'Die geteilten Jahre' - Seiten 001 - 095

  • Dann fange ich mal an:

    Ich mag das Coverbild, dieses geteilte Foto mit dem Schriftzug "Die geteilten Jahre", diese Mischung aus schwarz-weiß Fotografie und Farbbild.


    Wie von mir vorher vermutet, ist das bis jetzt ein Roman, der mir schon jetzt ganz schön nahe kommt. Zu viele Erinnerungen.


    Aufgefallen ist mir der eher berichtende Erzählstil, eher nüchtern und beobachtend mit relativ wenigen Dialogen. Ich finde das interessant, aber dadurch bleibt mir die Geschichte bisher auch recht fern, was ja vielleicht auch so beabsichtigt ist. darauf bin ich gespannt. Allerdings fehlt mir bisher, dass es wenig Szenen gibt, in denen die Figuren wirklich handeln und nicht nur über sie und die Aktion berichtet wird, so mein Leseeindruck.


    Marcus tut mir Leid. Es ist isoliert, isoliert in der Schule, isoliert von den geliebten Kindheitsorten durch dem Umzug mit den Eltern, isoliert später sogar in der Jungen Gemeinde, weil er nicht so recht an Gott glauben kann. Wo sollte so ein Junge damals in der DDR hin...

    Und in dem Moment, wo ich an die Sportförderung dachte, wird er durch eben diese aus der Masse herausgefischt:). Mag man auch vieles Schlechtes über die Sportförderung des Landes sagen, sie hat ganz bestimmt so Manchen aufgefangen. Lange geht das ja leider nicht gut...


    Probleme habe ich mit den, ich nenne sie für mich mal so, Politbüro-Episoden (Prolog und Kap 3). Interessanterweise gibt es in diesen Szenen etwas mehr Dialoge:gruebel.

    Die Bedeutung dieser Episoden im Roman kann ich noch nicht abschätzen, aber das war ja auch erst der erste Abschnitt.


    Und jetzt lese ich weiter!

  • Vielleicht noch ein Nachtrag:

    Die Verzweiflung, der Frust, die Ohnmacht von Marcus' Eltern überträgt sich auf den Jungen, nicht so, dass er auch so wird, sondern so, dass seine Isolation verstärkt wird. Vielleicht gerät er auch erst durch diese ganzen Umstände in diese.


    Und noch etwas:

    In Kapitel 3 lesen wir eine Einkaufsepisode der Honeckers. Hm:gruebel

    Ich kann nicht glauben, dass Margot H. nichts von der miserablen Versorgung der Bevölkerung mit Konsumgütern wusste, die große Lenkerin.

  • Und noch etwas:

    In Kapitel 3 lesen wir eine Einkaufsepisode der Honeckers. Hm:gruebel

    Ich kann nicht glauben, dass Margot H. nichts von der miserablen Versorgung der Bevölkerung mit Konsumgütern wusste, die große Lenkerin.

    Die wussten nichts darüber, wie es in der DDR wirklich aussah.
    Nur ein Beispiel: In den Straßen, die von Wandlitz nach Berlin führten, waren die Häuser nur bis zu der Höhe instandgesetzt, in die man aus den Autos heraus blicken konnte. Die Poltbüromitglieder - weiter unten in der Hierarchie sah es etwas anders aus - lebten in einer völlig abgeschotteten Blase und bekamen nur geschönte Berichte zu sehen. Ich denke einmal, die haben als einzige tatsächlich geglaubt, was im "Neuen Deutschland" stand.

    Die Kurzkapitel sind mir deshalb wichtig, um genau das zu verdeutlichen.

    There must be a beginning of any great matter, but the continuing unto the end until it be thoroughly finished yields the true glory. (Francis Drake)

  • Die wussten nichts darüber, wie es in der DDR wirklich aussah.
    Nur ein Beispiel: In den Straßen, die von Wandlitz nach Berlin führten, waren die Häuser nur bis zu der Höhe instandgesetzt, in die man aus den Autos heraus blicken konnte. Die Poltbüromitglieder - weiter unten in der Hierarchie sah es etwas anders aus - lebten in einer völlig abgeschotteten Blase und bekamen nur geschönte Berichte zu sehen. Ich denke einmal, die haben als einzige tatsächlich geglaubt, was im "Neuen Deutschland" stand.

    Du hast mit Sicherheit Recht, auch wenn man es kaum glauben kann.

    Ich habe damals bei Erscheinen der Dokumentarfilm "Der Sturz" gesehen. Ich erinnere mich noch sehr gut an an die ahnungslosen, erstaunten Gesichter, gerade auch von Margot Honecker und auch an meine Fassungslosigkeit darüber.

    Aber , wie du schon sagst, das galt sicher nur für die oberste Riege.


    Die Kurzkapitel sind mir deshalb wichtig, um genau das zu verdeutlichen.

    Ich habe mir schon so etwas gedacht.

    Ich möchte auch nicht, dass der Eindruck entsteht, dass ich dieses Stilmittel oder gar den ganzen Roman nicht mögen würde. Das Lesen ist für mich sehr intensiv. Ich muss ein bisschen aufpassen, dass ich alles nicht zu nah an mich heranlasse.

    Ich glaube, dass der Roman von in der DDR groß gewordenen Menschen schon anders gelesen wird als von Lesern aus den älteren Bundesländern, und verstehen sollen die Zusammenhänge ja alle.

    Spannende Sache.


    Ich kann jedenfalls gar nicht so richtig aufhören zu lesen, wenn ich doch mehr Zeit dafür hätte!

  • So, ich bin jetzt auch mit dem ersten Abschnitt durch. Ich muss sagen, aus dem kleinen Marcus schimmert der große Mac doch schon durch. Die Leidenschaft für Ritter und Pferde hat sich ja erhalten :-)


    Die Situation am 13. August fand ich sehr bedrückend. Und hat mich wieder an die Geschichte erinnert, dass meine Schwiegermutter an diesem Tag auch in Berlin war, mit meinem Schwager, der ein Dreiviertel Jahr alt war, um dort ihre Mutter zu treffen und den Kleinen vorzustellen. Hat dann auch nicht mehr geklappt, ich glaub mein Schwager war schon ein Teenager als er seine Oma das erste Mal dann live gesehen hat.


    Die Sache mit den Ostpaketen kenn ich auch noch, allerdings nur am Rande und von der anderen Seite her. Die Schwägerin meiner Oma lebte in Erfurt und hat von uns auch solche Pakete bekommen. Erinnern kann ich mich an sie nur durch die Fotos aus meinem Kinderfotoalbum. Ansonsten hatten wir keine Verwandschaft im Osten und damit auch keine Verbindung. Allerdings fand ich die Grenzzäune, die man auf manchen Strecken vom Zug aus sehen konnte immer sehr gruselig. Und auch Ost-Berlin, dass ich 89 im Sommer noch besucht habe war irgendwie gruselig für uns. Wir hatten große Angst irgendwas falsch zu machen und dann vielleicht eingekastelt zu werden. Da merkt man auch, dass auch wir entsprechend beeinflusst waren, es war für uns ganz klar, dass die DDR ein Unrechtsstaat war. Wir hatten in der 10. Klasse eine Klassenfahrt, das sogenannte politische Seminaaben wir praktisch eine Woche damit verbracht über die unterschiedlichen Staatsmodelle der beiden deutschen Staaten zu sprechen.


    Aber zurück zum Buch: Ich kann nachvollziehen, das Wolfgang nur noch weg will aus dem Staat, der ihm nur Steine in den Weg legt. Menschen, die nicht ins System gepasst haben und sich nicht verbiegen wollten hatten es wohl wirklich schwer. Heute kann man ja wenigstens seinen Frust über Dinge die auf der Arbeit schief laufen auch rauslassen, ohne das was passiert.


    Wenn man sowas liest kann man sich gar nicht vorstellen, dass es immer noch Leute gibt, die sich die DDR zurück wünschen.

    Vielleicht sollte man einfach eine Miniatur DDR als Ferienangebot aufbauen, aber dann bitte mit allen Konsequenzen. Vielleicht erkennen die ewiggestrigen dann, wie gut sie es heute haben.


    Ich finde es übrigens spannend, dass hier in der Leserunde Ost und West ihre Erfahrungen austauschen. Für mich spielt das heute keine Rolle mehr, ich denke da nicht mehr drüber nach. Aber trotzdem hat es meine Generation doch noch geprägt in Ost und West zu denken.


    Zitat

    Ich glaube, dass der Roman von in der DDR groß gewordenen Menschen schon anders gelesen wird als von Lesern aus den älteren Bundesländern, und verstehen sollen die Zusammenhänge ja alle.

    Spannende Sache.

    Genau das hier zu diskutieren, darauf freue ich mich schon!

  • Ich bin auch sehr gut in das Buch reingekommen.


    Marcus tut mir auch leid, überall der Außenseiter zu sein, ist für kein Kind einfach und in einem Regime, das die persönlichen Möglichkeiten so einschränkt bestimmt noch weniger.

    Leider kann die Kirche, die für seine Eltern wohl ein großer Rückhalt ist, ihm so gar nichts geben, kein Wunder bei dem Pfaffer ...


    Ost oder West, das spielt für mich und in einem Umfeld keine Rolle, was zum Teil wohl auch an der räumlichen Distanz liegen mag und die paar Leutchen aus den neuen Bundesländern, die ich kenne, waren zur Zeit des Mauerfalls alle noch keine 10 Jahre alt.

    Für mich ist die DDR Geschichte, stellenweise noch weiter weg als die Zeit vor '45.

  • Wenn man sowas liest kann man sich gar nicht vorstellen, dass es immer noch Leute gibt, die sich die DDR zurück wünschen.

    So oder ähnlich werde ich es in Abschnitt 2 schreiben, denn da, finde ich, drängt sich dieser Gedanke geradezu auf. Ich kann mit der ganzen Ostalgie und dem Früher-war-alles-besser/gut überhaupt nichts anfangen. Detailliert darüber zu diskutieren, wie es hätte anders oder besser laufen können nach der Wende, würde wohl den Rahmen sprengen und ist auch ein anderes Thema, aber zurückhaben muss die DDR niemand haben wollen!

    Dass Erinnerungen verklärt werden und man sich nur an die schönen Dinge erinnert, ist normal, aber sich ernsthaft die DDR im Sinne von "da war alles besser" zurück zu wünschen, kann ich absolut nicht nachvollziehen.

    Leider kann die Kirche, die für seine Eltern wohl ein großer Rückhalt ist, ihm so gar nichts geben, kein Wunder bei dem Pfaffer ...

    Seine Entern sind selbst viel zu sehr in ihrem Unglück, iherer Enge und Enttäuschung gefangen, als dass sie ihm wirklich helfen könnten. Aber sie versuchen es zumindest. Sie lieben ihn.

    Was die Kirche betrifft, scheitert das Ganze schon an Marcus' fehlendem Glauben.

    Und auch Ost-Berlin, dass ich 89 im Sommer noch besucht habe war irgendwie gruselig für uns. Wir hatten große Angst irgendwas falsch zu machen und dann vielleicht eingekastelt zu werden.

    Wirklich? Dachtest du, ihr kommt dann vielleicht nicht mehr weg?


  • Wirklich? Dachtest du, ihr kommt dann vielleicht nicht mehr weg?

    Das vielleicht nicht, aber keiner von uns hatte Lust in irgendeiner Zelle zu landen. Daher habe wir auch geschwiegen, als der Grenzpolizist bei der Ausreise zu meiner recht kleinen Freundin meinte, ob sie von ihren Eltern wohl nicht genug geschlagen wurde, dass sie so klein geblieben ist.

    Diffuses Unwohlsein hatten wir während des gesamten Aufenthaltes, auch weil uns vieles einfach so fremd und so unlogisch vorkam. Wir mussten ja auch unseren Umtausch loswerden. Irgendwie war das recht schwierig, weil wir nicht so recht was gefunden haben, was uns interessiert hat. Wenn das Pfand auf die Limoflaschen höher ist, als die Limo selber, wirste so schnell das Geld nicht los.


    Ich hab mein Geld im Buchladen gelassen ;-) Das Lexikon der deutschen Geschichte habbe ich heute noch und auch da zeigt sich die unterschiedliche Wahrnehmung der beiden deutschen Staaten in Sachen Geschichte.

  • Wirklich? Dachtest du, ihr kommt dann vielleicht nicht mehr weg?

    Ganz ehrlich - als ich für Recherchen zu dem Roman in Berlin war, sind wir nach Tegel geflogen und haben nahe der Gedächtniskirche gewohnt. Wir sind dann von Bahnhof Zoo in den Ostteil gefahren.

    Ich war jedes Mal heilfroh, als wir an den Abenden wieder im Westen waren. Natürlich ist das völlig irrational, aber wir werden wohl das ungute Gefühl, wenn wir über die ehemalige Grenze fahren, in diesem Leben nicht mehr los.

    There must be a beginning of any great matter, but the continuing unto the end until it be thoroughly finished yields the true glory. (Francis Drake)

  • Ich hab mein Geld im Buchladen gelassen Das Lexikon der deutschen Geschichte habbe ich heute noch und auch da zeigt sich die unterschiedliche Wahrnehmung der beiden deutschen Staaten in Sachen Geschichte.

    Ich denke, dass man gerade an Geschichtsbüchern diese unterschiedlich Wahrnehmung besonders deutlich sieht. Von vielen Fakten und Zusammenhängen hörte ich erst nach den Wende, weil es manche Zeitereignisse in unserem Unterricht gar nicht gab oder sie nur kurz und im dem System passenden Licht angerissen wurden. Ich bin allerdings als Kind/Jugendliche auch nicht besonders geschichtsinteressiert gewesen. Dafür hat mein Geschichtslehrer und der langweilige Unterricht schon gesorgt.

  • Ganz ehrlich - als ich für Recherchen zu dem Roman in Berlin war, sind wir nach Tegel geflogen und haben nahe der Gedächtniskirche gewohnt. Wir sind dann von Bahnhof Zoo in den Ostteil gefahren.

    Ich war jedes Mal heilfroh, als wir an den Abenden wieder im Westen waren. Natürlich ist das völlig irrational, aber wir werden wohl das ungute Gefühl, wenn wir über die ehemalige Grenze fahren, in diesem Leben nicht mehr los.

    Ich habe jetzt immer im Hinterkopf, wie viel aus deinem Roman autobiografisch ist. Ich kann daher dein Unbehagen voll nachvollziehen, auch nach so langer Zeit. Manches wird man eben wirklich sein Leben lang nicht mehr los. Traumata haben wir wohl, bewusst oder unbewusst, alle davongetragen.

  • Jetzt kann ich mich auch beteiligen! :)


    Der Roman ist teilweise sehr lebendig geschrieben, viele Dialoge gibt es - das tut der Handlung gut. Dann gibt es wieder sachliche Schilderungen, die Distanz vermitteln. Da die Politgrößen der DDR auch noch 1989 die Namen waren, hat man natürlich gleich Bilder vor den Augen und einen Eindruck. Es ist eine beeindruckende Handlung. Vielen Dank, dass Du Deine Geschichte mit uns teilst. So vermute ich, dass ein Florett Deine Sehkraft glücklicherweise nicht Dir nehmen konnte, denn als Veterinär und auch Reiter ist diese erforderlich. Nicht alles in dem Buch muss Deiner Familie 100 % so geschehen sein, soll es dem Leser wichtiger verdeutlichen, welche Missstände es gab und z.B. am Beispiel der defekten Fechtmasken, welche Gefahren man ausgesetzt war.


    Toll, wie Wolfgang zur ersten Wohnung kam, einfach mal Miete zahlen und sie beziehen. Grandios - Hut ab.


    Ich lese das Buch konzentriert, bewusst und nicht hetzend. Bin ich ansonsten eine Schnellleserin lese ich bisher sehr bewusst.


    Wolfgang wollte mit seiner Frau Christine und dem kleinen Marcus ans Steinhuder Meer ziehen. Wenn ich dort einige Stunden verbringe ist es meist ein urlaubshafter Tapetenwechsel. Es hätte gepasst, von der einen Messestadt in die andere, spätere Partnerstadt zu ziehen. Familien, die während der Messe Räume ihres Hauses/ Wohnung vermieten, das sind auch meine Kindheitserinnerungen.


    Wolfgangs Bruder gelingt mit seinem Freund die Flucht. Sie fliegen von Leipzig nach Berlin, undenkbar - diese kurze Strecke, die heutzutage Messebesucher mit dem Zug pendeln.


    Ich hab das Glossar zu allererst überflogen und gleich mal gelernt, dass die Guillotine in der DDR weiter eingesetzt wurde. Hatte ich gedacht, Sophie Scholl und andere zu der Zeit wären die letzten deutschen Opfer davon gewesen.


    Jetzt lese ich, was Ihr anderen schon geschrieben habt.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

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  • Ganz ehrlich - als ich für Recherchen zu dem Roman in Berlin war, sind wir nach Tegel geflogen und haben nahe der Gedächtniskirche gewohnt. Wir sind dann von Bahnhof Zoo in den Ostteil gefahren.

    Ich war jedes Mal heilfroh, als wir an den Abenden wieder im Westen waren. Natürlich ist das völlig irrational, aber wir werden wohl das ungute Gefühl, wenn wir über die ehemalige Grenze fahren, in diesem Leben nicht mehr los.

    Ich kenne ja bisher nur den Klappentext und ich hätte nicht geglaubt, dass nach 30 Jahren in der Freiheit leben, das Betreten der Gebiete der neuen Bundesländer Dir wieder Beklemmungen machen. So wird es dann sicher vielen ehem. Bürgern der DDR gehen, die unter großen Schwierigkeiten dem Land entkommen sind. Hierüber habe ich bisher nicht nachgedacht, doch die Gefühle sind verständlich.

    Wirklich? Dachtest du, ihr kommt dann vielleicht nicht mehr weg?

    Ich war mit der Schüleraustauschgruppe aus Bristol am 31.3,1989 in Berlin und ich weiß auch noch, wie man uns während der Busfahrt eingebläut hat, wie wir uns verhalten sollen, wenn wir an die Grenzkontrolle kommen. Es gab Kids mit österreichischem Pass, farbige Engländer - es war unheimlich und angstmachend.


    Meine Eltern sahen in all den Jahren keine Veranlassung Berlin zu besuchen. Ihre Erinnerung an Westberlin waren von vor 1961. Mein Vater war Wehrpflichtiger bei der Bundeswehr 1961 und seine Dienstzeit wurde verlängert als die DDR begann sich einzumauern. Da ging es zum Einsatz nach Helmstedt .

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • So vermute ich, dass ein Florett Deine Sehkraft glücklicherweise nicht Dir nehmen konnte, denn als Veterinär und auch Reiter ist diese erforderlich. Nicht alles in dem Buch muss Deiner Familie 100 % so geschehen sein, soll es dem Leser wichtiger verdeutlichen, welche Missstände es gab und z.B. am Beispiel der defekten Fechtmasken, welche Gefahren man ausgesetzt war.

    Seither sehe ich auf dem linken Auge gerade einmal 10 %, das stimmt schon. Selbst mit modernster Lasertechnologie kann man mit den Vernarbungen im Auge nichts mehr machen, wie mir erst unlängst ein Augenarzt wieder erklärt hat.

    There must be a beginning of any great matter, but the continuing unto the end until it be thoroughly finished yields the true glory. (Francis Drake)

  • Inzwischen habe ich auch gelesen, dass es Markus so ergangen ist und dann auch vermutet, dass es Dein Auge war. Furchtbar! Sind die Augen doch so wichtig, umso schöner, dass Du trotzdem all das machen konntest, was in Deiner Persona angegeben ist. Hoffentlich hast Du wenigstens weitgehend ein komplikationsloses rechtes Auge.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ich bin bisher auch ganz fasziniert, kenne ich doch noch die Zeiten des Getrenntseins.

    Zwar auch nur aus westlicher Sicht, aber ich kann mich noch sehr gut an diese Zeit erinnern.


    In Ostberlin war ich auch öfter damals und mit den zwangsumgetauschten 25 DM konnten wir auch nicht so viel anfangen. Ich glaub, ich hab damals Klaviernoten gekauft. Den Rest Geld haben wir verschenkt, da in der Nähe des Übergangs immer Leutchen standen, die das Geld gerne genommen haben.


    In Westberlin bin ich mit der U Bahn gefahren und mich haben diese Geisterbahnhöfe - die im Ostteil der Stadt lagen - fasziniert.

    Auch die S Bahn Friedrichstraße ist mir noch im Gedächtnis, daher hat mich die Anfangsszene am 13.8.61 sehr berührt.

    Wie furchtbar, genau einen Tag zu spät zu kommen und nicht mehr in den Westteil zu gelangen.


    Aber an gewisse Bedenken an die Transitfahrten kann ich mich auch erinnern. Es was irgendwie immer ein gewisses Unbehagen dabei. So eine latente Sorge, daß sie einen beim leichtesten "Pflichtverstoß" da einkassieren.

    Als wir damals mal in Polen per Auto waren, mußten wir ja auch durch die DDR und die haben uns damals auf dem Rückweg an der Grenze mehr gefilzt, als die Polen. Das ganze Auto haben sie uns auseinandergenommen.



    Daß es doch so häufig war, daß man das westtdeutsche Fernsehen empfangen konnte, wußte ich nicht.

    Bei uns gab es früher 4 Sender ARD, ZDF, NDR & DDR1

    Ich muß ja gestehen, daß ich das öfter geguckt habe, auch den den schwarzen Kanal habe ich ab und an angesehen und fand es teilweise befremdlich, aber auch intressant, da es so ganz andere Berichterstattung war, als hier - ok, meine Mutter wollte nicht, daß ich das sah - aber dadurch habe ich es natürlich gerade angesehen :grin 

  • Ich hatte etwas Schwierigkeiten in das Buch reinzukommen. Anfangs habe ich recht viel im Internet nachgelesen, weil ich mit Schrecken festgestellt habe, dass mein Schulwissen zur DDR ziemlich verschüttet ist. Ich hatte nie viele Berührungspunkte. Ich habe mitgekriegt, dass meine Mutter regelmäßig Päckchen zu einer Cousine in der DDR geschickt hat, mehr aber auch nicht.


    Aufgefallen ist mir der eher berichtende Erzählstil, eher nüchtern und beobachtend mit relativ wenigen Dialogen. Ich finde das interessant, aber dadurch bleibt mir die Geschichte bisher auch recht fern, was ja vielleicht auch so beabsichtigt ist. darauf bin ich gespannt. Allerdings fehlt mir bisher, dass es wenig Szenen gibt, in denen die Figuren wirklich handeln und nicht nur über sie und die Aktion berichtet wird, so mein Leseeindruck

    Das kann ich so unterschreiben. Vielleicht fiel mir der Einstieg deshalb so schwer.


    Probleme habe ich mit den, ich nenne sie für mich mal so, Politbüro-Episoden (Prolog und Kap 3). Interessanterweise gibt es in diesen Szenen etwas mehr Dialoge:gruebel.

    Die Bedeutung dieser Episoden im Roman kann ich noch nicht abschätzen, aber das war ja auch erst der erste Abschnitt.

    So geht es mir auch. Irgendwie „stören“ sie meinen Lesefluss. Wobei ich sie durchaus interessant finde, grade weil da mein Wissen erstmal wieder ausgegraben werden muss. Schauen wir, wie sich das weiter entwickelt.