Hier kann zu den Seiten 365 - Ende (Nachspiel: Verlass dich auf mich) geschrieben werden.
'Die Rückkehr' - Seiten 365 - Ende
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Zurück in Amerika dann der Familienrat. Es wird deutlich, was nicht anders zu erwarten war: die haben weder für die Reise noch für die berichteten Eindrücke Verständnis.
Felix trifft Livia, und die setzt sich von ihm ab, was eigentlich zu ebenfalls erwarten war. Dennoch bleibt das Verhältnis irgendwie offen, wer weiß, was in einem Jahr sein wird...
Gar nicht offen jedoch das Schicksal von Viktoria, die verstirbt. Und Felix rafft sich endlich auf, für seine Anerkennung in Amerika etwas zu tun. Nur ob er das vollenden wird, da bin ich mir nicht so sicher.
S. 405. „Um einzuwurzeln, durfte man sich nicht entwurzeln müssen. Emigration war eine Frage der Erinnerung; wer sie nicht hatte, konnte gedeihen, wer sie hatte, verdarb. Die Jungen hatten sie nicht. Die Eltern würden an Heimweh sterben, man würde es Angina pectoris nennen oder Karzinom.“
Das ist für meine Begriffe eigentlich die Quintessenz des Buches, die der Autor vermitteln wollte.
S. 409f: „Wirklich, Geldern, Sie sind ein Mensch, der einen zur Verzweiflung bringen kann! In Ihnen kennt man sich nicht aus. Sie sind aus lauter Widersprüchen zusammengesetzt. Heute reden Sie so, morgen empfinden Sie anders! (...) Worauf kann man sich eigentlich bei Ihnen verlassen?“
Zutreffender könnte man Felix nicht beschreiben. Und bei alledem blieb er mir bis zum Ende unsympathisch. Ein Roman mit unsympathischer Hauptfigur funktioniert jedenfalls.
Nachwort.
S. 421 „Die Rückkehr wird nicht zur Heimkehr, sondern zur Heimsuchung.“
Wie weiter ausgeführt, hat Lothar offensichtlich vielerlei eigene Erfahrungen in dem Roman verarbeitet. Vielleicht erscheint der Roman auch daher so - ja wie eigentlich? Er beschreibt etwas, was vermutlich nur der nachvollziehen kann, der Solches oder Ähnliches selbst erlebt hat. Und die das erlebt haben, wollen so kurz danach nichts davon hören. Insofern ist es verständlich, daß das Buch deutlich weniger erfolgreich als „Der Engel mit der Posaune“ war. Allerdings fällt es für meine Begriffe im Vergleich dazu auch deutlich ab. Dennoch bin ich froh, es gelesen zu haben. Es schafft es sicherlich nicht die Kategorie „Lieblingsbuch“, aber hilft mir doch, manches damals wie heute besser zu verstehen.
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Ich habe das Buch schon vor längerem zu Ende gelesen, bzw. eigentlich nach dem 2. Leserundenabschnitt nur noch quer gelesen. Ich wollte aber gerne noch abschließend hier etwas dazu schreiben, denn unsere Runde kann ja nix dafür, dass ich die Geschichte und vor allem den Protagonisten nicht mochte.
Ich habe mich beim Lesen manchmal gefragt, wie das Buch wohl auf Menschen wirkt, die direkt betroffen, also Opfer des Nazi-Regimes waren. Ich möchte eigentlich die Opfer nicht gegeneinander auspielen, denn das gehört sich nicht. Aber ich habe hier oft das Gefühl gehabt, es handelt sich bei Felix Tiraden um Jammern auf hohem Niveau.
Zeitgleich zu diesem Buch habe ich das Hörbuch zu "Menschen neben dem Leben" von Ulrich Alexander Boschwitz gehört, der ja ebenfalls ein wieder entdeckter Autor ist. Leider gibt es von ihm nur 2 Romane, diesen hier und "Der Reisende" (beide fand ich großartig), da er viel zu früh bei einem Schiffsunglück umgekommen ist. Das Buch hat mich sprachlich und inhaltlich viel mehr überzeugt als unser Leserundenbuch. Die Figuren waren authentischer, der Schreibstil viel lebendiger. Das ist sicher einer der Gründe warum Ernst Lothars Buch es bei mir zusätzlich schwer hatte. -
Ich war am Ende froh, dieses Buch endlich ausgelesen zu haben. Diese schwerfällige Art und diese verstümmelten Dialoge sagen mir gar nicht zu. Es mag ein geeignetes Stilmittel sein, um eine innerliche Zerrissenheit darzustellen, für mich als Leser ist es aber eher eine Qual. Ich mag vollständige Sätze und hinreichende Erläuterungen mehr als Andeutungen.
Ich hoffe, dass das Posaunenbuch besser zu lesen ist. Ein wenig muss es bei mir aber noch warten. Das Buch "Die Rückkehr" lag schon wie ein großer Pfropfen in meiner Leseleitung und hat viel zu viel Zeit benötigt.
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xexos, ich fand den Posaunenengel deutlich besser.
Nach dem dritten Abschnitt habe ich das Buch nur noch quer gelesen. Diese Szenen im Krankenhaus und bei der Hochzeit fand ich nur unerträglich.
Woran das liegen mag, ist mir nicht so ganz klar. Auf jeden Fall habe ich sehr viel bessere Bücher zu diesem Thema gelesen.
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Zurück in Amerika dann der Familienrat. Es wird deutlich, was nicht anders zu erwarten war: die haben weder für die Reise noch für die berichteten Eindrücke Verständnis.
Was mir gut gefallen hat, war, dass Viktoria es offen bekannt hat, dass es ein Fehler war, die Beziehung von Anita zu ihren Töchtern vollständig abreißen zu lassen. Ich hatte den Eindruck, dass die Mädchen sehr berührt waren, von ihrer Mutter zu hören.
Und sie macht ganz deutlich, dass sie mit Österreich ausgesöhnt ist. Ich finde, das war sehr mutig.
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Felix trifft Livia, und die setzt sich von ihm ab, was eigentlich zu ebenfalls erwarten war. Dennoch bleibt das Verhältnis irgendwie offen, wer weiß, was in einem Jahr sein wird...
Was Livia in diesem Gespräch bezweckt, verstehe ich nicht. Sie erwähnt den früheren Schulfreund Everett, der wieder vom Krieg heimgekehrt ist und ihr anscheinend sehr viel bedeutet. Soll das eine Retourkutsche sein? Ist Everett für Livia das, was Gertrud für Felix war? Man trifft eine Jugendliebe nach Jahren wieder und die alten Gefühle sind wieder da.
Doch warum gibt sie dann Felix eine Frist von einem Jahr? Sie findet, dass Felix nach Österreich gehört.
Für mich hört es sich so an, als ob sie Felix noch eine Chance geben will, allerdings selbst nicht viel Hoffnung hat, dass es mit ihr und Felix etwas werden kann.
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S. 405. „Um einzuwurzeln, durfte man sich nicht entwurzeln müssen. Emigration war eine Frage der Erinnerung; wer sie nicht hatte, konnte gedeihen,wer sie hatte, verdarb. Die Jungen hatten sie nicht. Die Eltern würden an Heimweh sterben, man würde es Angina pectoris nennen oder Karzinom.“
Das ist für meine Begriffe eigentlich die Quintessenz des Buches, die der Autor vermitteln wollte.
Genau diese Stelle habe ich mir auch angestrichen.
Auf S. 389 spricht der Naturalisationsbeamte von einer seltsamen Verwirrung bei den Europäern in den USA. "Die Leute waren dort nicht mehr zu Hause und hier noch nicht."
Offensichtlich ging es vielen so.
Viktoria hat ihr eigenes Rezept:
"Weil man hier nicht von Erinnerungen lebt. Wer leben will, kann nicht für gestern leben."
Aber ich habe hier oft das Gefühl gehabt, es handelt sich bei Felix Tiraden um Jammern auf hohem Niveau.
Ich finde nicht, dass Felix jammert. Er leidet. Und nicht nur seinetwegen, sondern auch wegen des Elends der Menschen.
Diese Szenen im Krankenhaus und bei der Hochzeit fand ich nur unerträglich.
Gerade die Szene im Krankenhaus hat mir sehr gut gefallen.
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Auch wenn vieles offen bleibt, finde ich den Abschluss gut gemacht. Der Beamte Mr. Stanley zeigt soviel Geduld und Verständnis für Felix. Er erkennt sehr schnell das Problem. Es gibt einen Unterschied zwischen Liebe und Loyalität.
Wieso ist da bisher noch keiner drauf gekommen? Ich glaube, Felix wäre viel erspart geblieben, wenn ihm das jemand schon viel früher gesagt hätte.
Ist das nicht ein schöner Schluss:
„Ihr Problem ist nicht Loyalität, sondern Liebe. Das fällt aber nicht in die Kompetenz der Regierung, sondern höchstens in die der Zeit. Viel Glück, Mr. van Geldern. Und verständigen Sie mich, wenn die Zeit gekommen ist.“