Hier kann zu den Seiten 113 - 212 (Kapitel 04 - 06) geschrieben werden.
'Die Schwestern vom Ku'damm: Wunderbare Zeiten' - Seiten 113 - 212
-
-
Oh die arme Silvie, das hat sie nicht verdient. Sag mal, kann in der Familie auch mal was glatt gehen?? Ein Zwilling stirbt, Oskar krepiert fast, weil er zu schnell fährt, ok, selbst schuld, könnte man sagen. Und jetzt einen Eileiterschwangerschaft? Und Oskar ruiniert so nebenbei die Firma???
Na das kann ja noch heiter werden in dem Buch.
Ich frage mich nur, warum die Familie im Osten, also die Pfarrersfamilie nach ihrer Erfahrung nicht in den Westen geht? Oder Carl? der muss doch wissen was da läuft? Gut, er versucht zu helfen, aber das kann er ja nicht wirklich.
Ganz großes Kino das Buch, wirklich. Bin begeistert.
-
Ich hätte ja nicht gedacht, dass man vor fast 70 Jahren in der Mode schon den Begriff „Mermaid-Stil“ verwendet hätte. (Silvies Berlinale-Traum)
In diesem Abschnitt werden Miriam und der österr. Gastronom Feldmann ein Paar. Es kündigt sich eine Hochzeit an – Feldmann hat Miriam einen Antrag gemacht. Ich wünsche Miri, dass er der Richtige für sie ist.
Silvie hatte eine Eileiterschwangerschaft, wie werden Silvie und Wanja den Verlust verkraften? Das hat Silvie nicht verdient! Der Schwangerschaftsabbruch aus dem Auftaktband belastete sie, nun auch noch das - wobei, Wanja kein Traumpapa in meiner Vorstellung für Silvie drstellen sollte.
Wanja mag auch Männern sehr nah kommen. Er ist erst 24, am Anfang des erhofften Schauspielerdurchbruchs. Da Silvie nun zusätzlich zum Radio Verantwortung im Modekaufhaus übernimmt, fehlt ihr die Flexibilität Wanja auf seinen Stationen zu folgen. Ihr Kinderwunsch mit Wanja sollte besser noch etwas auf Erfüllung warten. Vermutlich gibt es irgendwo dann auch noch jemanden, der passender für Silvie ist.
Oskar hat mit dem Feuer gespielt, erst der schwere Autounfall mit Wanjas Rometsch-Flitzer, nun das finanzielle heimliche Investment an Brahms Versandhandel, das nicht gut geht. Dieses Handeln wird Vater Thalheim seinem Stammhalter nicht verzeihen. Oskar muss sich bewähren – das in ihn gesetzte Vertrauen rechtfertigen. Es sieht nicht so aus, dass Rike mehr Zeit für Anna finden kann, wenn Oskar solche Kapriolen dreht. Hoffentlich wacht Oskar nun auf und lernt aus den teuren fahrlässigen Fehlern. Was will er selber? Wo liegen seine Interessen? Fürs Modekaufhaus?`Man sollte ihm besser vorerst von der GF befreien und ihn sich hochdienen durch Lernen lassen.
Tragisch, wie in der DDR Lydias Stieftöchter Amelie und Luisa und Floris Freundin Franzi eingesperrt werden und wir wissen, wie es ihn wohl ergangen ist und was sie mitmachen müssen. Ich befürchte über die Trilogie werden wir uns immer um die Bürger im Osten Sorgen machen müssen, denn Carl wird bestimmt nicht in den Westen übersiedeln.
Lese ich Savignyplatz (wo z.B. Miriam nun ihre Wohnung hat) denke ich an Joan Wengs Roman „Die Frauen vom Savignyplatz“ , denke ich an den Bau der Stalinallee, denke ich an Häneld/ Gerolds 2019er Roman „Allee unserer Träume“ – Romane, die auch andere aus der LR kennen.
-
Ein Pfarrer, der für seine Gemeinde einsteht, verlässt sie nicht so ohne weiteres. Jürgen Grothe will bei den Menschen bleiben, für die er sich verantwortlich fühlt, das steht für ihn ohne Frage ...
Auch für Carl ist der Westen keine Option, obwohl er die Schwächen des Ostens durchaus sieht ...
Und Oskar! Für mich fast die wichtigste Gestalt dieses Bandes, auch wenn seine Schwestern auf dem Titel stehen: Wie konnte eine ganze Gesellschaft annehmen, ihre Männer, die den Wahnsinn von Krieg und Gefangenschaft durchlitten hatten, könnten "einfach so" da weitermachen, wo sie 1939 aufgehört haben?
Vielen scheint es äußerlich gelungen zu sein, doch wie sah es innen in ihnen aus?
Einer meiner Onkel, der 5 Jahre in Russland gefangen war, hat bis zu seinem Krebstod nie mehr mehr als 4 Stunden geschlafen, Kurz vor seinem Tod hat er mir von entsetzlichen Alpträumen erzählt, die ihn seit Jahrzehnten geplagt haben ... er wurde nur 64 Jahre alt ...
Am Beispiel Oskars wollte ich einen zeigen, der es eben nicht schafft....
-
Als Oskar in diesem Band so lebendig geschildert wurde, (stand im vorherigen in den letzten Zeilen des Buches lediglich der Heimkehrer vor der Tür), dachte ich mir auch: "Nun muss die Autorin noch einer Person gerecht werden und das neben den Schwestern - denn Oskars Weg interessiert mich jetzt.
Eigentlich ist diese Einstellung nach dem zweiten Weltkrieg verwunderlich, waren (Groß-)Väter vieler Soldaten doch im ersten Weltkrieg und kehrten auch traumatisiert zurück.
-
Und Oskar! Für mich fast die wichtigste Gestalt dieses Bandes, auch wenn seine Schwestern auf dem Titel stehen: Wie konnte eine ganze Gesellschaft annehmen, ihre Männer, die den Wahnsinn von Krieg und Gefangenschaft durchlitten hatten, könnten "einfach so" da weitermachen, wo sie 1939 aufgehört haben?
Vielen scheint es äußerlich gelungen zu sein, doch wie sah es innen in ihnen aus?
Einer meiner Onkel, der 5 Jahre in Russland gefangen war, hat bis zu seinem Krebstod nie mehr mehr als 4 Stunden geschlafen, Kurz vor seinem Tod hat er mir von entsetzlichen Alpträumen erzählt, die ihn seit Jahrzehnten geplagt haben ... er wurde nur 64 Jahre alt ...
Am Beispiel Oskars wollte ich einen zeigen, der es eben nicht schafft....
Ich glaube es ist hauptsächlich die russische Gefangenschaft, die ihm zusetzt. Sibirien, das mag sich keiner vorstellen, nicht viel zu essen, keine warme Kleidung und dann jeden Tag Steinbruch oder sonstige harte Arbeit. Man kann es den Russen aber nicht verdenken, da sie die höchsten Verluste an Menschen im Krieg hatten, abgesehen davon, dass Häuser und Felder zerstört wurden.
Ich finde Oskar eine gute Figur. Er gibt dem Buch Spannung, sonst wäre es zu leicht und zu seicht, auch wenn es durchaus Schicksale gibt.
-
Na ja, aus dem Ersten Weltkrieg sind die sogenannten "Zitterer" bekannt, die die Qualen im Schützengaben körperlich ausagiert haben ... wurden zum Teil mit Kokain behandelt, auch von Sigmund Freud (der ja selbst Koks gegen seine Schmerzen nahm).
schon ein Wahnsinn: das deutsche Heer hatte Pervitin im Marschgepäck (ein Derivat von Chrystal Meth) - gibt rüherende Briefe des jungen Soldaten Heinrich Böll an seine Eltern, in denen er um Nachschub fleht.
Man hatte keinen Hunger mit diesem Teufelszeig, wurde nicht müde, verlor die Angst - und leider auch alle Hemmungen. So lassen sich die "Blitzsiege" erklären ... .
"Ausprobiert" wurde es an KZ-Häftlingen in Buchenwald, die 30 kg schwere Steinrucksäcke so lange schleppen mussten, bis sie tot zusammenbrachen ... bei dieser Gelegenheit fanden die Nazis heraus, dass es als Kaugummi verabreicht noch schneller wirkt ...
-
Die Schicksalsschläge in der Familie lassen ja echt nicht nach, Oskars Unfall, Florentines Fast-Vergewaltigung und Silvies Schwangerschaft, die sie fast das Leben kostet.
Ich hoffe das geht auch wieder bergauf.
Oskar ist ein Kriegsheimkehrer wie er ja oft geschiildert wird. Macht alles mit sich selbst ausund spricht nicht über seine Erlebnisse. Das war damals ja gang und gäbe. Selbst mein Vater, der das Kriegsende als 10-jähriger auf der Flucht erlebt hat, spricht kaum von den Erlebnissen von damals. Mittlerweile etwas mehr, aber alles erzählt er sicher nicht.
Die Geschehnisse rund um den 17. Juni sind immer wieder heftig zu lesen. Und vor allem so Schicksale wie Franzis zeigen eigentich nur, dass es nicht wesentlich besser war als in der Diktatur davor. Nur anders. Ich bin gespannt, wie sich das auf die Famlie und deren Teile, die noch im Osten verblieben sind auswirken wird.
Und Miri hat endlich auch das Glück gefunden! Das finde ich sehr schön, ich hoffe sie haben noch eine lange, glückliche Zukunft vor sich.
-
Diktaturen? Es gibt kein richtiges Leben im falschen, hat Adorno so klug bemerkt ...
-
Im zweiten Abschnitt wird es dramatisch und Geschichte wird lebendig. Endlich taucht Carl, meine Lieblingsfigur aus dem ersten Band, wieder auf. Er macht Silvie wegen der Sendung mit den Pfarrerstöchtern Vorwürfe und sieht sie als Werkzeug im Kalten Krieg. Aber er versucht zu helfen, wie er es immer getan hat.
Auch der Einfluss der alten Seilschaften ist immer noch spürbar, auch Friedrich ist nicht frei davon.
Rike aus der Sicht Silvies wirkt weit weniger sympathisch, aber sie schafft es, Silvie in das Familienunternehmen einzubinden. Rike zeigt immer wieder die Fähigkeiten, die man zur Führung eines Unternehmens benötigt, aber gegenüber Friedrich wirkt sie hilflos. Für ihn kommt nur Oskar in Betracht, denn er ist als erster Sohn der richtige Nachfolger.
Tragisch entwickelt sich die Geschichte um Oskar, der zeigen will, was für ein toller Geschäftsmann er doch ist, aber dies geht gründlich schief. Mich erinnert das an die Nachwendezeit als skrupellose Geschäftemacher über die neuen Bundesländer herfielen. Silvie findet bei ihrer Schwangerschaft fast den Tod und verliert ihr Wunschkind. Bin gespannt, wie es nun mit Wanja und Silvie weitergeht.
Faszinierend fand ich die Szenen um das WM-Endspiel von Bern, in der die gesellschaftliche Komponente dieses Erfolgs deutlich wird. Dieser Erfolg vereinte viele Menschen und gab ihnen Kraft, Selbstvertrauen und Glauben an die Zukunft.
Bei O. W. Fischer musste ich schmunzeln, hatte ich ihn doch gerade erst am 3. Oktober in den Verfilmungen von "Es muss nicht immer Kaviar sein" als unwiderstehlichen Frauenheld und Sympathieträger Thomas Lieven gesehen. Hier zeigt er ja ein unangenehmeres Gesicht. Gerade die Einbindung vieler Persönlichkeiten aus Kultur und Politik machen die Erzählung lebendig.
-
Die Ereinisse überschlagen sich ja fast:
Erst nur ein Zwilling, dann Oskars Unfall, das Verschwinden des Nesthäckchenns, dann Silvies Eileiterschwangerschaft und die Firma ist jetzt auch ruiniert. Meine Güte mächtig was los bei den Thalheims.
Bin sehr gespannt wo Wanja jetzt steckt, Silvie braucht ihn ohne frage und er ist nicht da.
Rike ist auch nicht da, um alles nötige zu veranlassen, dass kann ja echt heiter werden.
Schön fand ich den Heiratantrag, den Miriam angenommen hat, ihr wünsche ich nur das Beste.
Das Wunder von Bern hat seinen Platz in diesen Roman auch gefunden, sehr gelungen.
Ab morgen werde ich parallel lesen müssen (Leserunde Lesejury "Der Duft der weiten Welt" von Fenja Lüders) aber das klappt ganz bestimmt ...
-
Im zweiten Abschnitt wird es dramatisch und Geschichte wird lebendig. Endlich taucht Carl, meine Lieblingsfigur aus dem ersten Band, wieder auf. Er macht Silvie wegen der Sendung mit den Pfarrerstöchtern Vorwürfe und sieht sie als Werkzeug im Kalten Krieg. Aber er versucht zu helfen, wie er es immer getan hat.
Auch der Einfluss der alten Seilschaften ist immer noch spürbar, auch Friedrich ist nicht frei davon.
Rike aus der Sicht Silvies wirkt weit weniger sympathisch, aber sie schafft es, Silvie in das Familienunternehmen einzubinden. Rike zeigt immer wieder die Fähigkeiten, die man zur Führung eines Unternehmens benötigt, aber gegenüber Friedrich wirkt sie hilflos. Für ihn kommt nur Oskar in Betracht, denn er ist als erster Sohn der richtige Nachfolger.
Tragisch entwickelt sich die Geschichte um Oskar, der zeigen will, was für ein toller Geschäftsmann er doch ist, aber dies geht gründlich schief. Mich erinnert das an die Nachwendezeit als skrupellose Geschäftemacher über die neuen Bundesländer herfielen. Silvie findet bei ihrer Schwangerschaft fast den Tod und verliert ihr Wunschkind. Bin gespannt, wie es nun mit Wanja und Silvie weitergeht.
Faszinierend fand ich die Szenen um das WM-Endspiel von Bern, in der die gesellschaftliche Komponente dieses Erfolgs deutlich wird. Dieser Erfolg vereinte viele Menschen und gab ihnen Kraft, Selbstvertrauen und Glauben an die Zukunft.
Bei O. W. Fischer musste ich schmunzeln, hatte ich ihn doch gerade erst am 3. Oktober in den Verfilmungen von "Es muss nicht immer Kaviar sein" als unwiderstehlichen Frauenheld und Sympathieträger Thomas Lieven gesehen. Hier zeigt er ja ein unangenehmeres Gesicht. Gerade die Einbindung vieler Persönlichkeiten aus Kultur und Politik machen die Erzählung lebendig.
danke dir! Die leicht grausligen Einzelheiten über O.W. Fisher, den "lover dre Nation" und sein Toupé habe ich aus der wunderbaren Autobriographie von Senta Berger "Ich wusste immer, ich kann fliegen" -. uneitel und sehr informativ!
-
Liebe Eliza, dann wünsche ich dir viel Spaß beim "Paralelllesen" - etwas, das ich gar nicht kann (und mag) ...
-
Ich bin bekennender Parallel-Leser - immer mindestens ein Buch auf dem Nachttisch, eins im Wohnzimmer und meist noch eins auf dem Ebook-Reader.
Aber zum Thema - ich hoffe, ihr seid mir nicht böse, dass ich hier so einfalle, auch wenn ich gar nicht offiziell angemeldet war, das Buch beeindruckt mich einfach so sehr, dass ich ein paar Worte loswerden muss.
Oskar ist ohne Zweifel einer der interessanteren Charaktere des Buches. Er wirkt getrieben, von inneren Dämonen gequält. Verzweifelt versucht er, seinen Wert unter Beweis zu stellen und scheitert. Natürlich, offensichtlich hat er ja nie wirklich Einblick ins Geschäft gehabt, quasi nach dem Notabitur an die Ostfront.
Aber auch Carl finde ich interessant. Man darf auch ihn nicht aus dem Blickwinkel von heute sehen - damals haben viele wirklich noch an die Idee des Sozialismus, an die Möglichkeit einer funktionierenden DDR geglaubt. Ich denke, er gehört dazu, auch wenn ihm die Fehler der DDR durchaus bewusst sind.
Zum In-den-Westen-gehen: Neben der Tatsache, dass ein Pastor wohl seine Gemeinde nicht im Stich lässt, wenn er wirklich an das glaubt, was er predigt, ist es wohl auch gar nicht so leicht, einfach so zu gehen, quasi ins Ungewisse, alles zurückzulassen, was einem vertraut ist. Man steht ja nach einer Republikflucht (auch wenn sie damals noch etwas leichter war als später, zumindest in Berlin) vor dem Nichts. Gepäck ist nicht - fällt an der Grenze auf. Ohne Hab und Gut, ohne Möglichkeit zur Rückkehr, ohne Kontakt zu Familie und Freunden, die zurückbleiben - da muss der Leidensdruck schon sehr groß sein. Und Menschen neigen dazu, davon auszugehen, dass es schon nicht so schlimm wird. Sonst wären ja auch in den 30ern viel mehr Leute aus Deutschland geflohen.
-
Ich bin bekennender Parallel-Leser - immer mindestens ein Buch auf dem Nachttisch, eins im Wohnzimmer und meist noch eins auf dem Ebook-Reader.
Aber zum Thema - ich hoffe, ihr seid mir nicht böse, dass ich hier so einfalle, auch wenn ich gar nicht offiziell angemeldet war, das Buch beeindruckt mich einfach so sehr, dass ich ein paar Worte loswerden muss.
Immer herbei mit anderen Einsichten. Ich lese inzwischen auch viel parallel. Meist habe ich ein Langzeitprojekt, das eben mehr zeit in Anspruch nimmt, das letzte war Lycidas, ein Leserundenbuch und eins auf dem reader. Das ist meistens Bettlektüre.
-
Ich bin bekennender Parallel-Leser - immer mindestens ein Buch auf dem Nachttisch, eins im Wohnzimmer und meist noch eins auf dem Ebook-Reader.
Aber zum Thema - ich hoffe, ihr seid mir nicht böse, dass ich hier so einfalle, auch wenn ich gar nicht offiziell angemeldet war, das Buch beeindruckt mich einfach so sehr, dass ich ein paar Worte loswerden muss.
Oskar ist ohne Zweifel einer der interessanteren Charaktere des Buches. Er wirkt getrieben, von inneren Dämonen gequält. Verzweifelt versucht er, seinen Wert unter Beweis zu stellen und scheitert. Natürlich, offensichtlich hat er ja nie wirklich Einblick ins Geschäft gehabt, quasi nach dem Notabitur an die Ostfront.
Aber auch Carl finde ich interessant. Man darf auch ihn nicht aus dem Blickwinkel von heute sehen - damals haben viele wirklich noch an die Idee des Sozialismus, an die Möglichkeit einer funktionierenden DDR geglaubt. Ich denke, er gehört dazu, auch wenn ihm die Fehler der DDR durchaus bewusst sind.
Zum In-den-Westen-gehen: Neben der Tatsache, dass ein Pastor wohl seine Gemeinde nicht im Stich lässt, wenn er wirklich an das glaubt, was er predigt, ist es wohl auch gar nicht so leicht, einfach so zu gehen, quasi ins Ungewisse, alles zurückzulassen, was einem vertraut ist. Man steht ja nach einer Republikflucht (auch wenn sie damals noch etwas leichter war als später, zumindest in Berlin) vor dem Nichts. Gepäck ist nicht - fällt an der Grenze auf. Ohne Hab und Gut, ohne Möglichkeit zur Rückkehr, ohne Kontakt zu Familie und Freunden, die zurückbleiben - da muss der Leidensdruck schon sehr groß sein. Und Menschen neigen dazu, davon auszugehen, dass es schon nicht so schlimm wird. Sonst wären ja auch in den 30ern viel mehr Leute aus Deutschland geflohen.
Du bringst alles exakt auf den Punkt und hast zwei meiner Lieblingscharaktere auf dem Schirm: Oskar und Carl.
Carl ist für mein heimlicher Held, weil er sich treu bleibt - in welchen Regime auch immer. Gut, mit den Frauen hat er ein paar Schwächen, aber er wird sein Glück finden (auf Umwegen, versprochen!).
Um Oskar geht es mir in diesem Roman vor allem. Ich wollte zeigen, wie es war, wenn einer nach Krieg und Lager NICHT in der heilen Konsumwelt der 50er ankommen kann ... das ist mir ein ganz wichtiges Abnliegen.
Oskar macht viel Schmarrn (wie wir in Mümnchen sagen), und ja, er ist alles andere als zuverlässig, aber warum???
weil seine Seele zerstört ist.
Und viele, viele Männerseelen waren damals in solchen Zuständen ... auch wenn sie nach außen hun funktionierten...
danke f. deinen tollen Beitrag! Du sprichtst mir aus dem Herzen ...
-
Faszinierend fand ich die Szenen um das WM-Endspiel von Bern, in der die gesellschaftliche Komponente dieses Erfolgs deutlich wird. Dieser Erfolg vereinte viele Menschen und gab ihnen Kraft, Selbstvertrauen und Glauben an die Zukunft.
Den Abschnitt fand ich ebenso beeindruckend. Der Weltkrieg, in dem die Deutschen über die halbe Welt Terror und Mord brachten, war gerade mal 9 Jahre vorbei. Und plötzlich jubelten wieder Deutsche. Dass dies das eigene Volk bestärkt hat, glaube ich. Beim Lesen wurde mir aber bewusst, dass ich über die Reaktionen im Ausland gar nichts weiß. Wie haben denn damals Frankreich, England, Polen usw. reagiert? Hat darüber jemand Kenntnisse?
-
sie mussten wohl anfangs ein bisschen schlucken, denn niemand hatte es Deutschland zugetraut. Tatsächlich hat es wie eine Art Ritterschlag f. Deutschland gewirkt und auf politischer Bühne vieles erleichtert ...
-
Im zweiten Abschnitt wird, in meinen Augen sehr deutlich, das die Familie irgendwie das Chaos anzieht. Bruder Carl taucht auf, ist (wie schon häufiger, behauptet meine Erinnerung) dafür zuständig, allen wieder den Kopf gerade zu rücken und wieder "einzunorden". Das Silvie sich gerne in ihrer Radiosendung mit "schrägen" Themen auseinandersetzt, ist ja ok, aber das sie damit vermutlich den Mädels keinen Gefallen getan hat, dürfte ihr im Vorfeld gar nicht bewusst geworden sein. Wenn ich das alles richtig verstehe, gab es damals kaum jemanden, der erwartet hat, das sich die DDR-Regierung bzw. deren Vorläufer so verhalten werden - wie sie es ja nun mal gemacht haben.
Das Familienunternehmen steht augenscheinlich bei der Familie an erster Stelle, keiner "soll/darf" sich davon absondern. Deswegen wird wohl auch alles versucht, das Silvie sich ebenfalls engagiert und einbringt, egal mit welchen Mitteln man denjenigen dazu bringt.
Dachte ich mir doch, das Oskar uns noch zeigt, das er eigentlich gar nicht der Typ Mensch ist, der sich "in 1. Reihe" im Familienunternehmen engagieren kann und sollte. Meiner persönlichen Meinung nach dürfte er eine gute Nr. 2 sein, mehr aber auch nicht. Aber vermutlich wird auch sein Vater dies irgendwann (schmerzhaft?) einsehen müssen.
Silvie und Wanja, eine Auf- und Ab-liebe. Was wird daraus werden? Ich werde das Gefühl nicht los, das Wanja wie das berühmte Fähnchen im Wind ist - je nachdem was er gerade braucht... Ob und wann Silvie das bemerkt????