Johan Harstadt las im Literaturhaus Kiel am 16.September 2019

  • Johan Harstadt las im Literaturhaus Kiel am 16.September 2019


    Der diesjährige Literatursommer mit dem Gastland Norwegen neigte sich nicht nur meterologisch,

    sondern auch mit dem Auftritt Johan Harstadts am vergangenen Montag literarisch dem Ende.

    Auf dem Weg zum Literaturhaus durch den Alten Botanischen Garten zeigten sich fast schon verblühte Herbstzeitlose und nur

    die Texte an den Bäumen erinnerten an einen großartigen Literatursommer, der Gäste wie Jostein Gaarder, Tomas Espedal und weitere begrüßte.


    Durch den Abend führte der ehemalige Leiter des Kölner Literaturhauses und jetzige Literaturvermittler Thomas Böhm, der die deutsche Lesung übernahm und das Gespräch mit

    Johan Harstadt in englischer Sprache führte.

    Ohne Einführung in den 1200 Seiten umfassenden Roman begann der Moderator mit der Frage, warum die Figur Max nach seinem deutschen Urgroßvater benannt ist.

    Er könne sich nicht mehr an alle Details erinnern und fühle sich wie bei einer Prüfung, erwiderte Harstadt schelmenhaft und ergänzte, gern Platz in seinem Kopf für Neues

    zu schaffen.

    Sieben Jahre dauerte es, bis er "Max, Mischa und die Tetoffensive" vollendet hätte; der ursprüngliche Titel lautete die "Rothkow Days",

    angelehnt an den großen Künstler Mark Rothkow. Betrachte man ein Bild dieses Künstlers nah, so nimmt der Betrachter nur die Größe des Bildes wahr und ebenso soll der Roman als etwas Körperliches gelesen werden.

    Johan Harstadt, der an diesem Abend lässig in Jeans und grauem Pullover auftrat, erzählte in ebenso lockerem Ton über seine erste Begegnung mit dem Film "Apocalypse Now" und

    dem Doors Titel "The End" und wie den Einfluss von Film und Musik auf seinen Romanstoff.

    Da der Roman vielumspannend ist und sich in Hunderten von Details verliert, versuchte Thomas Böhm die dringendsten Fragen von Max und Mischa aufzugreifen und zu ergründen,

    was Johan Harstadt selbst erlebt hat, wieviel Fiktion im Buch steckt und wie die Recherchen des norwegischen Schriftstellers aussahen.

    Johan Harstadt erzählte von einer Jugend in Stavanger ohne besondere Aufregungen, geprägt durch das Fernsehen und durch große Freundschaften,

    die zu nächtelangen Diskussionen unter Freunden führten. Jene nächtliche Ausschweifungen würde er vermissen, sie fielen den Umständen von Ehe und Verpflichtungen zum Opfer.

    Ein weitere zentrale Frage dieses Literaturabends stellte Thomas Böhm zum Thema Migration.

    Völlig trocken meinte Harstadt, er könne auf seine Umzugserfahrungen von Stavanger nach Oslo zurückgreifen, relativierte jedoch einen Moment später seine Aussage.

    Er könne beispielsweise Englisch lesen und verstehen, doch sprechen wie ein Amerikaner könne er es nicht.

    Sprache bedeute etwas wie Heimat, was einem erst im Ausland bewusst wird. Auch seine Arbeit mit Migranten hat ihm geholfen, zu verstehen.

    Beispielgebend verglich er Norwegen mit den Vereinigten Staaten; für viele Amerikaner ist Amerika alles, während ein kleineres Land wie Norwegen sich nach außen orientiert und

    Norweger sich für andere Kulturen interessieren.


    Zwischen den Fragerunden las Thomas Böhm immer wieder aus kurzen Abschnitten des Romans vor.


    Abschließend ging der Moderator auf das Cover des Romans ein.

    Johan Harstadt, der mittlerweile seine Cover selbst gestaltet, erzählte vom Einfluss

    eines Stanley-Kubrik-Films und dessen Hauptfigur auf die Gestaltung seines aktuellen Romans,

    nicht ohne die Diskussionen mit ausländischen Verlagen zu erwähnen.

    Der Abend schloss mit der Gelegenheit für die Zuhörer, Fragen zu stellen und sich sein Buch signieren zu lassen.

  • Später Dank für Deinen Lesungsbericht.


    Hast Du das Buch gelesen?

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Ich möchte dir auch noch für den Bericht danken. Ich habe ihn gerade nochmal gelesen.

    Beide auf Deutsch erhältlichen Romane gehören zum Besten, was ich in diesem Jahr (und vorher) gelesen habe. Max, Mischa, Mordecai und Owen haben mich als Leserin glücklich gemacht. Das antworte ich auch jedem, der mich fragt, warum ich ausgerechnet diesen Brocken so mag.