Unterschied zwischen Belletristik und Zeitgenoessisches?

  • Ich versuch's, Beatrix:


    Belletristik stand früher als "schöngeistige Literatur" in den Buchläden. Heute wird wohl eher von Unterhaltungsliteraur gesprochen.
    Der Name ist für mich recht schwammig, denn was ich unterhaltsam finde und als Schmöker mit mir herumtrage, kann für dich ein merkwürdiges Buch ohne Unterhaltungswert sein.


    Die "zeitgenössische Literatur" ist dagegen ein weiter gefasster,nicht wertender Ordnungsbegriff, der zur Art der Literatur keine Aussage macht.


    Ungefähr so, denke ich.


    Lieben Gruß


    polli, liest gerade zeitgenössische kanadische Literatur ...

  • Beatrix und Polli,


    ich versuche mal zu ergänzen.


    Mit Belletristik wird im Allgemeinen schöngeistige, unterhaltende Literatur bezeichnet. Im Gegensatz zur "zeitgenössischen Literatur" ist aber kein bestimmter Zeitraum damit verbunden. D.h. auch Romane aus vergangenen Jahrhunderten gehören zur Belletristik, aber nicht zur zeitgenössischen Literatur.


    Belletristik ist ein Gattungsbegriff, während "zeitgenössische Literatur" die Literatur der Gegenwart, der Zeitgenossen also umfasst.

  • oh...dann hatte ich das bisher wohl auch noch nicht so richtig verstanden.


    Also ich habe es immer so gehandhabt, wenn ich ein neues Buch vorstellen möchte: Als erstes schaue ich, ob es in die üblichen Genre passt: Krimi, Historische Romane, Science Fiction usw.


    Passt es in keins von denen, bleiben für mich dann immer noch Belletristik und Zeitgenössisches übrig.
    Wobei ich nur Romane ins Zeitgenössische gesetzt hatte, die erstens in der jetzigen Zeit ( ca. ab 1950) spielen und sich zudem auch noch mit der Zeit kritisch auseinandersetzen.


    Und der gute Rest kam dann immer in Belletristik ;-)

  • @ Iris


    Das würde ja bedeuten, dass "Schokolade zum Frühstück" auch zeitgenössisch ist, denn alle Geschichten, die in der Gegenwart spielen, setzen sich mit der heutigen Zeit auseinander. Oder habe ich das falsch verstanden?


    Ich unterscheide immer nach stilistischem und inhaltlichem Anspruch. Anspruchsvollere Literatur in "Zeitgenössisches", reine U-Literatur in "Belletristik".

  • Ich habe mal bei wikipedia nachgeschaut:


    Dort gibt es allerdings nur einen Artikel über "Zeitgenössische Musik". Ich denke aber, nach diesem Prinzip kann man es auch hier für Literatur umsetzen:


    Zitat

    Zeitgenössische Musik ist eine Bezeichnung für Musik, die von einem gegenwärtig lebenden Komponisten, also von einem Zeitgenossen, komponiert wurde.
    Die Bezeichnung findet im Prinzip aber nur in der Kunstmusik (auch E-Musik) Verwendung, nicht jedoch im Bereich der populären Musik (wie Schlager, Pop, Rock usw.).


    (die "Schlager- und Popliteratur" käme demnach in "Belletristik" ;-) )


    ...wurde aber eigentlich alles oben schon ähnlich erklärt :-)



    Edit: zu blöd "Belletristik" richtig zu schreiben *g*

  • Vielleicht sollten wir die gute alte Mengenlehre bemühen: Zur Menge der zeitgenössischen Literatur zählt zum Teil, also als Schnittmenge, die Belletristik, die aber auch einen nicht-zeitgenössischen Teil umfasst.
    Das war jetzt entweder eine geniale Definition oder ein Beitrag zur hoffnungslosen Verwirrung ...:-)


    Lieben Gruß


    polli

  • Diese Unterscheidung (im Forum "Bücher") kommt mir auch etwas willkürlich vor; tatsächlich läßt sich der Begriff schwer fassen, und ich muß bei Rezensionen immer überlegen, was da reinpaßt und was nicht. Uwe Timm schreibt sicherlich zeitgenössische Literatur (aber machen wir das nicht alle?), Heinz Strunk auch, aber dessen Buch würde ich eher nicht bei "Zeitgenössisches" sehen. Jedenfalls ist "Belletristik" der Oberbegriff, wie Polli ganz richtig erklärt hat. Letztlich wird man in dieser Rubrik nur selten Bücher gezielt finden, weil es in der Maßgabe des Rezensenten liegt, ob und welche Bücher er dort einstellt. Die Unterteilung erscheint mir insofern überflüssig, weil bei der Büchersuche nicht wirklich hilfreich.

  • Sagen wir es mal so: Jede Unterteilung ist letztendlich willkürlich und funktioniert nicht, weil die Realität immer komplexer ist. Die Obereulen haben versucht, etwas mehr Ordnung in die gigantisch große Rubrik Belletristik zu bringen, und ich finde es zwar nicht optimal, weil es eben keine optimale Lösung geben kann, aber weitaus besser, als wenn wir die Uwe Timms und Juli Zehs mit den Gabi Hauptmanns und Heinz G. Konsaliks in eine gemeinsame Schublade quetschen -- das wird nämlich keinem mehr gerecht.

  • :gruebel Wie weit darf denn das Zeitgenössische zurückliegen???
    Ich habe jetzt hier etwas von ca. 1950 gelesen, und ich habe z.B. Verlockung handelt zwischen den Weltkriegen bei Zeitgenössisches eingestellt.


    Auf der einen Seite muss es eine Einteilung geben, ansonsten kämen wir hier im Forum total durcheinander, allerdings hasse ich auf der anderen Seite jedes Schubladensystem. Das hat mich schon im Studium enorm genervt :fetch (Wo quetschen wir denn jetzt Kafka rein!!!)

  • Hm. Die beiden Begriffe haben mich auch verwirrt. Ich habe gerade ein Buch von Cees Nooteboom vorgestellt. Und nach den Erklärungen hier habe ich es in Zeitgenössisches gestellt. Allerdings gibt es auch eine andere Buchvorstellung des Autors in Belletristik.
    Was ist denn nun richtig?
    Ich bin mir da halt immer sehr unsicher.

    Illusionen werden aus Gedanken über das Leben geboren, aber sie sterben nicht am Denken, sondern am Leben.
    Lou Salome

  • Zitat

    Original von Heidi Hof
    :gruebel Wie weit darf denn das Zeitgenössische zurückliegen???
    Ich habe jetzt hier etwas von ca. 1950 gelesen, und ich habe z.B. Verlockung handelt zwischen den Weltkriegen bei Zeitgenössisches eingestellt.


    Hallo Heidi,


    ich habe diese Jahreszahl einfach mal für mich persönlich festgelegt. Weil alles was ich gelesen habe und ca. vor 1950 erschien, ich für mich dann schon wieder unter "Klassiker" einreihen kann.


    Aber wie du schon geschrieben hast: Schubladen sind schrecklich ;-)


    Ich mache es einfach nach Gefühl.


    Wie ist es z. B. mit "Herr der Ringe"? Ich würde es unter Fantasy einstufen. Fantasy-Begeisterte würden es wahrscheinlich als DEN Klassiker bezeichnen.


    Es gibt auch einige Science-Fiction, die ich durchaus als Klassiker gelten lassen würde usw.


    Aber letztendlich findet man doch im Verzeichnis alles wieder, wenn man den Titel oder Autor kennt. Ganz ohne Schubladen :-)