'Mittagsstunde' - Seiten 156 - 243

  • Für mich stehen nicht so sehr die Beschreibungen des Dorfes und seiner Bewohner und Besonderheiten im Vordergrund, sondern Ingwer und seine Veränderung, sein Weg dahin. Es ist eigentlich schon eine Art Lebenskrise, dieses "War das denn alles?", dieses Gefühl, etwas Entscheidendes verpasst zu haben.

    Dass seine Großeltern, die ihn nun brauchen und ihm einen Anlass bieten, ihn wie ihr Kind aufgezogen haben, hatte ich mir schon gedacht. Marret war eine Schwester für Ingwer. Sie war ohnehin zu sehr in ihrer Welt, als dass sie hätte Mutter mit Sorge um ein Kind sein können.


    In diesem Abschnitt trennt sich Ingwer wieder ein Stück von seinem bisherigen Leben. Nach den 50. von Ragnhild verlässt er die WG, still und heimlich beim Abschied. Dort braucht ihn niemand.

    Aber die Großeltern brauchen ihn. Das ist wichtig, wenn man sich seiner selbst nicht mehr sicher ist.

    Und Wut wächst in ihm (ich sage nur Möbelrücken in seinem Büro), der immer so sanft und duldsam war, wahrscheinlich zu viele Jahre. Er hat sich vor lauter Angepasst sein und Dazugehören wollen selbst verloren.

    Ich glaube, er schafft es noch, einen Weg für sich zu finden!


    Gönke taucht in den Erzählungen immer wieder auf, Schreikind und Hochbegabte, Einsame und Unverstandene. Wäre das nicht eine Frau für Ingwer?

    Wir werden sehen...


    Lehrer Steensen ist Marrets Vater. Zu ihm ist Ella all die Jahre immer wieder mal verschwunden, währen Sönke so tat, als wisse er von nichts. Auf ihn hätte ich nicht getippt.

  • Ingwer mit seinen so nebenbei hingeworfenen Bemerkungen, wie die darüber, dass Dorfkinder schon früh wissen, worüber gesprochen werden kann und worüber nicht.

    nd Wut wächst in ihm (ich sage nur Möbelrücken in seinem Büro), der immer so sanft und duldsam war, wahrscheinlich zu viele Jahre. Er hat sich vor lauter Angepasst sein und Dazugehören wollen selbst verloren.

    Ich glaube, er schafft es noch, einen Weg für sich zu finden!


    Er macht auf jeden Fall eine positive Entwicklung durch und seine Rückkehr ins Dorf hat dazu beigetragen.


    Mir imponiert Sönke immer mehr. Er hat so allerhand eingesteckt in seinem Leben.

  • Ich habe mir Gedanken um den Titel gemacht.

    Ich finde, Ingwer erlebt hier seine eigene Mittagsstunde, mit fast 50. Die Mittagsstunde war den Dörflern heilig. Sie war eine Zäsur im täglichen Arbeitstrott, ein Kraft tanken, vielleicht auch ein Moment zum Gedanken fassen. Sogar de Kinder mussten still sein.

    Ingwer kommt in sein Dorf zurück, das sich verändert hat genau wie er, aber er erkennt immer mehr, dass sich soviel nicht geändert hat, dass das Dorf in einer Art Tiefschlaf ist genau wie er. Dass er zurückkommt, um die Großeltern zu pflegen, ist seine Mittagsstunde von seinem bisherigen Erwachsenenleben, das er mehr und mehr als gescheitert empfindet.

  • Ich bin noch mitten in diesem Leseabschnitt und habe deswegen auch eure Kommentare noch nicht gelesen, aber schleiche mal kurz rein, um meine Begeisterung für Kapitell 11 - Heart of Gold loszuwerden.


    Endlich kommt mal etwas Bewegung in die Sache (und damit meine ich nicht nur Ingewers rasante Einkaufswagen-Tour :-]), endlich nach all den schwierigen Kapiteln mit Marrets Schwangerschaft, der Pflegebedürftigkeit von Ulla und Sönke in der Gegenwart und Ingwers Unzufriedenheit mit seinem Leben endlich etwas Rebellion, Zukunftspläne und auch der augenzwinkernde trockene Humor, den ich bei Altes Land schon so mochte. Wie Ingwer wutschnaubend im Kopf seine ganz persönliche AUF-KEINEN-FALL-Liste zusammenstellt, fand ich einfach köstlich. :lache


    Dabei wird aber (ganz nebenbei) von Ingwers Innenleben ganz viel sichtbar. Meiner Meinung nach hat er seinen Platz im Leben noch nicht gefunden. Er gehört nicht (mehr) zum Dorf, fühlt sich aber auch in seinem jetzigen Leben nicht dazugehörig. Midlife-crisis. Er hat wohl auch Minderwertigkeitskomplexe, die objektiv gesehen natürlich überhaupt nicht berechtigt sind, schließlich musste er sich alleine durchboxen und dadurch mehr lesiten als z. B. "Richtersohn und Diplomatentochter" (wobei die natürlich auch ihr eigenes, anderes Päckchen zu tragen haben). Aber mit Objektivität kommt man in einer solchen Frage nicht weiter, auch hier ist die persönliche Wahrnehmung entscheidend.


    Ich hoffe, er kann das Jahr Auszeit aus seinem "normalen" Leben nutzen, um sich über seine Stärken klarzuwerden und darüber, was er eigentlich aus sich machen will. Und diesen Weg dann auch konsequent gehen.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Endlich kommt mal etwas Bewegung in die Sache (und damit meine ich nicht nur Ingewers rasante Einkaufswagen-Tour ), endlich nach all den schwierigen Kapiteln mit Marrets Schwangerschaft, der Pflegebedürftigkeit von Ulla und Sönke in der Gegenwart und Ingwers Unzufriedenheit mit seinem Leben endlich etwas Rebellion, Zukunftspläne und auch der augenzwinkernde trockene Humor, den ich bei Altes Land schon so mochte. Wie Ingwer wutschnaubend im Kopf seine ganz persönliche AUF-KEINEN-FALL-Liste zusammenstellt, fand ich einfach köstlich.

    Fand ich auch.

    Ich mochte auch die Kapitelnamen sehr, auch wenn ich von manchem den ganzen Tag einen Ohrwurm hatte.


    Midlife-crisis. Er hat wohl auch Minderwertigkeitskomplexe, die objektiv gesehen natürlich überhaupt nicht berechtigt sind, schließlich musste er sich alleine durchboxen und dadurch mehr lesiten als z. B. "Richtersohn und Diplomatentochter" (wobei die natürlich auch ihr eigenes, anderes Päckchen zu tragen haben). Aber mit Objektivität kommt man in einer solchen Frage nicht weiter, auch hier ist die persönliche Wahrnehmung entscheidend.

    Er ist an einer Wegkreuzung angekommen, wie es sie ab und an im Leben gibt. Die kennt sicher Jede(r) von uns. Er weiß, dass es so nicht weitergehen kann, will es auch nicht, aber noch ist er nicht an dem Punkt, wo er genau weiß, was er will. Manchmal kommt diese Punkt auch nie. Mal schauen, wie es bei ihm ist.

    Ich finde seine WG-MItbewohner auch interessant. Eigentlich hätte die Autorin auch noch einen Roman nur über diese WG und das komplizierte Geflecht, das sie über die Jahre gewoben haben, schreiben können, aber das hätte hier den Rahmen gesprengt. Wäre interessant und lesenswert gewesen.

    Tja, wer ist sich selber gegenüber schon objektiv...

  • Fand ich auch.

    Ich mochte auch die Kapitelnamen sehr, auch wenn ich von manchem den ganzen Tag einen Ohrwurm hatte.

    Nicht nur von den Kapitelnamen hab ich Ohrwürmer im Kopf. Ich bin mit den ganzen Schlagern aufgewachsen. Auch wenn sie mir nicht alle gefallen haben, einige könnte ich heute noch singen.


    Ingwer gefällt mir immer besser. Und hier gibt es nun auch mal viel zum schmunzeln. Wie er die Zigarette in des Kollegen Büro genüßlich raucht und die Kippe hinterlässt. Oder die WG im Küchenchaos sitzen lässt. Er wacht auf, setzt sich zur Wehr, wenn auch noch still und leise, aber gekonnt.

    Aber immer noch nichts von Meret. Ich hatte ja schon mal auf Autismus getippt, das würde auch dazu passen, dass sie viel allein sein will, nur durch Lieder mit der Außenwelt kommuniziert.



    Ob die Namen alle so richtig sind, kann ich, da ich immer noch das Hörbuch habe, nicht sagen. Die Hoger spricht etwas undeutlich.

  • Ich bin mit den ganzen Schlagern aufgewachsen. Auch wenn sie mir nicht alle gefallen haben, einige könnte ich heute noch singen.

    Ich auch, gut, vielleicht nicht mit den ganz alten, aber ich kenne sie, wurden viel im Radio gespielt und Radio hatten wir immer laufen.

    Wie er die Zigarette in des Kollegen Büro genüßlich raucht und die Kippe hinterlässt. Oder die WG im Küchenchaos sitzen lässt. Er wacht auf, setzt sich zur Wehr, wenn auch noch still und leise, aber gekonnt.

    Hätte er eigentlich viel früher tun müssen, aber er hat es jahrelang einfach nicht gemerkt, dass ihm vieles nicht gut tat. Er lehnt sich nun auf, und das macht er auf so charmante Art, dass ich Freude dabei hatte.


    Ob die Namen alle so richtig sind, kann ich, da ich immer noch das Hörbuch habe, nicht sagen. Die Hoger spricht etwas undeutlich.

    Merret schreibt die Autorin mit 2 R. Vielleicht ist es auch eine Abkürzung von einem anderen Namen. Ich kenne mich mit den Namen im Norden nicht so aus.

  • Hätte er eigentlich viel früher tun müssen, aber er hat es jahrelang einfach nicht gemerkt, dass ihm vieles nicht gut tat. Er lehnt sich nun auf, und das macht er auf so charmante Art, dass ich Freude dabei hatte.

    So ging es mir auch, ich ertappe mich dabei immer, dass ich ein Schmunzeln im Gesicht habe. Aber ich heule ja auch, wenn Bücher mir zusetzen, oder die Handlung.

    Merret schreibt die Autorin mit 2 R. Vielleicht ist es auch eine Abkürzung von einem anderen Namen. Ich kenne mich mit den Namen im Norden nicht so aus.

    Merret kenne ich nur von Meret Becker, und die hat nur ein R drin.

  • Lehrer Steensen ist Marrets Vater. Zu ihm ist Ella all die Jahre immer wieder mal verschwunden, währen Sönke so tat, als wisse er von nichts. Auf ihn hätte ich nicht getippt.

    Die Ehe der Großeltern macht mir, ehrlich gesagt, zu schaffen. Wie zwei Menschen so lange nebeneinander her leben können, sich gegenseitig verletzen und doch nicht aus ihrem Leben fliehen können. Wie sie ihn jetzt schlägt und er das erduldet. Das zieht mich richtig runter. Und dann dieses wegsehen, totschweigen, dulden. Der Großvater ist wie sein Enkel Ingwer. Einer der sich schwer tut damit, seine eigenen Wünsche zu verfolgen und dafür einzustehen. Ingwer und Ragnhild, das lief ja irgendwie ähnlich.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Die Hexenholzkrone 2 - Tad Williams

    Foundation - Isaac Asimov

    ab 10.2. LR - Fernwehland - Kati Naumann



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ingwer mit seinen so nebenbei hingeworfenen Bemerkungen, wie die darüber, dass Dorfkinder schon früh wissen, worüber gesprochen werden kann und worüber nicht.


    Er macht auf jeden Fall eine positive Entwicklung durch und seine Rückkehr ins Dorf hat dazu beigetragen.


    Mir imponiert Sönke immer mehr. Er hat so allerhand eingesteckt in seinem Leben.

    Mir imponieren beide Männer nicht. Beide lassen ihr Leben einfach so laufen, nehmen es nicht in die Hand. Ingwer kriegt vielleicht jetzt mit 50 die Kurve. Aber immer einstecken und schlucken, das kann ich nicht wirklich bewundern.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


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    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich hoffe, er kann das Jahr Auszeit aus seinem "normalen" Leben nutzen, um sich über seine Stärken klarzuwerden und darüber, was er eigentlich aus sich machen will. Und diesen Weg dann auch konsequent gehen.

    Das hoffe ich auch. Dürfte aber schwer werden. Ich weiß nicht, ob ich ihm das zutrauen soll.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


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    ab 10.2. LR - Fernwehland - Kati Naumann



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Er ist an einer Wegkreuzung angekommen, wie es sie ab und an im Leben gibt. Die kennt sicher Jede(r) von uns. Er weiß, dass es so nicht weitergehen kann, will es auch nicht, aber noch ist er nicht an dem Punkt, wo er genau weiß, was er will. Manchmal kommt diese Punkt auch nie. Mal schauen, wie es bei ihm ist.

    Er weiß zumindest, dass er etwas ändern muss. Aber die Richtung, da bin ich mir nicht sicher, ob er die weiß.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Die Hexenholzkrone 2 - Tad Williams

    Foundation - Isaac Asimov

    ab 10.2. LR - Fernwehland - Kati Naumann



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Wie zwei Menschen so lange nebeneinander her leben können, sich gegenseitig verletzen und doch nicht aus ihrem Leben fliehen können. Wie sie ihn jetzt schlägt und er das erduldet.

    Realität.

    Allein sein will niemand, und ich bin mir sehr sicher, dass Sönke Ella geliebt hat. Er kam aus dem Krieg und der Gefangenschaft zurück, fand eine Frau vor, die nicht mehr mit ihm gerechnet hatte. Sie waren ja, bevor er fort musste, auch nicht so lange zusammen. Er liebt sie und macht das Beste draus, ist froh, dass sie bei ihm bleibt. Das mag man seltsam oder inkonsequent finden, aber sie richten sich miteinander ein.

    Was soll man denn bitte machen, wenn die demente Ehefrau kneift und ihn boxt? Sie weiß doch nicht, was sie tut! Sie verlassen? Mit über 90? Ich kann schon nachvollziehen, dass er es erduldet. Wie ich mich in der Situation verhalten würde, kann ich nicht sagen.

    Er weiß zumindest, dass er etwas ändern muss. Aber die Richtung, da bin ich mir nicht sicher, ob er die weiß.

    Wer weiß die Richtung schon...

    Ich finde es viel wichtiger, dass er überhaupt gemerkt hat, dass es so nicht weitergehen kann und soll und etwas ändern will. Alles weitere wird die Zeit zeigen. Ich glaube, dass er dran bleiben wird, egal wie seine Lösung auch aussehen wird.

  • Allein sein will niemand, und ich bin mir sehr sicher, dass Sönke Ella geliebt hat. Er kam aus dem Krieg und der Gefangenschaft zurück, fand eine Frau vor, die nicht mehr mit ihm gerechnet hatte. Sie waren ja, bevor er fort musste, auch nicht so lange zusammen. Er liebt sie und macht das Beste draus, ist froh, dass sie bei ihm bleibt. Das mag man seltsam oder inkonsequent finden, aber sie richten sich miteinander ein.

    Ich hatte irgendwie nie das Gefühl, das Ella ihn liebt. Ja, sie haben sich eingerichtet. Aber ich finde es hat einen bitteren Geschmack - schon bevor sie dement wird. Und das Schlagen kommt mir vor, als ob es die Gefühle sind, die sie seit langem gegen ihn hegt und die sie jetzt ungefiltert rauslässt. Das mag Quatsch sein - Demente sind oft "gewalttätig", aber für mich kommt es so rüber. Und er erduldet es, weil er das Gefühl hat, er schulde ihr das, warum auch immer.

    Wer weiß die Richtung schon...

    Hmm.....

    Also ich weiß die Zukunft nicht, aber ich kann mich schon in eine bestimmte Richtung aufmachen. Vor allem, wenn ich so eine gravierende Veränderung anstrebe. Und wie gesagt, er müsste mir erst mal beweisen, dass er dran bleibt. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass solche Veränderungen schmerzhaft und sehr sehr schwierig sind und man schon mal vor den Hürden zurückschrecken möchte.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


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    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Und er erduldet es, weil er das Gefühl hat, er schulde ihr das, warum auch immer.

    Sönke ist noch aus der Generation "Man rennt nicht so einfach auseinander". Ich denke, er empfindet ihr gemeinsames Leben, auch wenn es meist nebeneinander ablief, als nicht so schlecht. Das ist halt für Jeden anders. Ihm scheint das zu reichen. Verlassen hätte er sie früher müssen, aber das wollte er ja nicht.


    Ich hatte irgendwie nie das Gefühl, das Ella ihn liebt. Ja, sie haben sich eingerichtet.

    Ella hat ihn vielleicht nicht geliebt, das sehe ich auch so. Aber wie viele Ehen wurden damals ohne Liebe geschlossen oder bleiben bestehen ohne Liebe. Das mag man furchtbar finden, aber es war so.


    Hmm.....

    Also ich weiß die Zukunft nicht, aber ich kann mich schon in eine bestimmte Richtung aufmachen. Vor allem, wenn ich so eine gravierende Veränderung anstrebe. Und wie gesagt, er müsste mir erst mal beweisen, dass er dran bleibt.

    Niemand weiß die Zukunft. Ich kann Ingwers Planlosigkeit verstehen. Er ist an dem Punkt der Erkenntnis. Das kann für Viele schon ein enormer Schritt sein. Nicht Jeder ist so strukturiert, dass er sich konkrete Ziele setzten kann, Lösungen findet. Natürlich muss er das auch irgendwann, aber Selbsterkenntnis ist ein wichtiger Schritt.

    Beweisen müsste mir Ingwer nichts. Es kann auch sein, dass er irgendwann feststellt, dass er nicht die Kraft hat, etwas zu ändern, ohne die WG allein zu leben oder nicht den Mut oder nicht das Durchhaltevermögen...Menschen sind so unterschiedlich und mache mehr schwach als andere...

  • Ella hat ihn vielleicht nicht geliebt, das sehe ich auch so. Aber wie viele Ehen wurden damals ohne Liebe geschlossen oder bleiben bestehen ohne Liebe. Das mag man furchtbar finden, aber es war so.

    Mir ging es darum, dass ich das traurig finde und mir für beide gewünscht hätte, es wäre anders gelaufen. Dass das so war, weiß ich ja. Es geht mir auch nicht darum, im realen Leben Leute zu ändern oder zu verurteilen. Im Bücherleben bin ich da rigoroser.

    Du glaubst ja, er bleibt dran. Das glaube ich nicht. Es sei denn, er würde es mir beweisen. Das wollte ich damit sagen. ;) Ingwer ist bei mir anders angekommen, als bei Dir. Das ist auch eine Frage der Erfahrungen, die man gemacht hat. Da habe ich in letzter Zeit leider so einige negative gemacht (auch in Bezug auf Wegkreuzungen) und da kommen Bücher und ihre Protas bei mir dann oftmals anders an.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Die Hexenholzkrone 2 - Tad Williams

    Foundation - Isaac Asimov

    ab 10.2. LR - Fernwehland - Kati Naumann



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Die Ehe der Großeltern macht mir, ehrlich gesagt, zu schaffen. Wie zwei Menschen so lange nebeneinander her leben können, sich gegenseitig verletzen und doch nicht aus ihrem Leben fliehen können. Wie sie ihn jetzt schlägt und er das erduldet. Das zieht mich richtig runter. Und dann dieses wegsehen, totschweigen, dulden. Der Großvater ist wie sein Enkel Ingwer. Einer der sich schwer tut damit, seine eigenen Wünsche zu verfolgen und dafür einzustehen. Ingwer und Ragnhild, das lief ja irgendwie ähnlich.

    Ich glaube, die Großeltern führen noch eine der besseren Ehen im Dorf, bei den Gedanken, die sich Ingwer über die Paare bei ihren Hochzeitsjubiläen macht, die er als Kind von der Theke aus beobachtet hat, wird mir echt anders. Eine lange, glückliche Ehe scheint es in diesem Dorf gar nicht gegeben zu haben.

  • Gönke taucht in den Erzählungen immer wieder auf, Schreikind und Hochbegabte, Einsame und Unverstandene. Wäre das nicht eine Frau für Ingwer?

    Wir werden sehen...

    Jaaa, das hab ich mir auch schon gedacht. Aber noch wissen wir nicht was aus ihr geworden ist, oder :/?



    Wie Ingwer wutschnaubend im Kopf seine ganz persönliche AUF-KEINEN-FALL-Liste zusammenstellt, fand ich einfach köstlich.

    :write



    Ingwer gefällt mir immer besser. Und hier gibt es nun auch mal viel zum schmunzeln. Wie er die Zigarette in des Kollegen Büro genüßlich raucht und die Kippe hinterlässt. Oder die WG im Küchenchaos sitzen lässt. Er wacht auf, setzt sich zur Wehr, wenn auch noch still und leise, aber gekonnt.

    Die Szene ist eines meiner Highlights in diesem Abschnitt, herrlich :-].

    Lehrer Steensen ist Marrets Vater. Zu ihm ist Ella all die Jahre immer wieder mal verschwunden, währen Sönke so tat, als wisse er von nichts. Auf ihn hätte ich nicht getippt.

    Ja, hier gibt es die endgültige Bestätigung. Ich hatte bereits im zweiten Abschnitt den Eindruck, er könnte es sein. Deshalb war mir auch klar, dass Steensen mit Vornamen Christian heißen muss :grin. Irgendwo weiter vorne, als es um die Namensfindung für Baby Ingwer ging, sagt Sönke nämlich, ihm ist es egal, nur nicht Christian (steht dort in plattdeutsch, aber auch für mich erkennbar 8o).

  • Ich glaube, die Großeltern führen noch eine der besseren Ehen im Dorf, bei den Gedanken, die sich Ingwer über die Paare bei ihren Hochzeitsjubiläen macht, die er als Kind von der Theke aus beobachtet hat, wird mir echt anders. Eine lange, glückliche Ehe scheint es in diesem Dorf gar nicht gegeben zu haben.

    Ich denke, dass Pragmatismus das Leben auf dem Land bestimmt hat, damals noch mehr als heute. Mit dem Kopf in den Wolken kommt man dort noch weniger weiter als in der Stadt.

    Und ich bin der Überzeugung, dass man mit einer ordentlichen Portion Pragmatismus deutlich besser durch`s Leben kommt.


    Aber ich finde auch, dass den trübselig deprimierenden Aspekte in dieser dörflichen Chronik sehr viel mehr Raum gegeben wird als den glücklich positiven.

    Und ich bin relativ sicher, dass es davon mehr gegeben hat als hier zur Sprache kommt. Man muss diese Momente suchen wie Perlen, die in die hinteren Ecke gerollt sind (um bei der bildhaften Sprache von Dörte Hansen zu bleiben :grin)