltsame Art von Loyalität Gina gegenüber.


    Schrecklich, wie sie Tariq finden musste. Wenigstens hatten die beiden noch eine tolle Nacht miteinander, bevor die ganze Sch... über sie hereingebrochen ist. Wer hat Tariq eigentlich umgebracht? Nicht die Polizei auf Terroristenjagd, oder? Ich vermute da besteht eher ein Zusammenhang mit seinen kriminellen Tätigkeiten.

  • Diese Art Gespräch, wie es Cody und Ettslinger Ende Kapitel 53 führen, bereitet mir körperliches Unwohlsein, so schrecklich und zum :schlaeger.


    Noch schlimmer als das Gespräch von Lee Moon und Moretti in Kapitel 57. Bei denen ist es wenigstens unverblümter ehrlicher Egoismus.


    Was für ein deprimierender Blick auf ein deprimierendes Leben, hohl und leer hinter der Fassade von Erfolg und Glamour (Cody in Kapitel 58).


    Und nun bin ich gespannt auf den Ausgang der Geschichte.

  • Als Moretti am Ende von Kapitel 41 Gina die Waffe vorführt, habe ich vermutet, dass diese Szene noch wichtig werden könnte. Ihn finde ich ziemlich abartig mit seinem "Museum der Niedertracht" (gleiches Kapitel) und ebenso unglücklich wie die meisten anderen Typen. Am Ende offenbart er eine seltsame Art von Loyalität Gina gegenüber.

    Das fand ich echt schräg. Und der Gedanke, dass die Pistole noch eine Rolle spielt, kam mir auch.

    Ich denke, er hat auch Probleme mit seiner Behinderung klar zu kommen. Gina schaut sich ja immer wieder das Foto an von dem gesunden jungen Mann der er einmal war.

  • Ich denke, er hat auch Probleme mit seiner Behinderung klar zu kommen. Gina schaut sich ja immer wieder das Foto an von dem gesunden jungen Mann der er einmal war.

    In der Geschichte sind nahezu alle Protagonisten auf die ein oder andere Weise kaputt, oder :gruebel?

    Insgesamt gibt Flanagan einen sehr düsteren Blick auf Menschen und Gesellschaft :(.

    Und das Schlimme ist, man kann es nicht als fiktiv wegschieben. Manches ist vielleicht ein bisschen überzeichnet, fühlt sich aber doch real an.

    Das Buch hat das Potenzial, so manchen in eine Depression stürzen zu können - gerade in dieser Jahreszeit ;).

  • In der Geschichte sind nahezu alle Protagonisten auf die ein oder andere Weise kaputt, oder :gruebel?

    Insgesamt gibt Flanagan einen sehr düsteren Blick auf Menschen und Gesellschaft :(.

    Und das Schlimme ist, man kann es nicht als fiktiv wegschieben. Manches ist vielleicht ein bisschen überzeichnet, fühlt sich aber doch real an.

    Das Buch hat das Potenzial, so manchen in eine Depression stürzen zu können - gerade in dieser Jahreszeit ;).

    Ich hatte es ja gestern Abend fast fertig dazu noch die Wahlergebnisse, meine Nacht war nicht sehr gut.

    Ja, ein sehr düsterer Blick und irgendwie kann ich das nachvollziehen. Wenn man mal aus seiner Blase heraustritt, so wie es Gina dann irgendwann unfreiwillig tun muss, sieht man, wie kaputt unsere Gesellschaft ist. Dass die meisten Menschen ihre Rückschläge und schlechten Erfahrungen, ihr Leid verstecken ist sicher normal. Jeder leidet still vor sich hin, so zeigt es Flanagan auch auf und ich finde das sehr realistisch.

  • Puh, was für ein Abschnitt!:( Was Gina hier erleben muss ist ja einfach nur furchtbar.

    Gina tut mir einfach so leid, wie sie durch die Stadt irrt und nicht weiß, was sie machen soll und wen sich noch um Hilfe bitten könnte. Und wie sie dann in diesem trostlosen Hotel ein Zimmer nimmt. Die ganzen Szenen sind so eindrucksvoll und realistisch geschildert, dass ich wirklich das Gefühl hatte, zusammen mit ihr durch die Straßen von Sydney zu fliehe.

    Und Gina kommt mir so unendlich einsam und alleine vor. Sie hat ja anscheinend außer Wilder keine anderen Freunde oder Bekannten, an die sich sich wenden könnte. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das Ganze für sie noch gut ausgehen könnte.

    Das Buch hat das Potenzial, so manchen in eine Depression stürzen zu können - gerade in dieser Jahreszeit

    :writeAuf jeden Fall. Es ist schon sehr depremierend und erschreckend. Und gleichzeitig kann ich gar nicht mehr aufhören zu lesen, so zieht mich das Buch in seinen Bann.

  • Diese Art Gespräch, wie es Cody und Ettslinger Ende Kapitel 53 führen, bereitet mir körperliches Unwohlsein, so schrecklich und zum .

    Dieses Gespräch war ganz widerlich. Beide sind sich so sicher in ihrem Wissen, dass Gina die Terroristin sein muss. Wie können sie denn so etwas behaupten, ganz ohne Beweise? Dieser Ettslinger ist ja echt der Letzte. Er hat Gina ja noch nie in seinem Leben gesehen, aber was er da für Behauptungen über sie aufstelll. Einfach nur:

    :schlaeger:schlaeger


    Sein Ausspruch: "Es ist wie beim Sudoku. Man muss nur zusehen, dass die Zahlen stimmen" sagt ja schon alles. Sie biegen sich einfach alles so zurecht, damit es einen Sinn ergibt. Egal ob es wahr ist oder gelogen.


    Und wie leicht lassen wir uns beeinflussen, wie schnell verurteilen wir uns bilden uns eine Meinung

    Diese Frage stelle ich mir leider auch immer wieder während des Lesen. Wie oft ist es mir wohl schon passiert, dass ich über jemanden vorschnell geurteilt habe ohne die Hintergründe zu erfragen. Und wie oft habe ich mich wohl von den Medien manipulieren lassen?8|

  • Sein Ausspruch: "Es ist wie beim Sudoku. Man muss nur zusehen, dass die Zahlen stimmen" sagt ja schon alles. Sie biegen sich einfach alles so zurecht, damit es einen Sinn ergibt. Egal ob es wahr ist oder gelogen.


    Diese Frage stelle ich mir leider auch immer wieder während des Lesen. Wie oft ist es mir wohl schon passiert, dass ich über jemanden vorschnell geurteilt habe ohne die Hintergründe zu erfragen. Und wie oft habe ich mich wohl von den Medien manipulieren lassen?8|

    Das fand ich auch einfach nur eklig. Noch einer mit Profilierungssucht. Ohne Rücksicht auf Menschen und ihre Verzweiflung in die sie sie stürzen.


    Aber ich finde es gut wie der Autor und einen Spiegel vorhält. Seht Euch an, seid ihr nicht auch oft so leicht manipulierbar? Immer mal wieder gut, wenn man sich, seine Einstellung und Handlungen reflektiert.

  • Diese Art Gespräch, wie es Cody und Ettslinger Ende Kapitel 53 führen, bereitet mir körperliches Unwohlsein, so schrecklich und zum :schlaeger.


    Noch schlimmer als das Gespräch von Lee Moon und Moretti in Kapitel 57. Bei denen ist es wenigstens unverblümter ehrlicher Egoismus.

    Cody und Ettslinger finde ich auch einfach nur schrecklich, dieses Hinbiegen der Wahrheit, wie sie es gerade brauchen, ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein, ist für mich auch schlimmer als der offene Egoismus von Moretti und Lee Moon.

    Und wie leicht lassen wir uns beeinflussen, wie schnell verurteilen wir uns bilden uns eine Meinung.

    Die Frage stelle ich mir beim Lesen auch immer wieder.

  • Cody und Ettslinger finde ich auch einfach nur schrecklich, dieses Hinbiegen der Wahrheit, wie sie es gerade brauchen, ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein, ist für mich auch schlimmer als der offene Egoismus von Moretti und Lee Moon.

    Ich glaube schon, dass sie sich dessen bewusst sind aber sie machen es aus reiner Habgier und ohne Gewissensbisse.

  • Ich glaube schon, dass sie sich dessen bewusst sind aber sie machen es aus reiner Habgier und ohne Gewissensbisse.

    So wie Richards gezeichnet wird, hat er sich selber davon überzeugt, dass er das richtige macht. Das er wirklich auf Terroristenjagd ist. Bei der Wahl seiner Mittel ist er rücksichtslos, aber er macht auf mich den Eindruck eines Täters, der von der Rechtschaffenheit seines Handelns überzeugt ist.

  • So wie Richards gezeichnet wird, hat er sich selber davon überzeugt, dass er das richtige macht. Das er wirklich auf Terroristenjagd ist. Bei der Wahl seiner Mittel ist er rücksichtslos, aber er macht auf mich den Eindruck eines Täters, der von der Rechtschaffenheit seines Handelns überzeugt ist.

    So habe ich Cody auch empfunden, er hat sich perfekt eingeredet das Richtige zu tun, alles was nicht ins Bild passt, wird einfach ausgeblenden. Für einen Journalisten eine ganz gefährliche Arbeitsweise, natürlich vor allem für die anderen.

  • Diese Frage stelle ich mir leider auch immer wieder während des Lesen. Wie oft ist es mir wohl schon passiert, dass ich über jemanden vorschnell geurteilt habe ohne die Hintergründe zu erfragen. Und wie oft habe ich mich wohl von den Medien manipulieren lassen?

    Eine wirklich wichtige Frage. Meine Angst ist auch, dass ich vielleicht manchmal gar nicht erkenne, dass ich mich manipulieren lasse.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin