Jane Harper - Zu Staub
![]() |
ASIN/ISBN: 3499000989 |
Kurzbeschreibung von Amazon:
Zwei Brüder treffen sich am Zaun, der ihre Farmen voneinander trennt. Tief im Outback sind sie einander die einzigen Nachbarn. Ihre Häuser liegen vier Stunden Autofahrt voneinander entfernt. Cam, der mittlere Bruder, der die Familienranch verwaltete, liegt tot zu ihren Füßen. Er ist allein in der Hitze gestorben. Die beiden Männer bringen ihren Bruder heim auf die Ranch. Aber in der tiefen Trauer wächst das Misstrauen. Was, wenn Cam keines natürlichen Todes gestorben ist? Was, wenn Isolation und Einsamkeit hier im Nirgendwo die Menschen verändern - zum Bösen?
Meine Meinung:
Zuerst einmal, das ist kein Buch der Aaron Falk-Reihe...es ist ein eigenständiger, in sich abgeschlossener Thriller. Das gefiel mir sehr gut daran, ich muss allerdings gestehen, dass ich mich mit dem ältesten Bruder, Nathan, durch dessen Augen wir alles sehen, sehr gut identifizieren konnte - und gerne mehr von ihm lesen würde.
Es ist kein Thriller im klassischen Sinne, wo man vor Spannung kaum noch atmen kann, es ist - wie alle Bücher von Jane Harper - eher durch eine Mischung aus Tat und Umgebung beklemmend...in The Dry hatte man ja die Hitze gespürt...hier ist es, als müsste man selbst erst einmal den roten Staub des Outbacks aus den Tiefen seiner Kleidung schütteln, wenn man das Buch beendet hat. Wieder wird man eins mit seiner Umgebung und den beschriebenen Widrigkeiten.
Die Geschichte um die Familie wird langsam aufgebaut, wer war Cam, warum ist er alleine im Outback gestorben, war es Suizid oder doch Mord...und wer hatte ein Motiv. Nathan lässt die Suche nach Gerechtigkeit nicht los, ausgerechnet ihn, dem sehr viel Unrecht widerfahren ist und der irgendwann nicht mehr dagegen ankämpfen konnte - und wollte...dann ist da noch "Bub", eigentlich Lee, der jüngster Bruder, der Nachzügler, der nicht gewollt, aber doch da ist und der anders ist als Nathan und der tote Cam.
Im Wesentlichen ist es eine Familiengeschichte, die sich um Geheimnisse, Schweigen, Liebe, Begehren, Arbeit und Leid rankt und man lernt neben den drei Brüdern noch weitere Figuren kennen wie Nathans Sohn (der mir sehr gut gefiel), Cams Frau und die gemeinsamen Töchter, die Mutter der Brüder...und dann noch weiteres "Umfeld", einen Langzeitangestellten auf der Farm...zwei Backpacker...am Ende hat man so gut wie jeden mal verdächtigt, Jane Harper lenkt das Augenmerk geschickt...an Suizid glaubt man dennoch auch immer, ist es nur ein Hirngespinst oder doch Mord. Die Auflösung hat mich überraschen können und sie war für mich absolut plausibel, daher ärgere ich mich etwas, dass ich darauf nicht kam.
Die reale Familiengeschichte wird dann noch mit der "Stockman"-Legende verknüpft, einem Stockman, der ebenfalls allein im Outback zu Tode kam, um dessen Tod sich Mythen ranken und der zum Teil wohl als Geist sein Unwesen treiben soll...auch dieser Aspekt in der Geschichte gefiel mir sehr gut und passte hinein.
Wer einen atmosphärischen Roman mit spannenden Elementen in einem extremen Umfeld lesen will, ist hier richtig...
Da ich von Jane Harper bisher alles gelesen habe, was auf deutsch übersetzt wurde, wusste ich ja, was mich so grob erwartet.
Begeisterte 10 Punkte.