Das meiste ist erwähnt, ich möchte noch kurz auf ein paar Aspekte eingehen.
Zum einen wird der FDGB-Urlaub erwähnt, noch vor dem Fluchtversuch.
Das Ehepaar muss großes Glück gehabt haben, überhaupt einen Ferienplatz zu erhalten. Ich erinnere mich sehr gut daran, wie lange wir als Familie auf einen Platz gewartet haben. Es dürften einige Jahre gewesen sein. Als die Zuteilung kam, fiel unsere Freude mäßig aus. Kein Hotel, kein FDGB-Ferienheim, sondern eine ältere Dame hatte in Rostock-Warnemünde ihre Zweiraumwohnung geräumt und ich habe während des Urlaubs auf ihrem Sofa geschlafen. Couchsurfing auf Ostdeutsch könnte man das vielleicht nennen. Die Zeit in Warnemünde hätte ich dennoch nicht missen mögen, denn
das Meer und die zahlungskräftige Klientel des Neptun Hotels vermittelten internationales Flair.
Zum anderen ist der Fluchtversuch zu erwähnen. Die Schwester meines Vaters hat es geschafft, vor dem 13.August 1961 zu fliehen und später ausgeflogen zu werden. Auch sie war sich der Kontrollen, die im Roman geschildert werden, bewusst und ist für den Fall der Fälle mit einem ärztlichen Attest gereist, dass an einen Spezialisten an Berlin verwies. Von 1961 bis in die späten 1970-er Jahre war ihre Angst zu groß, in die DDR einzureisen und ihre Familie zu sehen. Später ist sie dann im Zuge des kleinen Grenzverkehrs einmal im Monat zu Besuch gekommen.
Die Besuche lösten dann das aus, was Marcus' Vater vor dem Fluchtversuch unentwegt seiner Frau erklärte: Träume, die im Westen wahr werden können.
Auch die Beziehung von Marcus zur Kirche hat viele Erinnerungen in mir wachgerufen.
Meine Familie bestand darauf, dass ich eine protestantische Erziehung erhalte.
Von der lebensbejahenden und fröhlichen Einstellung der Kirchenmitglieder habe ich erst nach der Wende erfahren. Die DDR empfand ich als grau und ebenso die Menschen, die einem Glauben nachgingen und nur dunkle Kleidung trugen.
Ich sollte unzählige Lieder und Texte auswendig lernen, sah keinen Sinn darin und begehrte auf. Ich wollte den Unterricht hinwerfen und es kam zum großen Krach mit meinen Eltern mit der Ansage, dass ich mich dann persönlich abmelden solle.
Jemand Außenstehendes vermittelte und ich habe letztlich durchgehalten.
Was ich behalten habe? Nur wenig. Immerhin bin ich für die Nottaufe gerüstet. Man weiß ja nie im Leben .
Der Roman erinnert mich jetzt schon an vieles von früher und auch nicht an die besten Zeiten in meinem Leben.