Die Auftritte im Hinblick auf den Auftritt von Gertrud als „Carmen“ sind auch vielsagend. Vor dem Theater wie in demselben. Die Nazis sind noch ziemlich stark, alles irgendwiedurchsetzt. Und es gibt viele, die unter den Nazis gelitten haben - sich aber anscheinend letztlich nicht durchsetzen können. Den eisernen Besen, der nach dem Krieg ausgekehrt hätte, gab es anscheinend nicht. Einbeängstigender Gedanke. Vor allem: wie konnten nach allem, was passiert war, die Menschen noch dermaßen an Hitler und den Nazis hängen, wie es hier zum Ausdruck kommt?
Für mich stellt sich hier auch die Frage, wie man sich zu Kunstwerken (Musik, Bilder, Literatur) stellen soll, wenn der Künstler Unrecht begangen hat. Soll man sie boykottieren? Soll man zwischen Künstler und Werken trennen? Kann man das überhaupt?
Sogar der Regisseur, selbst ehemaliger KZ-Insasse, lobte Gertruds Leistung in den Himmel und hatte kein Verständnis für die Demonstranten. Kein Wunder, dass Felix sich fühlte, als ob man ihm erneut auf den Kopf geschlagen hätte.
Auch in Felix geht einiges vor. In der Garderobe zwischen Schminktisch und dem Sofa, auf dem er lag, „lag plötzlich ein Zwischenraum von viel mehr als fünf Schritten … Die fünf Schritte wurden immer weiter“. Es regt sich Misstrauen in ihm, Wieviel spielt sie ihm nur vor?